So schützen Sie Ihr Haus vor Wasserschäden: Neu-Ulmer Kreisbrandrat gibt Tipps
Die Unwetter in jüngster Zeit haben
Schäden hinterlassen: Bei manchem stand
der Keller unter Wasser. Wie kann man sein Haus schützen? Der
Kreisbrandrat
gibt Tipps.
Von Sabrina
Karrer
Straßen, die sich von jetzt auf gleich in
Bäche verwandeln, Keller, in
denen das Wasser zentimeterhoch steht: Das war in den vergangenen
Wochen kein
seltener Anblick. Heftige Unwetter
sind über die Region gezogen. Und mancher hatte danach einen
Wasserschaden zu
beklagen, an Boden, Wänden oder Möbeln. Wie davor
schützen? Der Neu-Ulmer
Kreisbrandrat Bernhard Schmidt gibt Tipps.
Zunächst sollten die Bewohner
prüfen, auf welchem Weg Wasser ins Haus
dringen könnte. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Die
öffentliche Kanalisation
kann bei starkem Regen - je nach Dimensionierung - überlastet
sein und nicht so
viel Niederschlag fassen und ableiten wie notwendig. Dann staut sich
das Wasser
in den Leitungen zurück und drückt in angeschlossene
Häuser. Auch oberirdisch
kann Wasser ins Gebäude gelangen, etwa über
Lichtschächte und Kellerabgänge.
Das ist unter Umständen der Fall, wenn Straßen,
Hofeinfahrten oder angrenzende
Wiesen überschwemmt sind. "Gerade sind die
Oberflächen so gesättigt, dass
sie nichts mehr aufnehmen können", sagt Kreisbrandrat Schmidt.
Ihm zufolge gibt es bauliche Vorkehrungen, um die
eigenen vier Wände zu
sichern. Zum Beispiel den Rückstauschutz in Form von Klappen
oder einer
Hebeanlage, je nach Kellerniveau. "Das sind Dinge, mit denen muss man
sich
beschäftigen: die Pläne anschauen, den Vermieter
fragen", sagt Schmidt.
Wichtig sei es, die Anlagen regelmäßig zu warten,
sie von Fachfirmen prüfen und
nach Bedarf erneuern zu lassen. "Man sollte sich ansehen, ob noch alle
Teile beweglich und ob sie verschmutzt sind", rät er. Vor
allem wer
vorhat, sein Eigenheim in einem sensiblen Bereich wie an
Flüssen, Bächen oder
Gräben zu errichten, sollte sich schon bei der Bauplanung
Gedanken über den
Hochwasserschutz machen. "Manche Maßnahmen sind
natürlich mit Mehrkosten
verbunden", fügt Schmidt an, gibt aber angesichts des enormen
Regens in jüngster Zeit zu bedenken:
"Experten gehen davon aus,
dass solche Ereignisse häufiger werden."
Schutz vor
Überflutungen: Schwachstellen am Haus
analysieren
Gelangt Wasser oberirdisch ins Haus, gibt es
ebenfalls Möglichkeiten. Es
kann helfen, ein Hochbord an der Hofeinfahrt oder einen
erhöhten Lichtschacht
zum Souterrain zu haben. "Man sollte die Schwachstellen um das Haus
herum
analysieren", empfiehlt Schmidt. Auch Sandsäcke oder
Dammbalken bereit zu
legen, könne im Ernstfall sinnvoll sein. Der Kreisbrandrat
rät generell,
Wetterprognosen im Blick zu behalten: "Der Deutsche Wetterdienst warnt
ja
und ist sehr gut in seinen Vorhersagen."
Ein weiterer Tipp, um Schäden zumindest
gering zu halten: "Man kann
den Keller so einrichten oder umbauen, dass alles auf
Füßen steht". Kisten
können in ein Regal aus Metall gestellt werden statt direkt
auf den Boden,
Geräte wie eine Waschmaschine oder die Gefriertruhe auf einen
Betonsockel.
Letzten Endes, so der Kreisbrandrat, könne man
darüber nachdenken, sich selbst
einen Wasserschieber oder eine Tauchpumpe anzuschaffen.
Helfer in der Not sind die Feuerwehren. Doch auch
sie können nicht überall
gleichzeitig und gleich schnell sein. Unlängst seien bei einem
Unwetter um die
400 Einsätze im Kreis Neu-Ulm zu bewältigen gewesen,
am Freitag waren es um die
200, sagt Schmidt. Das ist allein schon eine organisatorische
Herausforderung.
Rund 1600 Notrufe gingen
innerhalb weniger Stunden ein
Der Kreisbrandrat rät vor dem Griff zum
Telefonhörer zur Frage: Kann ich
mir selbst helfen? "Wenn Gefahr droht, gibt es keine Alternative dazu,
die
112 zu wählen", sagt er. "Aber wenn es nichts akutes ist -
wenn zum
Beispiel ein Abwasserrohr tropft und man es mit dem Lappen abdichten
kann -,
dann muss man nicht sofort anrufen." Denn das könnte die
Leitung
blockieren für Notrufe bei "dringenden Ereignissen" wie einem
Herzinfarkt oder Autounfall. Der Kreisbrandrat nennt ein Beispiel: Rund
1600
Notrufe innerhalb weniger Stunden seien kürzlich in der
Integrierten Leitstelle
Donau-Iller eingegangen, die für die Kreise Neu-Ulm,
Günzburg und Unterallgäu sowie die Stadt Memmingen
zuständig ist. 900
registrierte Anrufer haben wieder aufgelegt, bevor der Notruf
angenommen werden
konnte.
Die für solche Ereignisse bereit gehaltene
Kreiseinsatzzentrale auf der
Hauptwache der Feuerwehr
Neu-Ulm kann die Integrierte Leitstelle entlasten. Sie arbeitet dann
Notrufe
für den Landkreis ab und gibt sie teils an die
Abschnittsführungsstellen
weiter. Diese befinden sich bei jeder der sieben
Stützpunktfeuerwehren, also in
Altenstadt, Illertissen, Vöhringen, Weißenhorn,
Senden, Neu-Ulm und Straß.
Oftmals erfolge die Alarmierung auch verzögert, weil die
Menschen Schäden erst
später feststellen, so Schmidt. Zum Beispiel morgens, nachdem
sie aufgestanden
sind und beim Gang in den Keller ein buchstäblich
böses Erwachen haben.
Illertisser Zeitung