30.05.2008

Ulmer Hosen für Neu-Ulmer Feuerwehren?

50 Kommandanten aus Landkreis ließen sich über umstrittene Sicherheitskleidung informieren Kann moderne Sicherheitsbekleidung so sicher sein, dass sie schon wieder Gefahren mit sich bringt? Die Ulmer Feuerwehr informierte am Montag bayerische Kameraden über Erfahrungen mit ihrer neuen Überhose. PATRICK FAUSS Neu-Ulm Es besteht Informationsbedarf zum Thema Sicherheitshosen für Feuerwehrleute. Die Stadtfeuerwehren Ulm und Neu-Ulm wollen sie anschaffen. Der Chef der Neu-Ulmer Wehren, Kreisbrandrat Alfred Raible, hält sie aber für gefährlich. Am Montagabend informierten sich 50 Kommandanten, Stellvertreter und Führungskräfte aus dem Landkreis und auch der Kreisbrandrat selbst in der Neu-Ulmer Feuerwache über die Erfahrungen, die die Ulmer Wehr in Sachen Überhosen gesammelt hat. "Seit eineinhalb Jahren sind wir mit der Sache beschäftigt", sagte Andreas Hörmann, zuständig für Beschaffungen bei der Ulmer Wehr am Beginn des Vortrags. In den vergangenen Jahren habe die Sicherheitskleidung für Feuerwehrleute große Fortschritte gemacht. Einsatzjacken und Hosen aus Baumwolle seien passé. "Wenn etwas passieren sollte", seien die Feuerwehrleute mit modernen Kunststoffgeweben besser geschützt. Verschiedene Hersteller böten Modelle mit unterschiedlichen Schnitten, Belüftungssystemen oder zusätzlichem Schutz gegen chemische Stoffe an. Zwar erschwere es die Kleidung, Außentemperaturen beim Brandeinsatz einzuschätzen. Feuerwehrmänner sollten aber dank ihrer Ausbildung den Gefahrenstand richtig einschätzen können. Der Einsatz der Sicherheitshose müsse in die Übungen miteinbezogen werden. Die neue Sicherheitsüberhose, von denen die Ulmer Wehr für ihre freiwilligen und hauptamtlichen Kräfte 600 Exemplare angeschafft hat, weise in hohem Maße Hitze, Wasser und auch direktes Feuer ab. Sie erfülle damit die Anforderungen des höchsten Sicherheitsgrads, die Sicherheitsstufe 2. Die auf die Bedürfnisse der Ulmer Wehr zugeschnittene Hose koste etwa 230 Euro. Es gebe auch andere Modelle, ebenfalls mit Sicherheitsstufe 2, in einer Preisspanne zwischen 150 und 250 Euro. "Wir schließen uns der Ulmer Hose an", sagt Rainer Daumann, seit vergangenem Oktober Chef der Stadtfeuerwehr in Neu-Ulm. Die Neu-Ulmer Wehr habe ein ähnliches Anforderungsspektrum wie die Ulmer Feuerwehr. Rund 100 Überhosen sollen für Neu-Ulm bestellt werden. Einen Beitrag zu Pro und Contra Sicherheitshose solle mit der Veranstaltung nicht geleistet werden. Interessierte Wehren aus dem Landkreis Neu-Ulm sollten die Möglichkeit bekommen, sich zu informieren und bei Interesse mitzubestellen. Gemeinsam könne man einen günstigeren Preis bekommen. Für die Anschaffung steuere das bayerische Innenministerium zudem 50 Euro pro Hose bei. Die Sicherheitshosen haben indes nicht nur Befürworter. Unter führenden Feuerwehrleuten im Landkreis Neu-Ulm gibt es Bedenken, dass allzu effektive Sicherheitskleidung, Feuerwehrleute Gefahrensituation zu spät erkennen lasse. Nach der letzten Feuerwehrkommandantensitzung im April in Illerberg hatte der Chef der Neu-Ulmer Wehren, Kreisbrandrat Alfred Raible, die Gefahren hervorgehoben, die von der Sicherheitsbekleidung ausgehen könne (wir berichteten). Zu dick eingepackte Brandbekämpfer würden seiner Meinung nach zu wenig von den Außentemperaturen mitbekommen und könnten dadurch selbst in Gefahr geraten.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
Feuerwehren
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