05.06.2008

Neu-Ulm: Wir haben keinen Feuerteufel

Kommandant Rainer Daumann zur Brandserie Sieben Brände in vier Wochen - in den Städten geht die Sorge vor einem Brandstifter um. Neu-Ulms Feuerwehrkommandant Daumann mahnt zu Ruhe. HANS-ULI MAYER Herr Daumann, wird Ihnen die Brandserie der letzten Wochen nicht langsam unheimlich? RAINER DAUMANN: Nein, das ist normaler Alltag. Es gibt immer wieder Phasen mit vielen Einsätzen, und Zeiten, in denen wenig passiert. Aber es stimmt schon, wir haben derzeit eine Serie von größeren Bränden, von der ich hoffe, dass sie abreißt. Man muss die Ereignisse streng voneinander trennen. Es gibt nur einen Fall einer vorsätzlichen Brandstiftung, der Rest sind Fahrlässigkeit oder technische Defekte. Kann das alles noch Zufall sein? DAUMANN: Tatsache ist, dass es immer eine gewisse Anzahl von Bränden im Monat gibt. Über das vergangene Jahr gesehen haben wir in Stadt und Landkreis Neu-Ulm 363 Brandeinsätze gehabt. Im Stadtgebiet waren es 128, was im Durchschnitt 10 bis 12 Einsätze pro Monat ausmacht. Das liegt also alles im normalen Bereich. Der Unterschied besteht darin, dass wir in der Kasern- und in der Silcherstraße spektakuläre Brände hatten und die Bevölkerung jetzt natürlich hochsensibilisiert ist. Verschiedentlich wird die Sorge geäußert, es gehe ein Feuerteufel um. DAUMANN: Das kann man definitiv ausschließen. Wir haben de facto keinen Feuerteufel, das wäre absolut überzogen. Es gab eine einzige vorsätzliche Brandstiftung, der Täter ist gefasst. Man kann den Menschen nur raten, nicht übersensibel zu sein und Ruhe zu bewahren. Was lernen Sie aus den Einsätzen? Ist die Feuerwehr Neu-Ulm personell und technisch ausreichend ausgestattet? DAUMANN: Die Großbrände in der Kasern- und in der Silcherstraße haben wir sehr gut bewältigt. Zu unserem Können kam sicherlich auch etwas Glück dazu, dass keine Menschen ums Leben gekommen sind. Grundsätzlich haben wir personell wie materiell aber schon Engpässe. Das hat sich in den jüngsten Fällen zwar nicht ausgewirkt, weil wir frühzeitig nachalarmiert und Hilfe von umliegenden Wehren erhalten haben. Ich muss aber einräumen, dass wir Nachwuchsprobleme haben, speziell im Stadtgebiet Neu-Ulm. Wie viele aktive Feuerwehrleute haben Sie insgesamt? DAUMANN: Unser Problem liegt weniger im Jugendbereich, als vielmehr bei einem Alter ab 18 Jahren. Im Ernstfall können wir 380 bis 400 Leute aktivieren, 450 bis 500 wären bei der Größe der Stadt eigentlich notwendig. Es ist leider so, dass sich viele für das Gemeinwohl herzlich wenig interessieren. Sind alle 400 ständig einsatzbereit? DAUMANN: Genau das ist die Frage. Wir führen derzeit eine Erhebung durch, wer wie schnell einsatzfähig ist. Es kommt darauf an, wer von seiner Arbeitsstelle abkömmlich ist und vor allem wie schnell. Die letzte Erhebung aus dem Jahr 2000 muss aktualisiert werden, damit wir abschätzen können, über wen wir im Ernstfall tatsächlich verfügen können.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
Feuerwehren
Neu-Ulm LZ1
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