05.05.2008

Großbrand in Neu-Ulm: Alle verfügbaren Rettungskräfte im Einsatz

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Von Wilhelm Schmid Neu-Ulm Dramatische Szenen in der Nacht zum Montag mitten in der Neu-Ulmer Innenstadt: Um 02.28 Uhr wird die Einsatzzentrale der Feuerwehr Neu-Ulm über Notruf verständigt, dass in der Kasernstraße 24, an der Ecke zur Maximilianstraße, ein Brand im dortigen Mehrfamilienhaus ausgebrochen ist. Sofort werden Rettungsdienst und Feuerwehr alarmiert, die innerhalb kürzester Frist am Brandort eintreffen. Dort bieten sich den ersten Einsatzkräften Bilder, die auch erfahrene Feuerwehrleute erschrecken lassen: Das Feuer hat sich offensichtlich in rasender Schnelle über alle vier Stockwerke ausgebreitet und an den Fenstern stehen Menschen, die um Hilfe rufen. Ein Vordringen durch das Treppenhaus ist zunächst nicht möglich, da auch dieses bereits in Vollbrand steht. Sofort werden Steck-, Schiebe- und Drehleitern in Stellung gebracht, um den verzweifelten Menschen in den Obergeschossen zu Hilfe kommen zu können. Gleichzeitig wird ein "Sprungretter" - ein großes Luftkissen - mit Hilfe von Pressluft aus den Atemluftflaschen aufgeblasen und an der Hauswand bereitgestellt. Eine Person springt hinein und kommt dadurch relativ glimpflich davon; zwei weitere Personen - ein Mann und eine Frau - sind aber bereits vor dem Eintreffen der Retter aus dem Obergeschoss gesprungen und haben sich dabei zu den bereits erlittenen Brandverletzungen schwerste Knochenbrüche an Armen und Beinen und vermutlich auch im Wirbelbereich zugezogen. Offensichtlich war die Intensität des Feuers so stark, dass beide keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatten, als aus dem 2. oder gar 3. Obergeschoss - genau lässt es sich nicht mehr feststellen - auf die Straße zu springen. Feuerwehr und Rettungsdienst fordern Verstärkung an: Aus Ulm und Senden kommen weitere Drehleitern und Löschfahrzeuge; der Einsatzleitbus des Landkreises wird bereitgestellt und der Rettungsdienst lässt nachtflugtaugliche Hubschrauber aus München, Nürnberg und Regensburg anfliegen. Die zahlreichen Rettungssanitäter haben, wie ihre Feuerwehrkameraden, alle Hände voll zu tun: Mehrere Verletzte liegen auf Tragen am Boden und werden so schnell wie möglich zu den nun reihenweise eintreffenden Rettungswagen gebracht. Dazu kommt ein Münchner Polizeihubschrauber, der ebenfalls innerhalb weniger Minuten zum Rettungshubschrauber umgerüstet wird. Dramatische Szenen am Unglücksort Die vier Helikopter landen auf dem freien Gelände beim Bahntrog, gegenüber dem Ende der Maximilianstraße; ihre Landeplätze werden vom Technischen Hilfswerk mit Hilfe von Lichtgiraffen und "Powermoon"-Scheinwerfern taghell ausgeleuchtet. Einer der Piloten spricht später von einem geradezu vorbildlich eingerichteten Landeplatz. An der Einsatzstelle selbst laufen weiter dramatische Szenen ab: Über die Leitern werden zahlreiche Personen ins Freie gebracht und zunächst an einer Verletzten-Sammelstelle versorgt. Ihre Verletzungen werden registriert und je nach Notwendigkeit wird ihr Abtransport per Rettungswagen oder Hubschrauber in die Wege geleitet. Ein leitender Notarzt wird dabei von einem Rettungsdienst-Einsatzleiter sowie einem Leiter des Sanitäts- und Betreuungsdienstes unterstützt. Die Feuerwehren haben in der Zwischenzeit mit einem massiven Löschangriff von vier Drehleitern aus begonnen und gegen 3.45 Uhr kann eine erste Pressekonferenz angesetzt werden. Im Scheinwerferlicht des Einsatzleitbusses geben Oberbürgermeister Gerold Noerenberg, Feuerwehr-Einsatzleiter Rainer Daumann und Kreisbrandrat Alfred Raible sowie die Rettungsdienst-Chefs Ralf Willer und Peter Klose einen ersten Überblick: 20 Personen sind verletzt, davon zwei lebensgefährlich; eine mittelschwer und die übrigen laborieren an Rauchgas-Vergiftungen. Dazu kommen mindestens vierzig Personen, die ihr Obdach verloren haben. Das Feuer hatte auch die Nachbarhäuser in Mitleidenschaft gezogen, sodass auch von dort sämtliche Personen in Sicherheit gebracht werden mussten. Für die Polizei und die Rettungsorganisationen stellt sich dabei das Problem, dass niemand zunächst genau sagen kann, wie viele Personen sich in dem umfangreichen Gebäudekomplex zum Zeitpunkt des Brandausbruches tatsächlich aufgehalten haben. Einige Personen melden sich als unverletzt bei der Sammelstelle, aber dennoch ist nicht klar, ob sich noch weitere Personen im Gebäude aufhalten. Während dieser Zeit hat die Feuerwehr umfangreiche Löscharbeiten durchgeführt: Armdicke Schläuche befördern das Wasser von den Hydranten zu den Löschfahrzeugen, wo teilweise Schaummittel zugemischt wird und von dort weiter zu den Strahlrohren auf den Drehleitern. Das Feuer wird durch den Löschangriff relativ schnell unter Kontrolle gebracht und nach einer Stunde sind nur noch Nachlöscharbeiten im Gange. Schon während des Löschvorgangs können bereits mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz ins Gebäude zur Absuche vordringen, wobei sich die Einsatzkräfte selbst in eine gefährliche Situation begeben, denn die Gebäudesubstanz hat durch das Feuer stark gelitten und eine Einsturzgefahr kann nicht ausgeschlossen werden. Doch wenn es um Menschenleben geht, muss diese Gefahr in Kauf genommen werden. Bis zum Anbruch des Morgens werden aber keine weiteren Personen mehr im Gebäude gefunden. OB Noerenberg, der kurz nach Brandausbruch verständigt und zur Einsatzstelle gekommen war, beginnt, die Unterbringung der obdachlos Gewordenen zu organisieren. Diese werden zwischenzeitlich vom BRK betreut sowie mit Verpflegung und Kleidung versorgt.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
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