17.02.2006

"Land unter" und voll gelaufene Keller im Landkreis Neu-Ulm

"Land unter" und voll gelaufene Keller Schneeschmelze: Feuerwehr bei 65 Einsätzen im Landkreis Von NUZ Redaktionsmitglied Thomas Lützel Neu-Ulm/Weißenhorn/Pfaffenhofen Steigende Temperaturen in den vergangenen zwei Tagen lassen Schnee und Eis rapide schmelzen - und das bei weiterhin gefrorenem Boden. Weil das Wasser nicht versickern kann, fließt es in Bächen über Felder, Wiesen und Straßen. Und auch in Häuser. Seit den frühen Morgenstunden waren die Feuerwehren gestern mit Pumpen und Sandsäcken im Einsatz. Bis zur Mittagszeit registrierte die Feuerwehr-Einsatzzentrale in Neu-Ulm mehr als 65 Alarmierungen im Landkreis. Größere Schäden durch das Schmelzwasser sind bislang nicht bekannt. Allein zu acht größeren Einsätzen wurde die Neu-Ulmer Feuerwehr gerufen. Die Unterführung in der neuen Kammer-Krummen-Straße musste gestern für den Verkehr gesperrt werden, was zu Staus führte. Immer wieder pumpten die Feuerwehrmänner die dort zusammenlaufenden Wassermassen ab. Die weiteren Einsatzorte: in Pfuhl am Bahndamm, wo eine 30 Meter lange Sandsackbarriere erreichtet wurde, das Hotel Meinl in Reutti und mehrere Anwesen in Steinheim. Im Einsatz waren in Neu-Ulm und den Stadtteilen die Löschzüge der Hauptwache, Gerlenhofen und Ludwigsfeld sowie die Feuerwehren Reutti, Steinheim, Pfuhl und Burlafingen mit 100 Einsatzkräften. Flankierend war in Neu-Ulm auch das Bayerische Rote Kreuz vor Ort. "Bei großen Lagen ist das üblich", sagte Neu-Ulms Feuerwehr-Chef Andreas Thoß. Das Rote Kreuz übernehme in solchen Situation die Versorgung der Helfer mit Tee, Essen und neuer Kleidung. Gleichzeitig war es gestern auch das Debüt des Feuerwehrarztes Dr. Thomas Klett, der diese Position seit Jahresbeginn bekleidet. Er überwacht künftig bei Ereignissen wie gestern die medizinischen Sicherheitsaspekte - als den Eigenschutz - für die Einsatzkräfte. Nicht im Einsatz, aber auf Abruf bereit: Die Spezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) für die Errichtung von Sandsackbarrieren. Zu etwa zehn Einsätzen rückten auch die Floriansjünger in Weißenhorn und den Stadtteilen aus. Laut Kommandant Wilhelm Schneider heulte die erste Sirene um 5 Uhr morgens in Attenhofen. Hier lief das Wasser von den Feldern her in sieben Wohngebäude an der Ottilienstraße. Eine Stunde später waren auch die Wehrmänner in Oberreichenbach auf den Beinen, um einen Keller auszupumpen und das Haus abzudichten. Um 8.30 Uhr erfolgte eine weitere Alarmierung in Wallenhausen. "Diese Einsätze erledigen die Ortsfeuerwehren - in der Regel vier bis zwölf Mann - eigenständig, sagt Schneider. "Wir liefern lediglich Pumpen und Sandsäcke, die wir in Weißenhorn füllen." 19 Feuerwehrmänner aus Pfaffenhofen und vier Kameraden aus Beuren waren in den frühen Morgenstunden auch im Marktgebiet bei vier Einsätzen gefragt. Eine weitere Pumpe zur Unterstützung lieferte auch Kreisbrandmeister Markus Rupp von der Feuerwehr Kadeltshofen. Während in drei Kellern jeweils nur wenige Zentimeter Wasser und Schlamm standen, war ein Untergeschoss im Erlenweg beinahe bis zur Decke hin voll gelaufen. Zur Sicherheit pumpte die Feuerwehr einen in einem Feld aufgestauten See ab, zusätzlich installierte die Gemeinde einen Sickerschacht, informierte Kommandant Mathias Stölzle. Auch in anderen Orten - beispielsweise in Thalfingen - liefen mehrere Keller voll. Überschwemmungen wurden gestern auch aus dem südlichen Landkreis gemeldet. In Kellmünz-Weiler war auf Höhe des Bahnhofs die Staatsstraße 2017 auf einer Länge von rund 100 Metern überflutet. Weil das Wasser 20 bis 30 Zentimeter hoch auf der Fahrbahn stand, wurde die Straße gesperrt. Ebenfalls überflutet waren Abschnitte des Radwegs am südlichen Ortsausgang von Bellenberg. In den Nachmittagsstunden entspannte sich die Lage. Was die nächsten Tage noch bringen werden, konnte Neu-Ulms Feuerwehr-Chef Andreas Thoß nicht sagen. "Das Tauen hält weiter an. Wie sich die Situation entwickeln wird, ist nicht vorhersehbar. Die Wettervorhersage gibt ihm Recht: "Es bleibt wechselhaft. Vereinzelt fallen Schauer. Die Temperaturen bleiben tagsüber im Plusbereich, nachts liegen sie um den Gefrierpunkt", sagte gestern Wetterdiensttechniker Erich Schmidt von der Wetterwarte Stötten bei Geislingen. Kreisbrandrat Alfred Raible sieht "kein außergewöhnliches Hochwasser" auf den Landkreis zukommen, "auch wenn kleinere Flüsse wie die Roth ausufern werden." An Iller und Donau hingegen seien keine Überschwemmungen zu erwarten, auch wenn die Pegel gestern deutlich anstiegen und weiter ansteigen werden.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
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