26.08.2006

Gutachter: Leitstelle am besten in Neu-Ulm

Von unserem Redakteur Roland Ströbele Neu-Ulm Die Feuerwehr Neu-Ulm hat im Tauziehen um den Standort für die Integrierte Leitstelle eine ganz wichtige Hürde genommen. Knapp zwei Wochen vor der Entscheidung im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung kommt ein als höchst vertraulich eingestuftes Gutachten zu dem Schluss, dass die Hauptfeuerwache in Neu-Ulm der geeignetste Standort zum Betrieb dieser Einrichtung ist. Obendrein sei das Neu-Ulmer Angebot auf zehn Jahre gerechnet 2,2 Millionen Euro billiger. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hat in der Expertise eher schlechte Karten. Die politisch höchst umstrittene Entscheidung über den Standort fällt am 14. September im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Donau/Iller. Als höchst vertraulich ist das Gutachten aus gutem Grund eingestuft: Bei der Standortfrage handelt es sich um eine politisch höchst diffizile Entscheidung. Seit annähernd fünf Jahren kämpfen die Feuerwehr Neu-Ulm und das Rote Kreuz mit den verschiedensten Argumenten und harten Bandagen um diese begehrte Einrichtung. Beide Seiten haben in dieser Zeit nichts unversucht gelassen, die Kommunalpolitiker im Rettungszweckverband, der die Landkreise Neu-Ulm, Günzburg, Unterallgäu und die kreisfreie Stadt Memmingen betreut, in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Politiker im Zweckverband haben die äußerst knifflige Frage zu lösen, wer die Integrierte Leitstelle wo betreiben soll. Unterschiedliche Interessen Da es auch politisch die unterschiedlichsten Interessen gibt, hat der Zweckverband ein vergleichendes Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnis in der Sitzung am 14. September als neutrale Entscheidungsgrundlage dienen soll. Sowohl der Landesverband des Bayerischen Roten Kreuzes als auch die Stadt Neu-Ulm hatten ein Angebot zum Betrieb der Integrierten Leitstelle abgegeben. Der Bonner Gutachter Dr. R. Schmiedel hat beide Angebote miteinander verglichen und ist in seiner rund 120 Seiten starken Expertise zu dem Ergebnis gekommen, dass die Hauptfeuerwache in Neu-Ulm der geeignetste Standort ist und die Feuerwehr auch die wirtschaftlich günstigere Lösung angeboten hat. Folgen die Verbandsräte dieser Empfehlung, hätte Krumbach und die derzeit dort angesiedelte Rettungsleitstelle eindeutig das Nachsehen, obwohl sich die dortigen Politiker in der Vergangenheit vehement für einen Verbleib der Leitstelle stark gemacht hatten. Mehrfach wurde von BRK-Seite der Feuerwehr sogar die Qualifikation zum Betrieb einer Integrierten Leitstelle abgesprochen. Dem waren jedoch Politiker und Feuerwehrleute aus dem Landkreis Neu-Ulm mit dem zur Zeit schlagkräftigsten Argument der Wirtschaftlichkeit begegnet. In Zeiten knapper Kassen müsse bei gleicher Leistung das billigere Angebot wahrgenommen werden. Im direkten Vergleich beider Angebote hat offenbar die Feuerwehr auch bei der Prüfung der Wirtschaftlichkeit besser abgeschnitten als das Rote Kreuz. Ferner sind in der großzügig dimensionierten Hauptwache der Neu-Ulmer Feuerwehr die baulichen Voraussetzungen besser als in Krumbach, wo das BRK die Leitstelle derzeit noch in angemieteten Räumen betreibt. Die Rot-Kreuzler freilich hatten diese Zuständigkeit für sich reklamiert unter anderem mit dem Hinweis, dass die Einsätze von Rettungswagen und Notarzt weit häufiger anfallen als Katastrophen und Brandeinsätze. Mehrheit der BRK-Lobbyisten? Seinen Haupttrumpf sieht das BRK jedoch nach wie vor in der Hausmacht innerhalb des Entscheidungsgremiums. Dort haben nach Berechnungen findiger Rot-Kreuz-Strategen die BRK-Lobbyisten die Mehrheit. Ob die sich über das Ergebnis des nicht billigen Gutachtens hinwegsetzen werden, ist aber höchst fraglich. Angesichts der Brisanz der Entscheidung war gestern von offizieller Seite nichts zu erfahren. Wolfgang Strauch, der im Landratsamt Günzburg sitzende Geschäftsführer des Zweckverbandes, lehnte eine Stellungnahme zu dem Gutachten ebenso ab wie die zuständigen Fachbeamten im Landratsamt Neu-Ulm. Die beiden Landräte Erich Josef Geßner und Hubert Hafner waren gestern nachmittag nicht mehr zu erreichen.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
Feuerwehren
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