24.03.2007

Feuerwehr: Lehren aus der gescheiterten Revolution

Feuerwehr: Lehren aus der gescheiterten Revolution Von Bernhard Junginger Palastrevolution gescheitert: Oberster Feuerwehrmann im Landkreis Neu-Ulm bleibt der Illertisser Alfred Raible. Den Versuch, ihn abzusägen, haben ausgerechnet etliche Mitglieder der Kreisbrandinspektion angezettelt. Es waren also Leute aus dem von ihm selbst besetzten Führungszirkel, die in einem Brief an den Landrat Raible angegriffen und einen Nachfolger ins Spiel gebracht haben. Viele ganz normale Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren, die ihre Freizeit opfern und ihre Gesundheit, ja ihr Leben aufs Spiel setzen, um im Notfall für ihre Mitmenschen einzustehen, rieben sich verwundert die Augen. Sie fühlten sich unangenehm an die Ränkespiele der großen Politik erinnert. Bei der Neuwahl des Kreisbrandrats fiel das Votum von 77 Kommandanten dann auch eindeutig aus: Raible soll es noch einmal machen. Mit 13 Gegenstimmen hatte sich die geplante Revolte als Strohfeuer erwiesen. Nicht nach Gutsherrenart Die Freiwillige Feuerwehr als Bürgerbewegung mit breiter Basis darf nicht nach Gutsherrenart regiert werden, das ist glücklicherweise keineswegs der Fall. Kritik muss erlaubt sein. Auch über die Besetzung des wichtigen Amtes des Kreisbrandrats darf und soll gesprochen werden. Einzelne Feuerwehrfrauen und -männer haben auf vielfältige Weise Gelegenheit, mitzureden, zu entscheiden. Sie können ihre Führungskräfte wählen. Und im Alltag der Wehren werden wichtige Entscheidungen in aller Regel gemeinsam getroffen, fast in einer Art Ur-Demokratie. Beim Einsatz für die Sicherheit der Mitmenschen handelt es sich ja um ein rein freiwilliges Engagement. Ohne die Zustimmung seiner Kameraden kann kein noch so fähiger Kommandant irgendetwas bewegen. Aber bei einer Hilfsorganisation wie der Feuerwehr ist es auch wichtig, dass eine klare Kommandostruktur besteht. Im Ernstfall, wenn das Haus lichterloh brennt, kann schließlich nicht erst nach langer Diskussion abgestimmt werden, wie die Schlauchleitung gelegt werden soll. Einer muss den Hut aufhaben, Verantwortung übernehmen, auch unbequeme Entscheidungen treffen, mit gutem Beispiel vorangehen. Dafür darf er Loyalität erwarten - das gilt für den Führer eines Löschzuges ebenso wie für den Kreisbrandrat. Hintenrum So ist es nicht unbedingt der Umsturzversuch selbst, der viele Feuerwehrleute so abgestoßen hat, sondern die Art und Weise, wie er gelaufen ist. Hintenrum nämlich. Nein, ein leuchtendes Beispiel der Kameradschaft haben die Urheber des Schreibens an Landrat Erich Josef Geßner wirklich nicht abgeliefert. Ob Kreisbrandrat Alfred Raible nun personelle Konsequenzen zieht oder nicht: Er muss sicherstellen, dass in seiner Führungsmannschaft eines wieder herrscht: Vertrauen.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
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