12.05.2006

Neu-Ulm: Chlorgasalarm

Nach Chlorgas-Alarm Sparkasse evakuiert Bei Rohrreinigung reagieren chemische Substanzen Neu-Ulm (kr). Schreck in der Vormittagsstunde für Beschäftigte und Kunden der Sparkasse auf der Neu-Ulmer "Insel": Weil eine Spezialfirma beim Reinigen eines verstopften Rohres anscheinend Chemikalien einsetzte, die in Kombination unerwünschte Nebenwirkungen erzeugen, wurden gestern wegen Chlorgas-Alarms an die Hundert Personen aus dem Bankgebäude evakuiert. Vier Beschäftigte des Geldinstituts, die über Übelkeit klagten, wurden zur Sicherheit in die Donauklinik gebracht, die sie aber wenige Stunden später wieder verlassen konnten. Kurz nach neun Uhr am Donnerstagvormittag durchwaberte beißender Gestank, darunter Fäkalgeruch, die Räume der Zentrale der Sparkasse Neu-Ulm/Illertissen auf der "Insel". Der Grund war zunächst unklar. Sicherheitshalber wurden deshalb die Experten der Neu-Ulmer Feuerwehr gerufen, die rasch herausfanden, dass Chlorgas mit ein Grund für die Geruchsbelästigung war. Da mit diesem Gas nicht zu spaßen ist (siehe Wortweiser), ordnete Feuerwehr-Einsatzleiter Andreas Thoß die sofortige Evakuierung des Gebäudes an, in der sich zu diesem Zeitpunkt nach Angaben von Sparkassen-Sprecher Hans-Manfred Allgaier zirka 100 Beschäftigte und Kunden befanden. Das Verlassen der Bank sei "sehr geordnet und diszipliniert" über die Bühne gegangen. Später, als sich herausgestellt hatte, dass der Chemieunfall relativ glimpflich für Leib und Leben der Evakuierten ausgegangen war, sagte ein sichtlich erleichterter Sparkassen-Sprecher Allgaier: "Unsere Notfallpläne haben funktioniert." Wie sich nach Polizeiangaben herausstellte, hatte sich das Chlorgas bei Reinigungsarbeiten eines verstopften Rohres im Keller des Bankhauses gebildet. Mitarbeiter einer Ulmer Firma, die damit betraut worden war, hatten in die verstopfte Leitung zunächst eine säurehaltige Substanz geschüttet. Als dieses Mittel nicht den erwünschten Erfolg zeitigte, wurde kurze Zeit später eine weitere Substanz nachgegossen, die mit der verbliebenen Säure reagierte. Die Folge war, dass sich Chlorgas entwickelte, das über die Lüftungsanlage des Hauses rasch in mehrere Etagen des Hauses gelangte. Etwa 30 der 100 Evakuierten, die auf einem Parkplatz neben der Sparkasse Zuflucht gefunden hatten, klagten über Atembeschwerden und übelkeit. Sie wurden von den Rettungskräften und vier Notärzten noch vor Ort untersucht und versorgt. Vier Personen - laut Allgaier Beschäftigte der Sparkasse - wurden zur Sicherheit in die Neu-Ulmer Donauklinik gebracht, die sie aber wenige Stunden später wieder verlassen konnten. Die Feuerwehr, die 27 Mann von Hauptwache und aus Pfuhl sowie einem Messwagen vor Ort war, entfernte nach Angaben von Neu-Ulms Feuerwehr-Chef Andreas Thoß zunächst die Rohrfrei-Mittel, die das Chlorgas erzeugt hatten und bliesen anschließend die stinkende Luft mit Lüftern aus den Räumen. Nach weiteren Messungen konnte kurz nach elf Uhr Entwarnung gegeben werden, so dass wieder "business as usual" aufgenommen werden konnte. Der Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und vor allem Polizei mitten in Neu-Ulm lockte zahlreiche Schaulustige an, die sich mangels genauer Kenntnis des Vorfalls aus einigen bekannt gewordenen Versatzstücken ihre eigene Version der Wirklichkeit zurechtlegten: Unter anderem war zu hören, dass ein Räuber die Sparkassenangestellten mittels eines bewusstlos machenden Gases ausgeschaltet habe, um ungehindert an Bares zu kommen. Die Polizei muss aber mitnichten einen Bankräuber jagen, dafür ermitteln, ob der Mitarbeiter der Rohrreinigungsfirma nicht gegen die Gefahrstoffverordnung verstoßen und sich so unter Umständen der fahrlässigen Körperverletzung schuldig gemacht hat.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
Feuerwehren
Neu-Ulm LZ1Pfuhl
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