06.09.2007

Illertissen: Zusammenfassende Betrachtung Kühlhausbrand

Illertissen (wis). „Alarm für Florian Illertissen: Firma Rothtalfrost, Illertissen, Ahornweg – Brand einer Lagerhalle !“ Diese Meldung der Feuerwehr-Einsatzzentrale Neu-Ulm genau heute vor drei Wochen, am Freitag, dem 17. August um 9.42 Uhr, löste den wohl umfangreichsten Einsatz aus, den die Freiwillige Feuerwehr Illertissen in ihrer nunmehr 143-jährigen Geschichte zu absolvieren hatte. Inzwischen hat Kommandant Alfons Birnbrigl eine Menge von Zahlen und Daten zusammen gestellt. Im Ersteinsatz, der von Freitagvormittag bis Samstagmorgen dauerte, waren insgesamt 163 Feuerwehrleute mit 31 Einsatzfahrzeugen tätig. Die Illertisser Floriansjünger wurden dabei von den Wehren aus allen Stadtteilen sowie aus Altenstadt, Bellenberg, Vöhringen, Weißenhorn und Neu-Ulm sowie von den Werkfeuerwehren Wieland und Cognis unterstützt. Hinzu kamen die Polizei mit mehreren Streifen und Kripo-Chef Ulrich Feistle aus Neu-Ulm und das Bayerische Rote Kreuz mit Rettungsdienst und Notarzt sowie Versorgungspersonal der Wasserwacht. Diese konnten sich auf Versorgungsaufgaben beschränken, denn glücklicherweise wurde während des umfangreichen Ersteinsatzes niemand verletzt. Nur im Rahmen der Nachlöscharbeiten kam es noch zu zwei leichten Verletzungen von Feuerwehrleuten, wobei einmal Brandrauch zu einer Augenreizung führte und ein Feuerwehrmann sich den Fuß verstauchte. Zur Bekämpfung des Brandes wurden eingesetzt: 4 Drehleitern mit Wenderohr-Wasserwerfer, 3 Wasserwerfer vom Boden aus, 6 B- und 12 C-Rohre. An weiteren technischem Geräten waren im Ersteinsatz: 4 Hochdrucklüfter, 2 Rettungssägen, 1 Lichtmast, 4 Tragkraftspritzen TS 8 am firmeneigenen Löschteich sowie 2 Löschfahrzeuge und 3 TS 8 zur Wasserförderung von der Vöhlinstraße her, 3 Wärmebildkameras sowie eine Unmenge an Schlauchmaterial und dazu gehörigem Gerät. 24 Zwei-Mann-Trupps gingen unter schwerem Atemschutz abwechselnd zum Innenangriff vor, bis die Durchzündung am Freitagnachmittag ein weiteres Vorgehen im Inneren der drei jeweils eintausend Quadratmeter großen Hallen verhinderte. Dieses war bereits zuvor durch zusammenbrechende Hochregale, herabgestürzte Waren und starke Verrauchung erheblich erschwert, so dass kein direkter Zugang zum Brandherd möglich war, der in mehr als zehn Metern Höhe unter der etwa zwölf Meter hohen Hallendecke vermutet wurde. Einen besonders dramatischen Moment im Rahmen der Löscharbeiten stellte die Durchzündung dar, die am Freitagnachmittag gegen 15.20 Uhr sämtliche Trupps, die sich im Innenangriff befanden, zum sofortigen Verlassen der Hallen zwang. Ein Gruppenführer hatte bei der Überwachung der Arbeiten die Gefahr bemerkt und das Kommando „Mayday, Mayday !“ gegeben, was den unmissverständlichen Befehl zum sofortigen Rückzug ohne Rücksicht auf Materialverluste bedeutet. Dass alle Feuerwehrleute unverletzt aus dem Innenangriff heraus kamen, ist eine der positiven Seiten des Einsatzes, ebenso wie die Tatsache, dass große Teile des gesamten Kollmer-Gebäudekomplexes gehalten werden konnten. Beim Verlassen der Hallen während der Durchzündung sowie im weiteren Verlauf des Einsatzes kam es zu Materialschäden an Lösch- und Beleuchtungsgeräten sowie Schutzkleidung in einer Gesamthöhe von rund 7000 Euro. Die Nachlöscharbeiten, anfangs mit Unterstützung der Nachbarwehren, dann zum größten Teil von der Freiwilligen Feuerwehr Illertissen selbst bewältigt, erstreckten sich ab Samstag rund um die Uhr im Schichtdienst mit Besatzungen von jeweils drei bis sechs Mann. Sie dauerten bis zum 28. August und wurden dann am 30. nochmals kurz aufgenommen, so dass allein für Nachlöscharbeiten und Brandwache 968 Mann-Stunden zusammen kamen. Für die Aufräum- und Reinigungsarbeiten an Schutzkleidung und Gerät hat Kommandant Birnbrigl aufgelistet, dass 39 Mann insgesamt 157 Stunden eingesetzt waren. Auch die weiteren Verbrauchszahlen wurden inzwischen berechnet: Maschinen und Fahrzeuge verbrauchten insgesamt 1450 Liter Benzin und 1300 Liter Dieselkraftstoff; etwa 7000 Kilogramm Schaummittel wurden eingesetzt, und für die Verpflegung der Mannschaft an allen Einsatz- und Nachlöschtagen, ausschließlich mit Wurstsemmeln, Brezeln, Kaffee, Limo und Mineralwasser wurden rund 1500 Euro verbraucht. Lohnausfallkosten, die wie alle weiteren Kosten des Einsatzes von der Stadt Illertissen zu tragen sind, ergaben sich nur am ersten Einsatztag, da alle weiteren Arbeiten von Feuerwehrleuten erledigt wurden, die hierfür ihren Urlaub und ihre Freizeit in Anspruch nahmen.
Artikel von: Wilhelm Schmid
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