04.04.2006

Der Tag der toten Ente an der Donau

SEUCHE / Polizei und Gemeinde Elchingen errichten Sperrzone rund um Fundstelle eines mit dem H5N1-Virus infizierten Vogels Der Tag der toten Ente an der Donau Feuerwehr Thalfingen desinfiziert einen Teil des Damms - Radler und Spaziergänger müssen umkehren Der Vorlauf war lang. Zeit genug für umfassende Vorbereitungen. Als gestern der erste Fall von Vogelgrippe in der Region bekannt wurde, bauten Helfer rund um den Fundort der toten Ente an der Donau Absperrungen auf. Gelassen, aber gewissenhaft taten sie ihre Pflicht. CLAUDIA REICHERTER ELCHINGEN Aufgeregt quakt ein Wasservogel vom südlichen Ufer der Donau herüber. Auf dem Damm am Nordufer zwischen den Elchinger Ortsteilen Thalfingen und Oberelchingen hingegen herrscht Ruhe. Lautlos und elegant lässt sich ein Stockentenpaar in eine Ausbuchtung des reichlich Wasser führenden Flusses treiben. Ein Spaziergänger lässt auf dem Grasweg entlang des Damms seinem jungen Schäferhund freien Lauf. Rechts von ihm wälzt sich der Fluss mächtig und gemächlich tiefer nach Bayern hinein, links ruht der Thalfinger Ausee. Auch zwischen den Flusskilometerschildern 2578,2 und 2576,6 herrscht Ruhe. Teils angespannt, teils konzentriert, teils recht gelassen tun dort Vertreter der Gemeinde Elchingen, der Neu-Ulmer Polizei und der Thalfinger Feuerwehr ihre Pflicht. Um 15 Uhr war im Neu-Ulmer Veterinäramt die Mitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts eingegangen, dass eine vor drei Wochen hier aufgefundene tote Reiherente mit dem Vogelgrippevirus H5N1 infiziert war. Erst absperren. . . Um 16 Uhr war deshalb ein Unimog mit Anhänger auf die durch eine Schranke für Fahrzeuge eigentlich abgesperrte Landzunge zwischen den beiden Donauarmen gerollt. Mehrere Pkw und einen Streifenwagen im Schlepptau. Die Motoren verstummten, sechs Männer stiegen aus. Josef Mayer und Alfred Wolfarth vom Elchinger Bauhof machten sich daran, zusammen mit den beiden Neu-Ulmer Polizeiobermeistern Sebastian Adam und Martin Weßnitzer sowie Dr. Jörg Krebs vom Veterinäramt die vorgeschriebenen Absperrungen aufzubauen. Einen halben Kilometer vor und hinter der Fundstelle. Dazu hieven Mayer und Wolfarth zwei Plastikständer und ein Metallsperrgitter vom Anhänger des Unimogs. Adam und Weßnitzer befestigen mit Kabelbindern orangefarbene Kunststoffschilder daran: Das Wort "Geflügelpest" in Großbuchstaben ist von Hand mit Edding auf ein Stück Klebeband geschrieben. Die darunter stehende Warnung stammt noch aus Zeiten, da BSE der Medien liebstes Thema war: "Seuchengefahr - Betreten verboten". Und kleiner der Auftraggeber der Absperrung: "Veterinäramt des Landratsamts Neu-Ulm." Rechts und links spannen die Gemeindearbeiter noch bis zum Wasser hinab rot-weiße Bänder. Fertig ist die Absperrung. "Nicht grad da langlaufen, wo der Vogel gelegen ist", mahnt Jörg Krebs vom Veterinäramt seine Helfer. "Sonst ist ja alles umsonst." Noch während die Männer die nördliche Absperrung errichten, biegt ein Mountainbiker von der Glockeraustraße her auf den Wanderweg. Beim Näherkommen stutzt er. "Ist das Vogelgrippe gewesen? Bei der toten Ente, die hier lag?" Da habe er schon lange drauf gewartet, sagt der junge Mann zu Polizeiobermeister Adam. "Die Ente hab ich selbst gemeldet." Dann folgt er dessen Aufforderung und macht kehrt. "Wir haben schon eine Einweisung gehabt", sagt Sebastian Adam von der Neu-Ulmer Polizei. "Bereits seit geraumer Zeit" bereite sich auch das Veterinäramt darauf vor, dass die Vogelgrippe in der Region ankommt, erklärt Jörg Krebs. "Wir hatten einen guten Vorlauf." So hatte seine Behörde etwa die Schilder auf den neuesten Seuchenstand gebracht. Seine erste Reaktion an diesem Nachmittag sei denn auch "eher gelassen" gewesen. So richtig damit gerechnet habe er jetzt aber eigentlich nicht, gesteht Stefan Kopp, der bei der Gemeinde Elchingen unter anderem für die Feuerwehr zuständig ist. "Wenn man schon zehn bis zwölf tote Vögel eingesammelt hat und danach von den Labors jedesmal nichts mehr hört", stelle sich eine gewisse Routine ein. Die beiden Polizisten verlassen den Fundort. Sie stellen noch an beiden Zugängen zu dem beliebten Spazierweg, zwischen dem Wanderparkplatz am Fährenweg und dem am Oberelchinger Sportplatz, Warnschilder auf. An ihrer Statt tritt jetzt die Thalfinger Feuerwehr auf dem Donaudamm in Aktion. Rolf Gulde und Timo Kröhner packen sich in weiße Schutzanzüge. Über die Schuhe stülpen sie Tüten aus demselben virusundurchlässigen Material, die Hände stecken in Handschuhen, Mund und Nase bedecken blaue Atemschutzmasken. Auch der Mundschutz filtere Viren raus, erklärt Kommandant Markus Tschiharsch. Alles streng nach Vorschrift. . . . dann desinfizieren Mit einer tragbaren Zehn-Liter-Druckspritze nässen sie das Gelände unmittelbar um die Fundstelle mit Desinfektionsmittel ein. Jörg Krebs achtet darauf, dass kein Fleck trocken bleibt und fordert noch 30 bis 40 Liter mehr Wasser zum Verdünnen des Desinfektionsmittels an. Er glaubt zwar nicht, dass das "relativ labile H5N1-Virus" den Wechsel aus Sonneneinstrahlung und Regen der vergangenen Wochen überlebt hat, aber sicher ist sicher. Die Stimmung unter den Helfern lockert sich. Sie scherzen. Eine Ente flattert quakend über ihre Köpfe hinweg. Eine Spaziergängerin, die von Oberelchingen her auf den Uferweg zugesteuert war, bleibt am Seuchen-Warnschild stehen. Dann dreht sie verdutzt wieder um.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
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