29.09.2007

Illertissen: Übung bei Fa. Cognis

Übung bei Fa. Cognis, Bild: W. SchmidÜbung bei Fa. Cognis, Bild: W. Schmid
Illertissen (wis). Freitag, 13.30 Uhr: Auf dem Werksgelände der Firma Cognis in Illertissen bereiten sich die Mitarbeiter langsam auf den Feierabend vor, zumal viele kurz vor Monatsende Gleitzeit abbauen. Da zerreißt ein Knall die Ruhe vor dem Wochenende, und kurz darauf ertönen Alarmsirenen und Lautsprecherdurchsagen, doch nach den ersten Worten aus den Lautsprechern wird klar, dass es sich um eine Übung handelt: „Alarmübung für die Werkfeuerwehr – Alarmübung für die Werkeinsatzleitung: Verpuffung in Gebäude 22 F !“ Nach diesen Stichworten bricht hektische Betriebsamkeit aus: Aus allen Richtungen des weitläufigen Geländes kommen Mitarbeiter per Fahrrad oder zu Fuß ins Gerätehaus; die Löschfahrzeuge werden besetzt, und mehrere Herren mit grünem Helm machen sich auf den Weg zum Sitzungssaal der Werkeinsatzleitung, die nun den Ablauf steuert, dokumentiert und später kritisch hinterfragt. „Beim Befüllen der Absackmaschine tritt aufgrund eines Abstimmungsfehlers Produkt aus, das sich staubförmig in der Umgebung ausbreitet. Durch einen Defekt an der Batterie-Ladestation kommt es zur Zündung des Staub-Luft-Gemisches und dabei zu einer Verpuffung. Zwei Mitarbeiter werden vermisst; in der Anlage bricht Feuer aus.“ Mit dieser angenommenen Ausgangslage, die an der Einsatzstelle den Beteiligten durch „Ereigniskarten“ angezeigt wurde, sehen sich nun der Feuerwehr-Gruppenführer ebenso wie die Angehörigen der Werkeinsatzleitung konfrontiert. Gemäß dem Grundsatz „Menschenrettung geht vor Brandbekämpfung“ rüsten sich zwei Trupps der Feuerwehr mit schwerem Atemschutz aus und gehen ins das mit Theaternebel total verqualmte Produktionsgebäude vor. Zwei Mitarbeiter des Werkschutzes sind als Verletztendarsteller hinter Palettenstapeln versteckt; einer wird sofort, der andere wenig später gefunden; beide werden zunächst im Bergetuch ins Freie gebracht und dort mit einer Trage abtransportiert. Gleichzeitig wird mit zwei Hochdrucklüftern der Rauch heraus geblasen und ein simulierter Löschangriff mit mehreren Rohren wird aufgebaut. Währenddessen hat sich die Einsatzleitung in einem nahe gelegenen Bürogebäude organisiert: Zuerst gilt es, einen Überblick über die Geschehnisse zu bekommen; alles muss erfasst und aufgezeichnet werden, dann müssen Behörden und die Konzernleitung informiert werden, und an der Pforte warten neugierige Reporter von Presse und Fernsehen. Besorgte Anwohner fragen an, warum es geknallt hat – ein lauter Böllerschuss hatte die Verpuffung signalisiert – und Angehörige von Cognis-Arbeitern rufen besorgt an, warum der Ehemann oder der Vater noch nicht von der Arbeit heimgekommen ist. Geduldig, aber auch routiniert, werden die Anrufe abgearbeitet, und an der Pforte gibt ein Delegierter der Einsatzleitung ein erstes Statement für die dort wartenden, die „Aufdringlichen“ spielenden und nur durch Einsatz des Werkschutzes zurück zu haltenden Medienvertreter. „Keine Gefahr für die Umgebung; der Brand ist gelöscht und die beiden Verletzten sind gerettet – Cognis stellt Lebensmittel und Lebensmittelzusatzstoffe her und arbeitet nur mit natürlichen Rohstoffen !“ Mit diesen Worten versucht der Firmen-Pressesprecher die Reporter fürs Erste zufrieden zu stellen und verschiebt weitere Nachfragen auf eine Pressekonferenz, die er für eine halbe Stunde später ankündigt. Danach kann Werkleiter Andreas Heidbreder, der laut Übungsannahme „auf Dienstreise“ war und in Wirklichkeit gemeinsam mit Werkfeuerwehr-Kommandant Michael Staudenhechtl und dem Kommandanten den Feuerwehr Illertissen, Alfons Birnbrigl, den Ablauf beobachtet hat, zur Abschlussbesprechung bitten. Noch einmal wird der gesamte Verlauf durchgesprochen; die Kommunikationswege werden durchleuchtet und die Organisationsstruktur und deren Funktionieren werden begutachtet. Während sich in der Einsatzleitung die Erkenntnis durchsetzt, dass der Ablauf durchaus zufriedenstellend war und dass man aus kleineren Störungen, wie nicht funktionierenden Telefonverbindungen und ähnlichem, nur lernen kann, werden im Gerätehaus der Werkfeuerwehr die Fahrzeuge wieder einsatzklar ausgerüstet und somit tritt nun die Wochenend-Ruhe ein, die normalerweise zwei Stunden früher gekommen wäre.
Artikel von: Wilhelm Schmid
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