24.01.2009

Vöhringen: Ehrung für 65jährige Mitgliedschaft

Mit kurzer Hose bei der Feuerwehr eingerückt

Vöhringen (sps) - Für 65-jährige Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr gibt es keine Urkunde mehr. Das ist so selten, dass dafür ein Geschenkkorb Dienste tun muss. Wilhelm Rauscher aus Vöhringen, Ehrenvorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr, ist seit 1943 dabei. Mit ihm hätte auch Rainer Warta ausgezeichnet werden sollen, der aber erkrankt ist und deshalb daheim mit dem Korb überrascht wurde. Rauscher erinnert sich im Gespräch zurück an seine Dienstzeit. 1943 - im Zweiten Weltkrieg also - rückte der junge Mann noch mit kurzer Hose zum Dienst ein. „Heute noch trage ich die am liebsten“, lacht er „Die Uniform hing damals im Feuerwehrhaus. Die hatte man nicht daheim. Und die war auch der Einsatzanzug. Schutzanzüge gab es erst nach dem Krieg.“

Erinnerungen

Stahlhelm und Gasmasken freilich gehörten zur Ausrüstung. 1943 war Wilhelm wie alle Buben in und vor diesem Alter „Pimpf“, so hieß die Vorstufe zur Hitlerjugend allgemein, genau formuliert „Deutsches Jungvolk“. Kaum jemand kennt heute den Unterschied. Die Pimpfe trugen kein Hakenkreuzarmband und keine braune Uniform wie die Über-14-Jährigen bei der Hitler-Jugend. Wer 14 war, konnte sich entscheiden in eine der Hitlerjugend-Gliederungen beispielsweise als Modellflieger, Reiter, Motorfahrer oder Spielmann oder in die Feuerwehr überzuwechseln. Die Jugend war komplett ausgerichtet. Den Dienst bei der Feuerwehr erkannte Wilhelm Rauscher als besonders wichtig für seine Gemeinde Vöhringen. Rückblickend meint er, dass damals 20 bis 30 Leute bei der Wehr Dienst taten, vorwiegend Ältere und eben ganz Junge. Die anderen waren Soldaten im Kriegseinsatz. Rauschers Jahrgang 1929 wurde dazu nicht mehr eingezogen. Beruflich hatte er eine Lehre bei Wieland als Schlosser begonnen. Trotzdem erlebte er den Krieg hautnah mit. Nach Bombardements auf Neu-Ulm und Augsburg war die Vöhringer Wehr eingesetzt. Ihre zwei Fahrzeuge standen im hinteren Teil des Rathauses. Kleiderkammer war im Werkstatthäusle neben dem Rathaus: „Regelmäßig wurde geübt, aber nicht wie heute jede Woche, sondern nur einmal im Monat. Die Produktion war wichtiger.“ Nach dem Krieg blieb Wilhelm bei der Wehr. Er rückte zum Löschmeister auf, wurde Zeugwart. Und er erzählt: „Nach einem Einsatz Schläuche waschen war Familiensache. Die wurden auf einen Leiterwagen geladen und zum Kanal gebracht. Dort ließen wir sie durchspülen. In Handarbeit wurden sie mit der Bürste gereinigt. Tochter Helene und Sohn Jakob mussten helfen.“ Das führte auch dazu, dass der Sohn in die Fußstapfen des Vaters trat. Nach seinem Amt als Gerätewart war er 18 Jahre lang Zweiter Vorsitzender, dann bis zu seinem Dienstende mit 60 Jahren Erster Vorsitzender. Heute ist 63 die Altersgrenze für die Aktiven. Einsätze auf den Bauernhöfen Frick und Raubold sind bei ihm noch in Erinnerung. Oder der Unfall eines holländischen Busses an der Brücklesmühle mit mehreren Toten. Den Vorsitz der Senioren hat er nun auch abgegeben. Und das Amt als Platzkassierer beim Fußball, das er nach seiner Rückschau 58 Jahre ausübte, auch. Dennoch: Jeden zweiten Freitag im Monat geht er zu den Senioren und oft ist er auch dienstags bei den Übungen. „Einmal Feuerwehrmann“, sagt er, „immer Feuerwehrmann.“
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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