09.05.2009
Senden: Feuerwehrleute im Stress
Brandübungscontainer steht seit gestern in Senden - Tag der offenen Tür
Bis Sonntag können Feuerwehrleute in Senden im Brandcontainer des
Energiekonzerns ENBW Gefahrensituationen trainieren. Eine der simulierten
Gefahren ist der "Flash-over" - der Albtraum jedes Feuerwehrmannes.
CLAUDIA SCHÄFER
Senden
Der anrückende Feuerwehrmann spürt sofort, dass die Türe heiß ist. 140
Grad. Die ihm entgegenschlagende Hitze signalisiert, dass er sich trotz
Atemschutz nur mit äußerster Vorsicht Zutritt verschaffen darf: Es droht
ein "Flash-over", bei dem eindringender Sauerstoff Rauchgase im Inneren
explosionsartig entzündet - Lebensgefahr!
Diesen "Flash-over" trainieren Feuerwehrleute aus Senden und Umgebung seit
gestern im Brandcontainer der ENBW. Der Energieversorger betreibt seit
drei Jahren fünf solcher Anlagen in Baden-Württemberg und leiht diese in
"schöner grenzüberschreitender Zusammenarbeit" an bayerische Wehren aus.
Das sagte Firmenvertreter Michael Gutjahr gestern bei der Vorstellung des
Containers vor Feuerwehrleuten und Kommunalpolitikern aus Senden und
Illerkirchberg.
Als Stromversorger komme die ENBW immer wieder mit Feuerwehren in Kontakt,
sei es beim Brand von Trafostationen oder Verkehrsunfällen in der Nähe von
Stromleitungen: "Deshalb wollten wir einen Beitrag dazu leisten, die
Feuerwehrleute für die Gefahren durch Strom und Gas zu sensibilisieren."
Die Anlage bietet möglichst realistische Einsatzbedingungen: Im Inneren
erwartet die Feuerwehrleute eine äußerst unwirtliche Umgebung: Dunkelheit,
Hitze und Rauch lassen den Adrenalinspiegel steigen, Hintergrundgeräusche
wie Flammengeprassel und Schreie die Übungssituation vergessen. Sämtliche
Effekte lassen sich entweder vom benachbarten Kontrollraum via Computer
regeln oder per Funk über eine Fernbedienung steuern. Das Übungsszenario
ist variabel: Simulieren lassen sich sowohl der Brand eines Trafos oder
Schaltschranks wie ein Wandbrand oder ein brennender Gasflansch. Der
"Flash-over" etwa erscheint als optisch beeindruckende, doch für die
Übenden ungefährliche Feuerwalze. Zusätzlich gibt es eine Wendeltreppe,
die laut Gutjahr "komplett zu zünden" ist und übers Containerdach erreicht
werden kann.
Weil eine Übung in dem Container für die Feuerwehrleute ganz realen Stress
bedeutet und Feuer, Hitze und ausströmendes Gas nicht außer Kontrolle
geraten dürfen, ist die Übungseinheit mehrfach gesichert: Ein Fenster im
Kontrollraum gewährt Einblick in den Übungsraum, über Kameramonitore
lassen sich tote Winkel einsehen. Es gibt Gassensoren und Hitzemelder, die
die Anlage ausschalten, sobald die Innentemperatur 200 Grad auf einem
Meter Raumhöhe oder 400 Grad auf zwei Metern Höhe erreicht. An den
Innentüren sitzen Notschalter, draußen wartet ein Rettungstrupp.
Der Sendener Kommandant Helmut Rogg freute sich sehr über die Gelegenheit,
seinen Aktiven realistische Übungsbedingungen bieten zu können. Weil es
immer weniger Brandeinsätze gebe, steige im Ernstfall die Gefahr: "Früher
brannte der Stadel, heute brennt alles und vor allem viel Kunststoff."
Deshalb sei eine gute Ausbildung wichtiger denn je. In Bayern gebe es nur
eine große Übungsanlage, die sehr stark frequentiert sei. Deshalb sei die
Sendener Wehr froh über ihren eigenen, kleinen Übungsschuppen, der für
Atemschutztraining benutzt wird. "Aber das lässt sich mit der ENBW-Anlage
nicht vergleichen."
Bis Sonntag, wenn der Brandcontainer eine der Hauptattraktionen beim "Tag
der offenen Tür" der Sendener Wehr ist, werden rund 80 Feuerwehrleute aus
Senden und seinen Ortsteilen, dazu befreundete Wehren aus Regglisweiler,
Thalfingen, Bellenberg, Strass und Illerkirchberg in der Anlage
trainieren.
Info
Morgen, Sonntag, gewährt die Freiwillige Feuerwehr Senden einen Blick
hinter die Kulissen: Einsatzfahrzeuge und die Ausrüstung können besichtigt
werden, Rettungseinsätze werden vorgeführt. Der Aktionstag im und vor dem
Gerätehaus an der St.-Florian-Straße in Senden dauert von 10 bis 16 Uhr.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
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