22.05.2008

Reportage zu den neuen Führerscheinklassen

Ohne Fortbildung wär's mit Feuerwehr-Fahrern knapp Von Michael Kerler (Illerisser Zeitung) Landkreis Stefan Gschwind ist Feuerwehrmann in Unterroth. Hätte es gebrannt, hätte er mit dem Einsatzwagen zunächst nicht ausrücken können. Denn der heute 25-Jährige hatte zwar den Autoführerschein, das Löschgruppenfahrzeug durfte er damit aber nicht steuern: Es wiegt sechs Tonnen, Besitzer des Führerscheins Klasse B dürfen nicht ans Lenkrad. Mit dem alten Autoführerschein der Klasse 3, wie er vor 1999 existierte, war das anders. Folge: Damit die Fahrer nicht knapp werden, musste Stefan Gschwind, wie viele seiner Kollegen im Kreis, zusätzlich den Führerschein für Klein-Lkws nachmachen. Im Landkreis Neu-Ulm stehen vor allem die kleineren Feuerwehren vor dem Problem, für ihre Einsatzwagen nur mit Mühe Fahrer zu finden. Der Grund: Die kleinen Wehren haben auch kleinere Fahrzeuge. Sie bewegen sich in der Gewichtsklasse zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen. Genau diese Gewichtsklasse darf mit dem 1999 eingeführten EU-Führerschein der Klasse B nicht gesteuert werden. Kreisbrandrat Alfred Raible schätzt, dass im Kreis Neu-Ulm zwischen 25 und 30 Einsatzfahrzeuge in die kritische Kategorie fallen. Es handelt sich um Versorgungslastwagen, Löschgruppenfahrzeuge und neuere Tragkraftspritzenfahrzeuge. Gerade die Tragkraftspritzenfahrzeuge seien ein Problem. Dieser Fahrzeugtyp hat die Form eines Kleintransporters und enthält Gerät für sechs Mann Besatzung. Bisher waren die Fahrzeuge selten schwerer als 3,5 Tonnen. Mit dem Stand der Technik wachse jedoch ihre Ausrüstung - und damit ihr Gewicht, erklärt Alfred Raible. "Die meisten Hersteller überschreiten heute die 3,5-Tonnen-Grenze." Damit können sie mit einem Führerschein der Klasse B nicht gefahren werden. Der Landesfeuerwehrverband Bayern hatte deshalb darauf aufmerksam gemacht, dass vielen Feuerwehren die Fahrer ausgehen (die IZ berichtete auf den Bayern-Seiten). Der Verband fordert, die Gewichtsbeschränkungen des EU-Führerscheines zu lockern. Bei der Feuerwehr Weinried bei Oberschönegg war die 3,5-Tonnen-Grenze ein großes Thema. Die Feuerwehr hat vor Kurzem ein Tragkraftspritzenfahrzeug gekauft. Mit Blumen geschmückt segnete es der Pfarrer. Beim Kauf hat die Feuerwehr zusammen mit der Gemeinde genau darauf geachtet, dass das Gewicht von 3,49 Tonnen nicht überschritten wird, damit es auch jüngere Leute mit dem Autoführerschein steuern dürfen. Da kleinere Fahrzeuge nicht immer eine Lösung sind, müssen die Feuerwehrmänner zusätzlich einen Führerschein machen. Die Verantwortung dafür haben die Städte und Gemeinden, erklärt Kreisbrandrat Alfred Raible: "Die Gemeinden müssen eine Feuerwehr aufstellen und somit dafür sorgen, dass genügend Führerscheine vorhanden sind." Feuerwehren und Kommunen haben unterschiedliche Lösungen gefunden: In Unterroth unterstützt die Gemeinde den Führerschein der Klasse C1 für Klein-Lkws junger Feuerwehrmänner, wie Kommandant Werner Hohneker erklärt: "Die Fahrer verpflichten sich dafür, zehn Jahre bei der Feuerwehr zu bleiben." Mit derselben Lösung ermutigt die Stadt Vöhringen junge Feuerwehrmänner, sich auf eine zusätzliche Führerschein-Ausbildung einzulassen, wie Kommandant Werner Wild erläutert. "Damit fehlt es uns nicht an Fahrern", beruhigt er. Genauso wenig müssen die Bürger in Illertissen fürchten, dass bei der Feuerwehr keiner hinters Steuer darf, wenn es brennt: "Wir haben bereits frühzeitig reagiert und bilden unsere Fahrer mit Unterstützung der Stadt fort, sodass keinerlei Probleme existieren", sagt Kommandant Erik Riedel. Eigene Fahrschule Eine andere Lösung hat die Feuerwehr Senden gefunden: eine Art eigene Fahrschule. Ausgestattet mit einem zweiten Satz Pedalen wird aus einem Einsatzwagen zuerst ein Fahrschulauto. Dann trainiert ein Fahrlehrer die jungen Feuerwehrfrauen und -männer. "Das ist kostengünstig für die Kommune", sagt Kommandant Helmut Rogg.
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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