10.02.2009

Landkreis Neu-Ulm: Neue Untersuchung für Atemschutzgeräteträger

Damit beim Löschen nicht die Puste ausgeht Landkreis Kein leichter Job: Wer ein schweres Atemschutzgerät auf dem Rücken durch ein glühendes Inferno schleppt, dem sollte dabei besser nicht die Puste ausgehen. Deshalb hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung nun indirekt verlangt, dass Feuerwehrleute ihre Gürtel enger schnallen. Künftig sollen Mediziner beim Eignungstest zum Atemschutzgeräteträger nun den Body-Mass-Index (BMI), den Körpermasse-Index, zurate ziehen dürfen. Ab einem Wert von 30 ist Schluss mit dem Löschen, denn dann gilt ein Mensch nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation als fettleibig. Die Feuerwehrleute in der Region beurteilen den Vorstoß kritisch. Kreisbrandrat Alfred Raible aus Illertissen kann die Idee zwar verstehen: „Es muss Richtlinien geben.“ Eine strenge Auslegung lehnt er aber ab: „Ein Feuerwehrmann muss sportlich sein, ob er schwer ist oder leicht.“ Wichtig sei, dass alle Männer von ihren gefährlichen Einsätzen gesund zurückkämen. „Was bringt es mir, wenn einer zwei Runden schnell um den Block läuft und dann nicht mehr kann?“ Wer sich mit einem Atemschutzgerät den Flammen stellen will, der muss ein gesundes Herz haben und kräftig durchatmen können. Ein Besuch beim Mediziner ist für die Löschkräfte unerlässlich, die Untersuchung heißt in Fachkreisen G 26-3. „Jeder zukünftige Atemschutzträger wird von Kopf bis Fuß durchgecheckt“, sagt Erik Riedel, der Kommandant der Illertisser Feuerwehr. Die Gesundheitsprüfung werde alle drei Jahre wiederholt, ab einem Alter von 50 sogar jährlich. Zudem müssten die Atemschutzgeräteträger Lehrgänge absolvieren und einmal im Jahr auf der Übungsstrecke in Illertissen trainieren. Das reicht, findet Riedel. Mit dem Body-Mass-Index kann er wenig anfangen: „Die bisherige Regelung war ausreichend.“ Wer sich nicht in der Lage fühle, mit dem schweren Atemschutz zu hantieren, der habe das auch immer angesprochen. Riedel: „Wir haben Verständnis dafür.“ Sind Dicke weniger fit als Dünne? So einfach ist das nicht, sagt Dr. Werner Winkler, Sprecher der Apothekerkammer im Landkreis Neu-Ulm. „Der Body-Mass-Index gibt das Verhältnis von Größe zu Gewicht an und sagt nur aus, ob ein Mensch dieser Norm genügt.“ Bei hohen Werten sei das Risiko höher, an Diabetes oder Herzkreislaufleiden zu erkranken. Dennoch: „Ein pummeliger Feuerwehrmann muss nicht unbedingt schlechter sein, als ein dürrer Kollege“, sagt Winkler. Kommandant: „Diskussion um Dicke sinnlos“ Heinrich Nieder, Kommandant der Feuerwehr in Babenhausen, hält die Diskussion um Dicke für „sinnlos“. Wie schon beim EU-Führerschein, der jungen Menschen das Fahren schwerer Lastwagen über 3,5 Tonnen verbietet (wir berichteten), werde hier Bürokratie aufgebaut. „Alle reden von der Entbürokratisierung des Ehrenamts, doch das Gegenteil ist der Fall.“ Hans-Georg Vogel, der Atemschutzgerätewart der Vöhringer Wehr, ist überzeugt: „Wichtig ist, dass die Leute ihre Untersuchungen machen.“ Sein Ziel: „Jeder Feuerwehrmann sollte die Ausbildung am Atemschutzgerät absolvieren.“
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
Feuerwehren
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