10.06.2007

Illertissen: 50. Geburtstag Oldtimer TLF 16/24

50 Jahre, doch der Wagen läuft und läuft und.... Feuerwehr-Oldtimer Magirus TLF 16/24 feiert am Sonntag einen runden Geburtstag Von Luzia Riedhammer Illertissen Erzählen kann das Magirus TLF 16/24 nicht. Nur knattern, so wie es Diesellaster, zumal mit einem Gewicht von elf Tonnen, aus dem 50ern nun mal tun. Deshalb redet Erik Riedel. Der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Illertissen kennt das Tanklöschfahrzeug wie wenig andere, auch wenn er 16 Jahre jünger ist. Denn ohne ihn und seine Mitstreiter, das weiß er, würde es dieses Knattern, diesen typischen heulend-klopfenden Magirus-Ton, vielleicht nicht mehr geben. Vor sieben Jahren wurde das Tanklöschfahrzeug endgültig ausgemustert nach 15 000 Kilometern, seit rund 20 Jahren war es nur noch Ersatzfahrzeug. Zu alt, die Ausstattung zu unmodern, überhaupt: einfach nicht mehr zeitgemäß, schließlich lag der Atemschutz noch in Holzschubladen. Die rote Lady war auch schon als Braut-Auto unterwegs Heute fristet das Fahrzeug sein Gnadenbrot, wird gehätschelt und gepflegt. Manchmal wird es herausgeholt aus der Halle der Firma Kränzle, wo es untergestellt ist. Dann geht es auf zu Oldtimer-Treffen, zu Ausstellungen - oder zu Hochzeiten. Denn auch ein Brautauto war sie schon ein paar Mal, die rote, aufpolierte Lady, chromglänzend, ein bisschen knattrig, die 50 Jahre sieht man ihr an am Design, aber man merkt sie ihr nicht an. Der Wagen läuft und läuft und läuft, sagt Erik Riedel. Er hat höchstens mal einen Saugschlauch verloren. Am 10. Juni ist sein großer Tag: 50. Geburtstag feiert er dann, bei bester Gesundheit und mit vielen Oldtimer-Kollegen entlang der Illertisser Hauptstraße. Wenn sie Alarm gibt, klingt das wie eine laute Fahrradglocke Heute wirkt es fast ein bisschen skurril, dieses TLF 16/24. Blinken, das heißt immer noch: roten Plastikhebel nach links raus und - winken. Auf und ab schwenkt der Winker. Und die Alarmglocke, wie eine laute Fahrradglocke klingt sie. Doch damals, vor 50 Jahren, gehörte das Fahrzeug zum Modernsten, was es bei den Feuerwehren im Landkreis gab. 52 500 D-Mark hatte die Feuerwehr damals für das erste Tanklöschfahrzeug im Landkreis investiert. Sein großer Vorteil: Mit dem 2 400-Liter-Wassertank konnte die Feuerwehr die Zeit überbrücken, bis eine Leitung zum Hydranten oder einem Löschweiher gelegt war. Denn bei einem Brand zählt jede Minute, weiß Erik Riedel. Als das Kolleg brannte und Wasser in die Stiefel lief Großbrände, nicht Unfälle wie heute, waren vor 50 Jahren der Einsatzschwerpunkt. Oft stand eines der zahlreichen Gehöfte zwischen Vöhringen und Babenhausen, Dietenheim und Kettershausen, in Flammen - das TLF war sofort zur Stelle. Doch der erste Großeinsatz - ein Blick ins Archiv zeigt es - war ein Brand im Illertisser Kolleg im Januar 1958. Der Dachstuhl hat gebrannt, 21 Zimmer wurden vernichtet, und das Wasser aus den Schläuchen lief in Strömen. Dem späteren Zweiten Kommandanten Emil Raible lief es sogar in die Stiefel, berichtet Erik Riedel. 50 Jahre, das heißt ein halbes Jahrhundert Feuer löschen, Menschen retten - und viele kleine Geschichtchen rundherum. Die zum Beispiel, als der langjährige Fahrer Dolf Engel den Elftonner in Babenhausen über eine Holzbrücke steuerte. Das Schild davor sagte: 1,2 t. Bis die Brücke das merkt, sind wir schon drüber. Dolf Engel sollte Recht behalten, die Brücke hat das zehnfache Gewicht gehalten. Auch das Fahrzeug selbst hat in fünf Jahrzehnten nur kleine Blessuren erlitten. Die Mannschaft hatte es eilig, war unterwegs zu einem Einsatz, ein Auto brannte auf der A7, und plötzlich krachte es. Eine Autofahrerin hatte dem Einsatzfahrzeug die Vorfahrt genommen. Der Schaden: Das Trittbrett war ein bisschen beschädigt, erklärt Erik Riedel. Und die Fahrertür musste 1988 neu lackiert werden. Die Hitze bei einem Brand war's, die die signalrote Farbe vollends zerstörte. Der kleine Bruder darf mitfeiern Heute blitzt und blinkt das Tanklöschfahrzeug wieder. Und am Sonntag, 10. Juni, noch ein bisschen mehr. Schließlich gibt's auch Geburtstagsgeschenke für das TLF 16/24 und seinen kleinen Bruder, das Magirus LF 16-TS, das 40 Jahre alt wird. Polieren und putzen sagt Riedel, werden die rund 20 Oldtimer-Freunde die Geburtstagskinder. Und Blumen gibt's dazu - ein Gesteck auf jede Motorhaube.
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
Feuerwehren
zurück