06.03.2006

Schnee im Landkreis: Glück gehabt: Das große Chaos blieb aus

Glück gehabt: Das große Chaos blieb aus Ohne Berufsverkehr ist das Chaos ausgeblieben - Räum- und Streudienste im Dauerstress - Kaum Unfälle Von unserem Redaktionsmitglied Roland Ströbele Neu-Ulm - Anzeige - Die Region Ulm/Neu-Ulm ist wie weite Teile Süddeutschlands in der Nacht zum gestrigen Sonntag unter einer rund 40 Zentimeter hohen Schneedecke versunken. Von einem Chaos, wie es andernorts herrschte, ist der Landkreis Neu-Ulm trotz der teilweise schlimmen Straßenverhältnisse verschont geblieben. "Wir sind noch einmal mit einem blauen Augen davongekommen", waren sich gestern Sprecher von Polizei und Rettungsdiensten einig. Nur weil gestern Sonntag und damit für die meisten Menschen arbeitsfrei war, blieb es auf den Straßen ruhig. Die Polizei registrierte lediglich kleinere Rutschunfälle. Die Mitarbeiter der Räum- und Streudienste waren auf der bayerischen Seite fast pausenlos im Einsatz. Wer konnte, der ließ am Samstag und Sonntag sein Auto stehen. Das war aus Sicht der Polizei auch gut so. Die Fahrbahnen waren schneebedeckt, darunter hatte sich vereinzelt tückisches Eis gebildet. Die Räumdienste im Landkreis Neu-Ulm waren im Dauereinsatz, wurden aber den Schneemassen kaum noch Herr. Sie konzentrierten sich auf die Hauptverkehrsadern, die Nebenstrecken kamen erst im Laufe des gestrigen Sonntags dran. Weitere Berichte und Bilder über die Folgen der Schneefälle in der Region Ulm/Neu-Ulm auf den Seiten 27 und 28 Die starken Schneefälle haben aber auch den Bahnverkehr zum Erliegen gebracht. Auf der Strecke Ulm-Augsburg ging am gestrigen Sonntagvormittag in der Zeit zwischen 7.30 und 8.30 Uhr nichts mehr. Umgefallene Bäume hatten die Schienen blockiert und mussten erst beseitigt werden. Die Fahrgäste erreichten ihr Ziel erst mit fast zweistündiger Verspätung. Zu Unfällen auf den Gleisen kam es jedoch nach Auskunft eies Bahnsprechers Gott sei Dank nicht. Auch der Nahverkehr hatte massive Probleme. Eine Verspätung von einer Stunden sei bei einzelnen Bussen keine Seltenheit gewesen. Sie hatten massive Probleme, durch die Straßen zu kommen. Vor allem an den Steigungen mussten die Fahrer höllisch aufpassen, dass sie mit ihren Fahrzeugen nicht ins Schleudern gerieten. Ulmer Räumdienst im Streik Besonders erschwert wurde die Situation in Ulm durch den Streik im öffentlichen Dienst, von dem auch die Streu- und Räumdienste betroffen sind. Nur mit Mühe konnte ein Notdienst die Hauptverkehrsstraßen räumen, weil ein Großteil des streikenden Personals erst gar nicht zum Dienst gekommen war. Aus Sicht der Polizei ging die unerwartete Rückkehr des Winters überraschend glimpflich aus. Es seien zwar eine Menge von Rutschunfällen passiert, die aber allesamt mit Blechschäden ausgingen. "Die Leute waren sehr vernünftig und sind daheim geblieben", sagte gestern ein Sprecher der Polizeiinspektion Neu-Ulm. Wäre gestern ein Wrktag gewesen, dann wäre die Bilanz wohl weitaus schlimmer ausgefallen. "Dann wäre wohl der ganze Berufsverkehr zusammengebrochen", vermutete ein Polizeibeamter. Nur auf den Autobahnen sah es schlimmer aus. Die Rückreisewelle aus den Skigebieten kam auf den Autobahnen kaum oder gar nicht mehr voran. Auf der A 7 in Fahrtrichtung Norden herrschte den ganzen Tag über zähflüssiger Verkehr, auf der A 8 kam der Verkehr durch querstehende Lkw zeitweise zum Erliegen. Schippen bis zum Umfallen Die für diese Jahreszeit ungewöhnlich starken Schneefälle haben aber auch diejenigen an den Rand des Wahnsinns gebracht, die Gehwege und Hofenfahrten räumen mussten. "Es ist zum Verrückt werden, wenn ich hinter dem Haus fertig bin, kann ich wieder von vorne anfangen", stöhnte ein vom Schneeschippen genervter Hausmeister einer Wohnanlage. So wie ihm ging es fast allen Menschen in der Region. Am Samstagvormittag hatte es begonnen zu schneien. Rund 24 Stunden lang rieselte dann der Schnee vom Himmel. Schon am Samstagabend lagen mehr als 20 Zentimeter Schnee, über Nacht kam noch einmal die selbe Menge hinzu. Unter der Last des relativ nassen Schnees senkten sich die Äste vieler Bäume bedrohlich, manche brachen sogar ab. Am Berg zwischen Meßhofen und Roggenburg fällten die Schneemassen eine alte Eiche mit einem Stammdurchmesser von gut einem Meter. Dadurch war die Straße mehrere Stunden lang unpassierbar, bis die Feuerwehr den Baum in kleine Einzelteile zerlegt und abtransportiert hatte. Manche Feuerwehren waren die ganze Nacht im Einsatz, berichtet Kreisbrandrat Alfred Raible. Insgesamt seien zwölf Einsätze zu verzeichnen gewesen. Weitaus stärker eingespannt waren die Helfer des Technischen Hilfswerkes (THW) die mit ihren schweren Fahrzeugen hauptsächlich auf der A 8 bei Günzburg liegen gebliebene Lkw abschleppen mussten. Nicht rekordverdächtig Vielen Menschen in der Region sprachen gestern von Rekordschneefällen, die es vor allem um diese Jahreszeit noch nie gegeben habe. Dem widersprachen gestern die Meteorologen der Wetterstation in Stötten, die auch die Niederschläge im Raum Ulm beobachten. Vor ziemlich genau 16 Jahren fielen ebenfalls binnen weniger Stunden ähnlich viel Schneemassen vom Himmel: Am 2. März 1988 wurde auf dem Eselsberg eine Schneehöhe von 38 Zentimeter gemessen. Am 18. Januar 1977 waren es 40 Zentimeter und am 20. Februar 1978 gar 45 Zentimeter. "So viel Schnee um diese Jahreszeit ist zwar eine Seltenheit, aber noch nichts Rekordverdächtiges", sagte ein Wetterbeobachter nach einem Blick in die Statistik. Droht eine Katstrophe? Kommt die eigentliche Katastrophe, wenn nun die Schneemassen tauen? Aus Sicht der Beschäftigten in der Wetterstation Stötten ist nicht damit zu rechnen, dass der Schnee so schnell taut, wie er gekommen ist. Bis zur Wochenmitte werden tagsüber Temperaturen um die Null-Grad-Grenze herrschen, nachts ist mit bis zu minus fünf Grad zu rechnen. Erst dann werde es allmählich milder. Rasant steigende Temperaturen in Verbindung mit starken Schneefällen könnten zu Überschwemmungen führen. Aber die Wetterbeobachter geben Entwarnung: "Danach sieht es zur Zeit überhaupt nicht aus".
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
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