10.03.2006

Wenn die nassen Massen von oben strömen

ÜBERSCHWEMMUNG / 80 Helfer der Freiwilligen Feuerwehr sichern Häuser und Grundstücke in Thalfingen Wenn die nassen Massen von oben strömen 28 Tonnen Sand in Säcke gefüllt und aufgestapelt - Rechtzeitig Vorkehrungen getroffen Gestern um 15 Uhr war es in Thalfingen noch kritisch, aber wenig später hatten Feuerwehr und andere Hilfskräfte die Situation im Griff. An knapp einem Dutzend Stellen im Ort kämpften 80 Einsatzkräfte gegen das in Massen von der Hochfläche abfließende Schmelzwasser. VERENA SCHÜHLY THALFINGEN Mit 28 Tonnen Sand, die sie in tausende von Säcken füllten und zu Dämmen aufstapelten, haben gestern 80 Feuerwehrleute in Thalfingen versucht, der Wassermassen Herr zu werden. Mit Erfolg. Dabei kam das Wasser nicht von unten von der Donau, sondern strömte von oben in Ort. "Durch die plötzliche Wärme schmelzen die Schneemassen, und der gefrorene Boden kann das Wasser nicht aufnehmen. So läuft es an der Oberfläche nach unten", erklärte der Thalfinger Feuerwehrkommandant Markus Tschiharsch. Seine Leute waren ab dem Morgen im Einsatz, später verstärkt von den Kollegen aus Ober- und Unterelchingen. Die kritischste Stelle war am nördlichen Ortsausgang die Ecke Weitfelder Weg/Steinhaufen. Schon gegen Mittag war das Regenüberlaufbecken dort randvoll. Tschiharsch: "Hier im Talkessel kommt das Wasser von einer riesigen Fläche zusammen, die bis zur Autobahn reicht." Erst hatte die Wehr versucht, das Wasser abzupumpen. "Aber schnell war klar, dass das keinen Wert hat." Also wurden Häuser und Grundstücke mit aufgeschichteten Sandsäcken gegen eindringendes Wasser gesichert. "Dann haben wir die Massen in einem künstlichen Flussbett über die Straße Richtung Ortsmitte abgeleitet, wo die Kanalisation noch Aufnahmekapazität hatte", erklärte der Einsatzleiter. Kopfschüttelnd und staunend schauten viele Hausbesitzer über den nicht endenen Strom brauner Brühe, die dort Ort floss, wo sonst Autos fahren. Insgesamt waren die Thalfinger Feuerwehrleute seit morgens am Werk. Der erste Einsatz war bei Familie Storp ganz oben im Fuchsweg. Die hatte nämlich bereits bei der ersten Tauperiode vor zwei Wochen Wasser im Untergeschoss stehen. Auch damals schmolz das Wasser auf dem gefrorenen Boden der Felder, sammelte sich in einer Mulde und floss direkt auf das Wohnhaus zu. "Als unser Sohn morgens um 5.30 Uhr zur Arbeit wollte, strömte die braune Brühe aus der Wand im Heizungskeller und stand in den Zimmern schon fünf Zentimeter hoch", berichteten Albrecht und Uschi Storp. Die Feuerwehr hatte daraufhin einen Damm oberhalb des Grundstücks gebaut, über eine Drainage die Wassermassen auf das unbebaute Nachbargrundstück abgeleitet und das untere Geschoss ausgepumpt. Dann liefen zwei Wochen lang riesige Trockengeräte, um die Feuchtigkeit aus Wänden, Teppichböden und Möbeln herauszubekommen. "Alles wieder von vorn" "Als es vergangene Woche so enorm geschneit hat und der Boden noch gefroren war, war klar, dass alles wieder von vorn losgehen kann", beschrieb Uschi Storp die wachsende Furcht. Hoch erfreut war sie, als am Mittwochnachmittag - Tauwetter war angesagt - die Feuerwehr "ohne Aufforderung" wieder anrückte, erneut Dämme aufschichtete und mit zwei dicken Plastikrohren sowie einem orangefarbenen Ölabscheideschlauch eine Drainage legte, in der das Wasser wie in einem Gebirgsbach links am Haus vorbeirauscht. "Am Morgen haben wir aber gemerkt, dass die Wassermenge diesmal wesentlich größer ist", sagte Albrecht Storp. So kamen die Wehr um 8 Uhr ein drittes Mal, erhöhte und verstärkte den Damm. "Die Leute waren unglaublich rührig", lobten die Storps. Auch mit der Gemeinde haben sie gute Erfahrungen gemacht: Es sei bereits ein Ingenieurbüro beauftragt, das nach Lösungen sucht. Jetzt hofft das Paar, dass sich die Sache mit der Versicherung und mit dem Bauunternehmen in guter Weise klärt. Denn Grund für das eindringende Wasser sind vermutlich Risse in der Wand. Durch den frühzeitigen Einsatz der Feuerwehr ist bis gestern Abend kein Wasser mehr ins Haus am Fuchsweg eingedrungen. Aber die Storps waren auch ständig draußen, um dafür zu sorgen, dass das Wasser den Sandsack-Damm nicht unterspült. Denn die Feuerwehr wurde wegen kritischen Situation in Thalfingen bald weggerufen. An knapp einem Dutzend Stellen im Ort, meist in Hanglage, sorgten die Massen von Oberflächenwasser für kritische Situationen an Häusern und Straßen. Insgesamt 28 Tonnen Sand haben die Helfer gestern in Sandsäcke gefüllt und aufgeschichtet. "Am kritischsten war es gegen 15 Uhr: Da kam die Sonne raus, und schlagartig stieg das Wasser. Da konnte man zuschauen", berichtete Kommandant Tschiharsch. Am späten Nachmittag kamen die ersten Meldungen aus Oberelchingen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Wehr die Lage in Tahlfingen unter Kontrolle: "Aber ein Ende ist nicht in Sicht, so lange es taut."
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
Feuerwehren
UnterelchingenOberelchingenThalfingen
zurück