27.06.2008

Weißenhorn: Abschied Walter Bestle

Ein Leben für die Feuerwehr Weißenhorn (sps) - Eigentlich hätte es der Abschied von Walter Bestles 24-jähriger Tätigkeit als Vorstand des Feuerwehrvereins werden sollen. Aber sein Nachfolger Uwe Kunze wollte diesen Begriff nicht hören und sprach von einer "Dankeschön-Party" für den Mann, mit dessen Namen unlösbar die Geschichte der Feuerwehr in Weißenhorn, ja im gesamten Landkreis verbunden ist. Notfallseelsorger Pfarrer Andreas Erstling, der die Laudatio auf Bestle hielt, fasste zusammen: "Das ist nicht nur ein Einschnitt bei der Feuerwehr Weißenhorn. Vielmehr geht eine ganze Ära zu Ende. Eine solche ungeteilte Hingabe an den Dienst in der Feuerwehr muss man erst einmal nachmachen." Bestle war zur Dankeschön-Party mit dem Einsatzfahrzeug angeholt worden, vor dem er sich in den sechziger Jahren mit seinem Vater (Kommandant damals) und seinen Gründern hatte ablichten lassen. Mit Beifall begrüßten ihn die sommerlich im Feuerwehrshirt gewandeten Wehrleute, Kommunalpolitiker und Förderer. Kunze hieß ihn vor dem Feuerwehrhaus "in seinem zweiten Zuhause" willkommen und mit ihm auch Frau Erika, "ohne die Bestles Engagement nicht möglich gewesen wäre." Der neue Vorstand hatte ausgerechnet, was Bestle in den 24 Jahren als Vorstand hätte verdienen können, wenn ein Stundenlohn von zehn Euro zugrunde gelegt worden wäre: 100 000 Euro für 10 000 Stunden. "Wir können nur Danke sagen und das Engagement nicht wettmachen." Die Stadtkapelle spielte zu einem bescheidenen Sektempfang im Freien auf. Im Lehrsaal der Feuerwehr bescheinigte Pfarrer und Notfallseelsorger Erstling dann Walter Bestle: " Du hast Dich nicht nur rund um die Uhr eingebracht für die Feuerwehr, Du hast "Feuerwehr" gelebt. Du bist und bleibst durch und durch Feuerwehrmann." Ihn so zu loben schmälere die Leistungen der Nachfolger nicht. Erstling erinnerte mit den Erzählungen der Feuerwehrleute: "Die Zeiten haben sich geändert und das Material auch. Das erste Kommandofahrzeug war ein bei der Polizei ausgemusterter Käfer." Eine neue Drehleiter sei angeschafft, die alte nach Prad verkauft worden. Und die neue sei jetzt auch wieder eine alte. Bestle habe als Kommandant einen Wandel in der Wehr eingeleitet, der die Atmosphäre und das Miteinander bis auf den heutigen Tag prägen. "Du bist vielen stets ein Vorbild gewesen aufgrund Deiner hohen Einsatzbereitschaft und Fachkompetenz." Mit mannigfaltigen Einfällen, zum Beispiel der Alteisensammlung, habe er auch den Feuerwehrverein in die Lage versetzt, selbst Material anzuschaffen. "Der Motor war ein perfekt laufender Zweitakter, ein Takt mit dem Namen Walter, der zweite mit dem Namen Erika." Bürgermeister Dr. Wolfgang Fendt bestätigte, dass Verdienst Bestles sei, die Feuerwehr mit dem Geist des Zusammenhaltens und des gegenseitigen Vertrauens zu durchdringen. "Bestles Wirken ist eine Erfolgsgeschichte, auf die er trotz aller Bescheidenheit stolz sein kann." Und er schloss eine Zusage an: "Auf die neue Drehleiter wird die Wehr nicht mehr lange warten müssen." Altbürgermeister Heinz Berchtenbreiter erinnerte daran, dass Bestle den ersten Feuerwehrverein gegründet hatte: "Nach meiner Wahl zum Bürgermeister war ich plötzlich - ohne dass ich dies bedacht hätte - Vorstand von zehn Feuerwehren." Durch die Gründung des Feuerwehrvereins hätte ihm Bestle dieses Amt abgenommen. Bestles Ausbildung als Kraftfahrzeugmechaniker, die Tätigkeit bei der Panzerinstandsetzung der Bundeswehr, die Ablegung der Meisterprüfung seien ihm dann für die Tätigkeit als Gerätewart der Stadt bei der Feuerwehr zugutegekommen. "Walter Bestle", fasste Berchtenbreiter zusammen, "hat es immer auch geschickt verstanden, den Stadtrat von der Beschaffung neuer Geräte, zum Bau von Gerätehäusern oder der Erweiterung oder der Ersatzbeschaffung zu überzeugen." Der Zusatz "i.R." bedeute für Bestle sicher nicht "in Ruhe" sondern immer "in Reichweite". Feuerwehrvorstand Uwe Kunze überraschte mit einem ungewöhnlichen Geschenk: Der handgefertigten Nachbildung eines königlich-bayerischen Feuerwehrhelmes aus Messing mit Kommandantenhelmzier und eines Bildbandes über seine Tätigkeit für Walter Bestle sowie Leuchter und Blumen für Erika Bestle.
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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