06.05.2008

Unterelchingen: Spielerisch den Notfall proben

Brandschutzerziehung für 26 Kinder des Unterelchinger Kindergartens St. Michael Begeistert haben 26 Kinder des Unterelchinger Kindergartens St. Michaels eine Brandschutzeinweisung durch die Freiwillige Feuerwehr verfolgt. Morgen kommt noch eine Feuerübung im Kindergarten hinzu. OLIVER HEIDER Elchingen "Welche Telefonnummer rufen wir denn an, wenn wir die Feuerwehr brauchen?", fragt Herbert Wachsmann, der Jugendleiter der Freiwilligen Feuerwehr Unterelchingen, in die Runde. Ein kollektives "112" schallt zurück. Für 26 Kinder aus dem Kindergarten St. Michael ist die Brandschutzerziehung im Gerätehaus in Unterelchingen ein tolles Erlebnis. Und tatsächlich: Wachsmann geht zum Telefon und wählt die Notrufnummer. Die zuständige Leitstelle in Neu-Ulm weiß Bescheid. Tuuut, tuuut. "Hallo, ich bin der Flori. Ich bin zuhause und hab gezündelt. Jetzt kommt Rauch durch die Türe", sagt Wachsmann mit verstellter Stimme. In der Hand hält er eine Puppe namens Flori - ein Maskottchen aus dem Brandschutzkoffer, der Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt wird und Informationsmaterial beinhaltet. "Hast du eine Decke?", fragt die Stimme am anderen Ende der Leitung. "Ja." Die Aufforderung: "Stopf sie unten rein, damit kein Rauch mehr ins Zimmer kommt." In Ordnung. Nachdem der Feuerwehrmann Wohnort und Straße erfragt hat, gibt er den Hinweis, das Fenster aufzumachen und sich dort aufzuhalten. Und er verspricht, dass bald Hilfe kommt. Wachsmann legt den Hörer auf: "Ihr braucht also keine Angst haben. Auch wenn ihr selbst etwas angestellt habt, hilft euch die Feuerwehr sofort." Das ist es auch, was die Feuerwehrleute mit der Brandschutzeinweisung bezwecken wollen: Vertrauen gewinnen. "Wir wollen den Kleinen zeigen, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten haben und ihnen die Angst vor den uniformierten Männern nehmen", erklärt Marcus Herrmann, der Kommandant der Einheit. Da sei es auch nur konsequent, den Kindern die Ausrüstung genau zu erklären. Die Jungen und Mädchen staunen nicht schlecht, was ein Feuerwehrmann alles bei sich hat: Helm, Atemmaske, Funkgerät, Axt - und noch vieles mehr. Ein Fachmann zeigt ihnen, wie die Ausrüstung funktioniert: Jochen Topitsch ist der Atemschutzgerätewart bei der Feuerwehr und hat dafür eine spezielle Ausbildung an der staatlichen Feuerwehrschule absolviert. "Wollt ihr mal durch die Sauerstoffmaske atmen?", fragt er die Kinder. Na klar. Wann hat man schon mal die Möglichkeit dazu, sind sich die Fünf- und Sechsjährigen einig. Topitschs Kollege Andreas Beil hat sich mittlerweile in die volle Montur geworfen. "Der Anblick kann einem Kind schon Furcht einflößen", erklärt Herrmann. Jetzt könne man ihnen die Angst nehmen. Das scheint ganz gut zu funktionieren. Nun dürfen sich die Knirpse mit einer starken Maschine, einem hydraulischen Kombigerät aus Rettungsschere und Spreizer messen. Sollten sie tatsächlich mehr Muckies haben als das massive Rettungsgerät, winkt eine Fahrt mit dem Feuerwehrauto zurück zum Kindergarten. Sollten sie das - unfaire - Tauziehen verlieren, müssen sie sich zu Fuß auf den Rückweg machen. Und wie erwartet: Die Maschine ist stärker - trotz vereinter Kindeskräfte. Ein bisschen traurig macht sie das schon. Plötzlich sagt Wachsmann: "Ich glaub, da ist was im Busch." Er öffnet das Tor: Draußen brennen einige Holzkisten lichterloh. Große Augen allerorten, ein kleiner Bub bekommt etwas Angst. Die Erzieherinnen dürfen löschen. Beruhigung kehrt ein. Spielerisch geht es weiter: Die Kleinen dürfen mit einem Löschschlauch einen Tennisball von einem Hütchen spritzen - mit großem Erfolg. "Viele der Kindern waren schon Tage zuvor ziemlich nervös", erzählt Korinna Schmidt, die Leiterin des Kindergartens. Im Vorfeld hätten sie die Themen Feuer und Feuerwehr schon umfassend besprochen. Dabei sei klar geworden: "Auch heute wollen viele Jungs noch Feuerwehrmann werden." Mädchen seien zurückhaltender bei diesem Berufswunsch, seien aber nicht weniger interessiert. Wie Julia. Die Fünfjährige ist begeistert von dem Feuerwehrauto. Immerhin habe sie bislang nur eines an sich vorbeifahren gesehen. Nun darf sie einen Blick ins Innere werfen. "Mir hat das Feuerwehrauto auch am besten gefallen", sagt der sechsjährige Martin. Er hat sich auf den Besuch im Gerätehaus vorbereitet: Auf dem Kopf hat er einen roten Kinder-Feuerwehrhelm aus Plastik, nimmt ihn keine Sekunde ab. "Den habe ich geschenkt bekommen", erzählt er stolz. In voller Montur ist auch Leon (5). Er hat von Herrmann eine Feuerwehrjacke angezogen bekommen - in Erwachsenengröße. Zur Belustigung aller. Und als keines der Kinder mehr damit rechnet, kommt doch noch die große Überraschung: Sie werden mit dem Feuerwehrauto zurück zum Kindergarten gebracht - gerüstet für die Feuerwehrübung, die dort morgen Abend als Abschluss der Themenwoche ansteht.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
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