25.06.2008

Illertissen: Unfall bei Fa. Kollmer

Bild: W. SchmidBild: W. SchmidBild: W. SchmidBild: W. Schmid
Illertissen (wis). Zehn Monate nach dem Großbrand im ehemaligen Illertisser Kühlhaus Kollmer kam es dort zu einem schweren Unfall, bei dem ein Arbeiter lebensgefährlich verletzt wurde. Die Ammoniak-Kühlanlage sollte abgebaut werden. Dazu ließ sich der Arbeiter einer eigens dazu engagierten Fremdfirma dem Vernehmen nach mithilfe eines Gabelstaplers, auf einer Palette stehend, zu einer Gasleitung hochfahren, die zuvor auf beiden Seiten der Arbeitsstelle „abgeschiebert“, also gesperrt worden war. Dennoch befanden sich noch etwa 30 Kilogramm Ammoniakgas in tiefgekühltem Zustand in der Leitung. Nun wollte der Arbeiter die Leitung mit einem Trennschleifer aufschneiden. Dabei kam es zu explosionsartigem Austritt des Gases, das in diesem Fall bei Hautkontakt dieselben Wirkungen wie eine Verbrennung auslöst. Der Arbeiter konnte noch seine provisorische Hebebühne verlassen und sich unter die Dusche begeben; dann wurde er dem zwischenzeitlich alarmierten Rettungsdienst übergeben. Die Einsatzkräfte des BRK ließen schließlich die Feuerwehr Illertissen alarmieren, die mit mehreren Fahrzeugen anrückte. Gleichzeitig wurde auch ein Rettungshubschrauber angefordert, der den Verletzten übernahm, da sich die Verbrennungen im Bauch- und Oberschenkelbereich des 39-jährigen Mannes schwerer als ursprünglich angenommen herausstellten. Die Verbrennungen dritten Grades waren so umfangreich, dass der Notarzt den Mann in ein künstliches Koma versetzte und mit dem Hubschrauber in die Spezialklinik für Schwer-Brandverletzte nach München-Bogenhausen verlegen ließ. Der Zustand des 39-Jährigen wurde von den Rettungskräften als lebensgefährlich bezeichnet. In der Zwischenzeit ging die Feuerwehr mit mehreren Trupps unter schwerem Atemschutz und Chemie-Vollschutzanzügen ins Gebäude vor, um das austretende Gas mithilfe von Wasser-Sprühstrahl niederzuschlagen. Ammoniak ist wasserlöslich und wird in dieser verdünnten Form auch als „Salmiakgeist“ im Haushalt verwendet. Sofort wurden auch in der näheren und weiteren Umgebung der Einsatzstelle Gasmessungen vorgenommen, die jedoch eindeutig ergaben, dass keine Gefahr bestand. Im Gegensatz zum Gebäude-Inneren, wo rund 20 ppm Gas pro Kubikmeter gemessen wurden – laut „Wikipedia“ beträgt der Grenzwert für eine echte Gefahrensituation 5000 ppm – konnten sowohl am Ziegelweg als auch an der Obenhauser Straße, also in der Hauptrichtung des leichten Windes an der Einsatzstelle, absolut keine Gasspuren mehr festgestellt werden. Die Arbeiten zum Niederschlagen und damit Lösen des im Gebäude befindlichen Gases zogen sich allerdings noch einige Zeit hin, weil die Einsatzleitung absolut sicher gehen wollte, dass sich keine Gasreste mehr auf die Umgebung ausbreiten. Kreisbrandrat Alfred Raible wurde dabei von Kreisbrandinspektor Dr. Bernhard Schmidt, Kreisbrandmeister Matthäus Schütz und dem Illertisser Kommandanten Erik Riedel unterstütz, der insgesamt zwanzig Feuerwehrleute vor Ort hatte. Zur Absicherung der Einsatzkräfte stand ein Rettungswagen des Malteser-Hilfsdienstes aus dem Unterallgäu bereit; die Polizei Illertissen war mit mehreren Streifen vertreten und auch der Kriminaldauerdienst des Polizeipräsidiums Schwaben-Süd-West war im Einsatz. Um 11.20 Uhr, also genau drei Stunden nach Einsatzbeginn, konnte Kommandant Riedel an die Einsatzzentrale nach Neu-Ulm melden, dass sämtliches ausgetretenes Gas nun eindeutig beseitigt war und auch wiederholte Messungen stets Null ppm Ammoniak in der Umgebungsluft ergeben hatten. Somit konnten alle Einsatzkräfte das Firmengelände verlassen.
Artikel von: Wilhelm Schmid
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