03.07.2012

Unwetter im Landkreis Neu-Ulm

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Nach einem extrem heißen und schwülen Sommertag brach am Samstagabend gegen halb neun Uhr ein schweres Unwetter über den Landkreis Neu-Ulm herein, wie man es noch selten erlebt hatte: Innerhalb von Sekunden kam starker Sturm auf, und in Teilen des Landkreises kamen Starkregen und Hagel dazu. Unmittelbar danach wurden die Integrierte Leitstelle Donau-Iller in Krumbach, bei der die 112-Notrufe für Feuerwehr und Rettungsdienst auflaufen, sowie die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten, wo die 110-Notrufe ankommen, mit mehreren hundert Anrufen buchstäblich überschüttet. In der Mehrzahl handelte es sich um umgestürzte Bäume, die die Bahnlinie Ulm-Kempten, die Autobahn A 7 und eine große Anzahl von Landstraßen blockierten. Auf der A 7 war zwischen Illertissen und Altenstadt nur noch die linke Spur teilweise befahrbar, weil Bäume von der westlichen Böschung die Standspur und die rechte Fahrspur bis über die Mittellinie hinaus belagerten. Riesenglück hatten ein Mann und eine Frau aus dem Unterallgäu: Sie waren auf der Kreisstraße NU 5 von Unterroth nach Illertissen unterwegs, als auf Höhe des Parkplatzes beim Gehrenwald ein Baum auf die Straße stürzte und das Auto in den Graben warf. Glücklicherweise blieben beide Insassen unverletzt. Insgesamt wurden fast alle Feuerwehren des Landkreises sowie das Technische Hilfswerk in Komplettstärke alarmiert; von Krumbach aus wurde 302 mal Alarm per Sirene oder Funkmeldeempfänger ausgelöst. Darüber hinaus wurde die Kreiseinsatzzentrale in Neu-Ulm besetzt, und bei mehreren größeren Feuerwehren wurde zusätzlich eine Nachalarmierungsstelle eingerichtet, von wo aus dann jeweils eine große Anzahl von Notrufen und Einsätzen selbstständig abgearbeitet wurden. In Jedesheim schlug der Blitz in einen Trafomasten am Schönblick ein; darauf geriet Isoliermaterial in Brand. Deshalb sowie durch zahlreiche Äste, die auf Stromleitungen gefallen waren, kam es im Laufe der Nacht zu teilweise längeren Stromausfällen in und um Illertissen. Die Feuerwehren arbeiteten mit allen verfügbaren Kräften fast die ganze Nacht hindurch daran, wenigstens die großen Straßen wieder befahrbar zu machen. Das gelang zuerst auf der Autobahn, und währenddessen wurden andere Straßen, die nicht sofort frei gemacht werden konnten, gesperrt. So waren die B 28 zwischen dem Dreieck Hittistetten und Neu-Ulm, die Straße zwischen Illertissen und Dietenheim ab dem Kreisverkehr Bruckhofstraße bis zur Tankstelle am Ortsrand von Dietenheim, die Bruckhofstraße zwischen dem Kreisverkehr und der Unteren Iller AG, und der Tiefenbacher Weg vom Ortsende Illertissen bis Betlinshausen gesperrt. In der Region waren die Feuerwehren beispielsweise in und um Buch sowie Illereichen unterwegs, um Bäume auf Straßen zu beseitigen. Diese Arbeiten wurden dann ab Sonntagmorgen den ganzen Tag hindurch fortgesetzt. Besonders spektakulär war im nördlichen Landkreis ein Dachstuhlbrand nach Blitzschlag in Attenhofen, wo die Alarmierung wegen des Stromausfalls erschwert war. In Illertissen fiel eine hundertjährige Rotbuche bei einer Gärtnerei in der Apothekerstraße dem Sturm zum Opfer: Der fast einen Meter starke Stamm brach aus dem mehrteiligen Baum heraus, stürzte auf ein Gewächshaus und richtete dort Schaden an, der erst in den nächsten Tagen genauer geschätzt werden kann. Ein besonderes Erlebnis hatte ein Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr Illertissen: Er war in der Dietenheimer Straße nahe der Iller zur Erkundung unterwegs, als er von einem Mann angesprochen wurde: Kurz oberhalb der Zubringerbrücke waren fünf junge Leute mit einem Schlauchboot durch das Unwetter in „Seenot“ geraten. Sie schafften es gerade noch, sich aus eigener Kraft entlang von ins Wasser gestürzten Bäumen aus dem Fluss zu befreien. Der Illertisser Feuerwehrmann fuhr dorthin, versorgte die zwei Mädchen und drei Jungen mit Rettungsdecken aus seinem Einsatzfahrzeug, setzte einen Notruf ab und half ihnen, das Schlauchboot aus dem Wasser zu ziehen. Schließlich konnte er sie wohlbehalten ihren Eltern übergeben, die von der Polizei verständigt worden waren. (wis)
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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