23.09.2008

Illertissen: Bergung aus Illerkanal

Bild: W. SchmidBild: W. SchmidBild: W. SchmidBild: W. Schmid
Vorabveröffentlichung Artikel der Illertisser Zeitung. Illertissen (wis). „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ dachte sich wohl ein 43-jähriger selbstständiger Fliesenleger aus dem Nachbarlandkreis Biberach, als er sich am Dienstag um ein Uhr nachts auf den Weg machte, um sich mit Fliesenkleber für den kommenden Arbeitstag einzudecken. Allerdings „besorgte“ er das Material auf illegale Weise, und deshalb traf dann ein anderes Sprichwort auf ihn zu: „Unrecht’ Gut gedeihet nicht !“ Doch der Reihe nach: Gegen ein Uhr stahl der Täter aus dem Lager einer Baufirma in Ochsenhausen eine Reihe von Säcken mit dem zementartigen Fliesenkleber. Dabei wurde er von Mitarbeitern eines Sicherheitsdienstes gestört, konnte aber nicht gestellt werden. Deshalb fühlte sich der 43-Jährige dann verfolgt, denn er fuhr in den Illertisser Stadtteil Dornweiler und dort auf die Brücke, die über den Illerkanal führt. Hier geriet er anscheinend endgültig in Panik: Er „entsorgte“ nachts um zwei Uhr sein Diebesgut, indem er einen Sack nach dem anderen über die Brücke ins Wasser warf. Dabei wurde er von einem vorbei kommenden Radfahrer beobachtet, der die Illertisser Polizei alarmierte. Diese rückte aus und die Streifenbesatzung konnte den Täter, der eben wegfahren wollte, noch auf der Brücke stellen. Auf Befragen wollte er zunächst von nichts wissen, gab aber dann doch zu, dass er das Material in Ochsenhausen entwendet hatte und es nun hatte beseitigen wollen. Er wurde vorläufig festgenommen und in die Haftzelle der Polizeiinspektion Illertissen verbracht. Sein Auto, ein zum Wohnmobil umgebauter Mercedes-Sprinter, wurde sichergestellt. Nun galt es für die Polizei, festzustellen, ob durch die illegale Entsorgung ein Umweltschaden entstanden war. So wurde zunächst die Freiwillige Feuerwehr Illertissen zur Amtshilfe alarmiert. Deren erste Aufgabe war es, mehrere Wasserproben zu entnehmen, was unter anderem auch vom Boot aus geschah. Nach ersten Aussagen des auf der Polizeiinspektion einsitzenden Täters war davon auszugehen, dass es sich um eine größere Menge von Säcken handeln müsste; es war von etwa zwanzig die Rede. So blieb der Polizei keine andere Wahl, als das Technische Hilfswerk Neu-Ulm ebenfalls um Unterstützung zu bitten. Dessen Leiter Helmut Kirchhauser ließ nach erster Erkundung gegen halb sechs Uhr morgens einen umfangreichen Einsatz anlaufen: Die Tauchergruppe rückte an, und zur Absicherung der Tauchaktion wurde auch das große THW-Motorboot zu Wasser gelassen. Die Einsatzstelle wurde mithilfe der „Lichtgiraffe“ der Illertisser Feuerwehr taghell ausgeleuchtet. Mehrere Taucher suchten den Kanalgrund ab und wurden auch gleich fündig. Vom Kran des THW-Gerätewagens aus wurde nun eine Gitterbox ins Wasser gesenkt und in diese verfrachteten die Taucher das Diebesgut. Zweimal füllten sie die Gitterbox, so dass schließlich insgesamt 33 Säcke Fliesenkleber zutage gefördert wurden. Wie der stellvertretende Illertisser Polizeichef Werner Bräuer am Vormittag mitteilte, wurden auch das Landratsamt und das Wasserwirtschaftsamt eingeschaltet. Beide Behörden gingen jedoch davon aus, dass durch die Bergung des Diebesgutes die Gefahrenquelle beseitigt war. Auch ein Vertreter der Unteren Iller AG war am frühen Morgen auf der Kanalbrücke anwesend und bestätigte, dass auch aus seiner Sicht keine weitere Gefahr mehr bestand. So wird nun auf den Fliesenkleberdieb in mehrfacher Hinsicht eine dicke Rechnung zukommen: Das Diebesgut – nach Aussage von Baufachleuten das hochwertigste Markenmaterial – hat einen Wert von rund zweitausend Euro, und der Einsatz der Hilfsorganisationen wird ihm ebenfalls in Rechnung gestellt; abgesehen davon, dass ihn dann auch noch Staatsanwalt und Richter erwarten.
Artikel von: Wilhelm Schmid
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