12.04.2008

Senden: Fahrertraining

Kempten/Senden (mke-) - Der Trainer für Fahrsicherheit zeigt ein seltsames Dia: Ein Feuerwehrauto liegt im Straßengraben. Feuerwehrmänner bergen es mit schwerem Gerät. Wo ist der Fehler? Richtig: "Eigentlich sollten Sie zu ihrem Einsatzort kommen und nicht selbst geborgen werden", sagt er den zehn Feuerwehrleuten der Feuerwehr Senden im Schulungsraum des ADAC-Fahrsicherheitszentrums Kempten. Nicht selten verunglücken die Helfer auf dem Weg zu einem Brand oder einem Unfall selbst. Die Freiwillige Feuerwehr Senden absolvierte deshalb ein Sicherheitstraining, wie die Fahrer Unfälle vermeiden und ihre Einsatzfahrzeuge fest im Griff behalten können. Nein, Unfälle mit einem Feuerwehrauto hat es in seiner Amtszeit nicht gegeben, sagt Kommandant Helmut Rogg. Passieren könne es aber jederzeit: Bevor sie anderen zur Hilfe eilen, sehen sich die Fahrer selbst den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt - trotz Blaulichts auf dem Dach. Sie müssen rote Ampeln passieren, über schneeglatte Straßen brausen, wenn bei Wintereinbruch Autofahrer Unfälle bauen. "Dazu kommt der Stress, dem die Fahrer ausgesetzt sind", sagt Rogg. Das größte Risiko auf dem Weg zum Einsatzort seien die anderen Verkehrsteilnehmer: "Die wissen oft mit dem Blaulicht nichts anzufangen und reagieren ganz unvorhergesehen." Die Fahrer müssen deshalb blitzschnell reagieren. Was, wenn ein anderer Wagen vor ihnen in der Kreuzung stehenbleibt? Was, wenn im Stau auf der Autobahn Leute aussteigen und den Einsatzfahrzeugen in die Quere kommen? Das Fahrzeug fest im Griff zu behalten, das übt Christian Holzheuer mit den jungen Feuerwehrmännern und -frauen ein. Schnell und sicher sollen sie durch einen Parcours aus roten Hütchen manövrieren. In der Wirklichkeit könnten die Pylonen beispielsweise Menschen sein, die nach einem Unfall auf der Autobahn umherirren. "Nie die Hütchen anschauen, sondern dorthin blicken, wo sie hinfahren wollen", diktiert er deshalb in das Funkgerät. Mit scharfem Blick beobachtet er die Fahrer am Steuer der roten Feuerwehrfahrzeuge, die seine Kommentare empfangen. Der Trainer ist zufrieden: "Perfekt!" Christian Holzheuer ist seit acht Jahren als Fahrsicherheitstrainer tätig. Für die Lenker von Einsatzfahrzeugen gibt er besondere Kurse: "Das Problem ist, dass die Autos mit ihren hohen Aufbauten leicht kippen können", sagt er. Die Fahrer üben deshalb, wie sie auch bei einem geplatzten Reifen nicht die Kontrolle verlieren. Oder wie eine Vollbremsung auf nassem Asphalt funktioniert. Da quietschen dann auch richtig die Reifen. Jochen Schneider steuert ein großes Löschfahrzeug um die Hindernisse, schlägt kurz hintereinander nach links und rechts ein - so wie es der Trainer will. Als Beifahrer kann man sich kaum im Sitz halten. Schneider glaubt, dass ihm das Training viel bringt: "Es verbessert die Handhabung des Wagens im Einsatz", sagt er und beobachtet, wie er von Runde zu Runde besser um die Hindernisse kommt. Jochen Schneider ist seit 20 Jahren bei der Feuerwehr Senden und besitzt einen Lkw-Führerschein. Ein gutes Zeugnis stellt später auch Lisa Fischer, 19 Jahre, dem Training aus. "Anfangs war es ungewohnt, den Mannschaftswagen zu fahren", sagt sie. "Jetzt bin ich viel sicherer."
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
Feuerwehren
Senden
zurück