19.08.2007

Illertissen: Nachlöscharbeiten am Kühlhaus

Foto: Illertisser Zeitung
Großbrand in Illertissen Glutnester halten die Feuerwehr auf Trab Von Luzia Riedhammer, Illertissen. Noch am Sonntagabend ziehen Rauchschwaden über Teile Illertissens, über dem ehemaligen Kühlhaus Kollmer steigt senkrecht eine Rauchsäule nach oben. Alfons Birnbrigl, Kommandant der Illertisser Feuerwehr, ist mittlerweile mehr als 48 Stunden im Einsatz. Nur einmal war er zum Schlafen zu Hause - in der Nacht von Samstag auf Sonntag, zuvor war er 36 Stunden ohne Unterbrechung am Brandherd. Zusammen mit sieben weiteren Feuerwehrleuten hat er die Sonntagsschicht von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags. Denn der Brand ist noch immer nicht gelöscht. Im Inneren der zerstörten Lagerhallen lodern immer wieder Glutnester auf, die gezielt mit einer Mischung aus Wasser und Schaummittel bekämpft werden. Am Freitag kurz vor 10 Uhr die Illertisser Feuerwehr alarmiert worden: Brand im Kühlhaus. Das Problem, mit dem die Feuerwehrleute am Ort konfrontiert waren: Zwei der insgesamt vier Kühlhäuser waren bis unters Dach - zwölf Meter hoch - mit Schoko-Nikoläusen und Lebkuchen vollgestopft. "Wir hätten keine Palette mehr hineingebracht", sagt Ernst Kollmer. Ende August oder Anfang September sollte die Ware an die Großhändler ausgeliefert werden. Vermutlich war das Feuer in der zweiten Halle in großer Höhe ausgebrochen. Die Männer, die mit Atemschutzgerät einen ersten Blick in die Hallen warfen, kamen deshalb auch von oben bis unten mit Schokolade überzogen wieder heraus: geschmolzene Schokolade war von oben herabgetropft. Dass sich das Feuer derart dramatisch - von kleineren Rauchschwaden bis hin zu einem Großbrand mit Millionenschaden - entwickeln würde, war laut Kreisbrandrat Alfred Raible zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar. Da die Halle selbst nicht zugänglich war, wurde ständig von außen mit Wasser gekühlt, auch durch Löcher in den Außenwänden wurde nach innen gespritzt. Giftige Dämpfe sind beim Brand nicht ausgetreten Genaue Angaben zur Temperaturentwicklung lagen auch deshalb nicht vor, weil der Brandherd nicht zuverlässig geortet werden konnte. Ein Temperaturfühler des Kühlhauses - er reguliert die Temperatur für die Lagerung von Lebkuchen, die bei rund zwölf Grad plus liegt - zeigte 68 Grad. Auch die Auswertung von Bildern einer Wärmebildkamera gab laut Raible keinen Anlass zur Besorgnis. Dennoch: Gegen 12.30 Uhr kam es zu einem sogenannten "Flash Over". Dabei entzündet sich bei rund 1 000 Grad das Rauchgas, insbesondere im Zusammenspiel mit Sauerstoff. Die explosionsartige Verpuffung erzeugte eine riesige, schwarze Rauchwolke und führte letztlich dazu, dass in den beiden Hallen mit Weihnachtsgebäck - je rund 12 000 Kubikmeter Rauminhalt - die Dächer einstürzten. In einer weiteren beschädigten Halle, bei der das Dach hielt, wurde Fleisch gelagert, eine vierte Halle, die quer zu den anderen drei verläuft, hat vermutlich kaum Schäden an der Bausubstanz. Doch durch den Rauch und das Löschwasser sind die dort gelagerten Pommes frites ebenfalls komplett vernichtet. Trotz des Gestanks, von dem insbesondere der südliche Ortsrand Illertissens betroffen war, hatte der ABC-Messwagen der Feuerwehr Neu-Ulm nach Auskunft von Alfred Raible keine giftigen Dämpfe feststellen können. Bereits kurz nach der Alarmierung hat die Feuerwehr damit begonnen, das Ammoniak aus den Kühlleitungen zu pumpen. Die Kühlanlage selbst befindet sich auf der Westseite, während der Brand im Osten ausgebrochen war, so dass von den Tanks keine Gefahr ausging. Glücklicherweise wurde weder von den acht Angestellten, die derzeit im Kühlhaus beschäftigt sind, noch von den Feuerwehrleuten jemand verletzt. Ab Montag machen sich Physiker des Landeskriminalamts (LKA) daran, die Brandursache zu ermitteln. Eine Möglichkeit ist, dass Deckenstrahler die Waren entzündet haben. Ein technischer Defekt, betont Kripo-Sprecher Ulrich Feistle, sei zwar naheliegend, zum derzeitigen Zeitpunkt jedoch sei dies eine "sehr vage Vermutung, das ist Kaffeesatzleserei". Die LKA-Fahnder werden, vermutet Ulrich Feistle, unter Umständen wochenlang Spuren sichern. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, können die Abrissbagger anrücken.
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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