29.08.2008

Die Aufheimer Feuerwache bereitet Stadträten Kopfzerbrechen

Feuer unter dem Dach Das Feuerwehrhaus Aufheim ist untauglich. Ein neues kostet viel Geld. Dabei steht die Sendener Hauptfeuerwache nur knapp einen Kilometer entfernt. Aber die Aufheimer wollen unter sich bleiben. WILLI BÖHMER Aufheim Bis vor kurzem war die Feuerwehr-Welt in Aufheim noch in Ordnung. Die Feuerwache steht mitten im Ort, die heute 34 Aktiven und 8 Jugendlichen treffen sich dort regelmäßig. Sie haben ein Löschfahrzeug und ein Mehrzweckfahrzeug zur Verfügung, mit denen sie zum Einsatzort fahren, wenn es einmal brennen sollte. Und sie waren sich sicher, dass sich daran so schnell nichts ändern wird. Inzwischen steht fest, dass es nicht so bleiben kann, wie es bislang war. Die alte Feuerwache, der Treff der Aufheimer Feuerwehrleute um den Kommandanten Thomas Schlegel, müsste grundlegend renoviert werden. Und sie müsste zwei Meter verbreitert werden, damit die beiden Fahrzeuge Platz finden. Dass das Aufheimer Feuerwehrhaus dringend renovierungsbedürftig ist und selbst eine Toilette fehlt, das wissen die Sendener Stadträte. Sie stellten für die Renovierung vorsorglich 120 000 Euro in den Stadthaushalt ein. Aber dieser Betrag wird nicht ausreichen. Zu diesem Ergebnis kam ein Architektenbüro, das 2007 die Aufheimer Feuerwache im Auftrag der Stadt unter die Lupe nahm. Das Büro hat Erfahrung mit der Umgestaltung alter Feuerwachen, es baute auch die Wache in Witzighausen um. Aber selbst ein umfangreicher Umbau reicht nicht aus, mussten sich Bürgermeister Kurt Baiker und die Stadtratsfraktionen inzwischen sagen lassen. Die Gemeinde-Unfallversicherung bemängelte fehlende Sicherheitsstandards. Beispielsweise gibt es beim Feuerwehrhaus keine ausreichende Aufstellfläche für die Fahrzeuge - eine mögliche Unfallquelle. Zwar war dieser Zustand bisher akzeptiert worden. Aber nur, weil die Kollision mit den Sicherheitsbestimmungen keinem aufgefallen war, sagt Baiker. Inzwischen fanden auch Gespräche mit den Versicherungsvertretern statt, und das Thema beschäftigt die Stadträte. In der Bauausschusssitzung vom 30. September soll es auf die Tagesordnung. Hinter den Kulissen wird bereits heute über Lösungswege nachgedacht. Theoretisch denkbar, praktisch nicht machbar: Nichts tun. Das geht nicht, der Sicherheitsmängel wegen. Die Sanierung des alten Gerätehauses oder der Abriss und Neubau am heutigen Standort: Wegen des fehlenden Platzes würde eine solche Lösung die Sicherheitsbestimmungen und Abstandsflächen nach den bisherigen Erkenntnissen wieder nicht erfüllen. Und die notwendige Verbreiterung des Bauwerks, um die Fahrzeuge unterzubringen, ist auch nicht machbar. An anderer Stelle neu bauen: Ein Platz am südwestlichen Ortsrand böte sich an, wegen der guten Verkehrsanbindung beispielsweise auch über die B 28. Nur: Dann rückt die Aufheimer Feuerwache noch näher an die Sendener Hauptfeuerwache heran, die schon heute nur einen Kilometer entfernt ist. Für eine solche Feuerwache wenigstens eine halbe Million Euro zu investieren, obwohl die besser ausgestattete Sendener Feuerwache nur wenige Steinwürfe entfernt ist, macht nur wenig Sinn, dämmerte es den Stadträten von SPD und Grünen. Die Festwiese im Osten, die ebenfalls denkbar wäre, ist wegen des Jugendhauses keine gute Wahl, und der Fußballplatz im Norden wird benötigt. Die Feuerwehr Aufheim auflösen und gleich in die Sendener Hauptfeuerwehr zu integrieren, so wie vor Jahren die Ayer Feuerwehr: Dem widerspricht ein Passus im Eingemeindungsvertrag, der in den 70er Jahren abgeschlossen wurde und in dem steht, dass die Aufheimer Wehr erhalten und so behandelt wird wie die übrigen Sendener Wehren auch. Ein solcher Schritt würde in Aufheim auch auf heftigen Widerstand stoßen. Deshalb möchte möglichst keiner daran rühren. Die CSU habe bereits signalisiert, dass sie gegen eine Eingliederung der Aufheimer in die Sendener Wehr sei. Damit liegt die CSU auf der Linie der Aufheimer Brandbekämpfer. Kommandant Thomas Schlegel versicherte, die Wehr wolle ihre Selbstständigkeit erhalten. Einen Vergleich mit der Ayer Wehr, die unter das Dach der Sendener schlüpfte, lehnt er ab: In Ay fehlten Freiwillige, Aufheim habe das Problem nicht. Mit 34 Aktiven und 8 Jugendlichen stünde Aufheim gut da. Es gebe jährlich etwa zehn Einsätze, einmal in der Woche ist die Wache belegt. Sie wollten ihre Wache behalten. In der Sendener Stadtverwaltung wird derweil nach einem Ausweg aus der verfahrenen Situation gesucht. Ein Modell wäre aus ihrer Sicht denkbar, auch ohne gegen den Eingemeindungsvertrag zu verstoßen, sagt Bürgermeister Kurt Baiker: Die Aufheimer Wehr könnte als selbstständige Feuerwehr unter das Dach der Sendener Hauptwache schlüpfen und auf diese Weise sogar noch von der Ausrüstung der Kollegen profitieren. Und wenn sie wollten, könne die Stadt ja das alte Aufheimer Feuerwehrhaus herrichten, als Treffpunkt für Vereine und die Feuerwehrleute. Auch die Kosten sprächen für eine solche Lösung. Muss Senden eine neue Feuerwache für Aufheim bauen und gleichzeitig das alte Heim als Vereinstreff herrichten, kostet das, vorsichtig geschätzt, 750 000 Euro. Kommandant Thomas Schlegel bleibt skeptisch. Er kenne kein Beispiel dafür, dass zwei selbstständige Feuerwehren unter einem Dach sitzen und jeder für sich arbeitet.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
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