23.03.2007

Raible wieder zum Kreisbrandrat gewählt

RETTUNGSDIENSTE / Kritik bei der Dienstversammlung der Feuerwehr geäußert Zurückhaltung bei Vorbereitung für Leitstelle vorgeworfen - Gegenkandidatur gescheitert Alfred Raible ist bei den Neuwahlen zum Kreisbrandrat mit 63 zu 13 Stimmen wieder gewählt worden. Der Versuch hochrangiger Feuerwehrleute, im letzten Moment einen Gegenkandidaten aufzustellen, scheiterte. Es gab doch keinen Gegenkandidaten bei der Versammlung. PATRICK FAUSS KREIS NEU-ULM Mit einer ungewöhnlichen Aktion wollten zwölf führende Feuerwehrleute bei der Kommandanten-Dienstversammlung der Feuerwehren einen weiteren Kandidaten für das Amt des Kreisbrandrats ins Spiel bringen. Als Gegenkandidat zum amtierenden Kreisbrandrat Alfred Raible sollte Kreisbrandmeister Peter Amann aus Vöhringen-Illerberg ins Rennen gehen. Aber dazu kam es nicht. Als Begründung für die Gegenkandidatur las Peter März, Kommandant der Straßer Ortswehr, ein Schreiben vor, das am 13. März an Landrat Erich Josef Geßner geschickt worden war. Es fasst Kritikpunkte gegen Kreisbrandrat Alfred Raible zusammen. Die Inbetriebnahme der Integrierten Leitstelle, die anstehende Aufgaben zur Einführung des Digitalfunks und die bevorstehende Neufassung des Feuerwehrgesetzes und die daraus resultierenden "Veränderungen in den Anforderungen an die Feuerwehren" mache eine "intensive Auseinandersetzung mit dem Thema der Zukunftsgestaltung" nötig. Man müsse diese Themen "bereits jetzt" mit breiter Basis angehen. Diese Auffassung werde von Raible aber nicht geteilt. Raible stehe altersbedingt nicht für die volle Amtszeit von sechs Jahren zur Verfügung. Es sei davon Auszugehen, dass Raible sein Amt aufgeben müsse, wenn die genannten Themen bereits intensiv bearbeitet würden. Das führe zu "Effizienz-, Effektivitäts- und somit Qualitätsverlusten" für die Feuerwehr. "Im Sinne der Glaubwürdigkeit" solle Raible sein Amt mit 60 Jahren beenden, da er sonst gegen seine öffentlich geäußerte Meinung verstoße, dass der Feuerwehrdienst gleichgültig in welcher Funktion mit dem 60. Lebensjahr beendet werden müsse. Bisher habe man das Aufstellen eines Gegenkandidaten mit Raible nicht vorab diskutieren können, "da die jährliche Aussprache in der Gruppe der Landkreis-Führungskräfte nicht stattgefunden hat." Als Konsequenz aus der Kritik schlage man Kreisbrandmeister Peter Amann als weiteren Kandidaten zum Kreisbrandrat vor. Amann steht den Sendener Ortswehren Aufheim, Hittistetten, Witzighausen und Wullenstetten vor. Zurückhaltung In seinem Bericht zur Kommandantendienstversammlung hatte Raible Gründe für die an ihm kritisierte Zurückhaltung beim Digitalfunk genannt: Weil man nicht wisse, wie das Netz aufgebaut werde, wieviele Ralaisstationen im Landkreis errichtet werden müssen und wie sich die Gerätetechnik weiterentwickle, halte er intensive Planungen für verfrüht. Ebenfalls verfrüht sei es, schon jetzt mit der Erarbeitung von neuen Alarmplänen im Rahmen der Integrierten Leitstelle zu beginnen, die am Ende doch nicht zum Tragen kämen. Die schwäbischen Kreisbrandräte seien für die Altersgrenze von 60 Jahren für Feuerwehrleute im aktiven Dienst. Unterschieden würde dabei aber zwischen administrativer und aktiver Tätigkeit. Das Feuerwehrgesetz lege das 63. Lebensjahr als Obergrenze für einen Kreisbrandrat - wegen dessen überwiegend administrativen Tätigkeit - fest. Raible bestritt, dass Termine, bei denen das Thema hätte diskutiert werden können, von ihm nicht wahrgenommen worden seien. Nachdem März das Schreiben vorgelesen hatte, ergriff Landrat Erich Josef Geßner das Wort. Er sehe keinen Anlass, Amann als zweiten Kandidaten aufzustellen. Die Kandidatur habe er Raible bereits zugesichert, als von einem zweiten Bewerber noch keine Rede war. Raible habe die Interessen der Feuerwehr seiner Meinung nach stets energisch vertreten. "Ich wäre dankbar, wenn sie Alfred Raible in seinem Amt bestätigen würden", sagte Geßner. Kreisbrandmeister sind für einen Bezirk oder ein Fachgebiet innerhalb des Landkreises zuständig. Sie unterstehen den drei Kreisbrandinspektoren, die wiederum dem Kreisbrandrat unterstehen. Die Aufgabe, einen Kandidaten für das Amt des Kreisbrandrats nennen, fällt dem Landrat zu. "Keine Werbung" Zwei Kommandanten ergriffen das Wort für Raible. Georg Thalhofer aus Thal bezeichnet die Vorgehensweise der Antragsteller als "keine Werbung für die Feuerwehr". Als während einer Dienstbesprechung mit Feuerwehr-Führungskräften die Frage gestellt wurde, ob ein Gegenkandidat aufgestellt werden soll, habe sich niemand gerührt. Kommandant Werner Blum aus Emershofen meinte, Raible sei eine gute Wahl. Er sei Soldat im Ruhestand und damit nicht berufstätig. Für den berufstätigen Amann müsse die Feuerwehr durch das Amt bedingte Fehlzeiten bei dessen Arbeitgeber finanziell ausgleichen. Das Geld fehle hinterher im Budget. 77 anwesende Kommandanten waren zur Wahl aufgerufen. Das Ergebnis: 63 Stimmen für Raible, 13 gegen ihn, eine Stimme war ungültig. Damit hat er fast das gleiche Ergebnis wie bei seiner Antrittswahl vor sechs Jahren erreicht. Damals wurde er mit 63 Stimmen, bei zehn Gegenstimmen gewählt. Wie es nun weiter gehe, konnte Raible noch nicht sagen. "Das ist alles noch zu frisch." Da unter den Unzufriedenen auch ihm direkt unterstellte Mitglieder der Kreisbrandinspektion sind, wolle er erstmal eine Reaktion auf die Wahl abwarten. "Vielleicht bieten sie ihren Rücktritt an." Nach den derzeit gültigen Altersbeschränkungen könne er das Amt des Kreisbrandmeisters viereinhalb Jahre, bis zu seinem 63. Lebensjahr ausüben.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
Feuerwehren
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