14.07.2021

So schützen Sie Ihr Haus vor Wasserschäden: Neu-Ulmer Kreisbrandrat gibt Tipps

Die Unwetter in jüngster Zeit haben Schäden hinterlassen: Bei manchem stand der Keller unter Wasser. Wie kann man sein Haus schützen? Der Kreisbrandrat gibt Tipps.

Von Sabrina Karrer

Straßen, die sich von jetzt auf gleich in Bäche verwandeln, Keller, in denen das Wasser zentimeterhoch steht: Das war in den vergangenen Wochen kein seltener Anblick. Heftige Unwetter sind über die Region gezogen. Und mancher hatte danach einen Wasserschaden zu beklagen, an Boden, Wänden oder Möbeln. Wie davor schützen? Der Neu-Ulmer Kreisbrandrat Bernhard Schmidt gibt Tipps.

Zunächst sollten die Bewohner prüfen, auf welchem Weg Wasser ins Haus dringen könnte. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Die öffentliche Kanalisation kann bei starkem Regen - je nach Dimensionierung - überlastet sein und nicht so viel Niederschlag fassen und ableiten wie notwendig. Dann staut sich das Wasser in den Leitungen zurück und drückt in angeschlossene Häuser. Auch oberirdisch kann Wasser ins Gebäude gelangen, etwa über Lichtschächte und Kellerabgänge. Das ist unter Umständen der Fall, wenn Straßen, Hofeinfahrten oder angrenzende Wiesen überschwemmt sind. "Gerade sind die Oberflächen so gesättigt, dass sie nichts mehr aufnehmen können", sagt Kreisbrandrat Schmidt.

Ihm zufolge gibt es bauliche Vorkehrungen, um die eigenen vier Wände zu sichern. Zum Beispiel den Rückstauschutz in Form von Klappen oder einer Hebeanlage, je nach Kellerniveau. "Das sind Dinge, mit denen muss man sich beschäftigen: die Pläne anschauen, den Vermieter fragen", sagt Schmidt. Wichtig sei es, die Anlagen regelmäßig zu warten, sie von Fachfirmen prüfen und nach Bedarf erneuern zu lassen. "Man sollte sich ansehen, ob noch alle Teile beweglich und ob sie verschmutzt sind", rät er. Vor allem wer vorhat, sein Eigenheim in einem sensiblen Bereich wie an Flüssen, Bächen oder Gräben zu errichten, sollte sich schon bei der Bauplanung Gedanken über den Hochwasserschutz machen. "Manche Maßnahmen sind natürlich mit Mehrkosten verbunden", fügt Schmidt an, gibt aber angesichts des enormen Regens in jüngster Zeit zu bedenken: "Experten gehen davon aus, dass solche Ereignisse häufiger werden."

Schutz vor Überflutungen: Schwachstellen am Haus analysieren

Gelangt Wasser oberirdisch ins Haus, gibt es ebenfalls Möglichkeiten. Es kann helfen, ein Hochbord an der Hofeinfahrt oder einen erhöhten Lichtschacht zum Souterrain zu haben. "Man sollte die Schwachstellen um das Haus herum analysieren", empfiehlt Schmidt. Auch Sandsäcke oder Dammbalken bereit zu legen, könne im Ernstfall sinnvoll sein. Der Kreisbrandrat rät generell, Wetterprognosen im Blick zu behalten: "Der Deutsche Wetterdienst warnt ja und ist sehr gut in seinen Vorhersagen."

Ein weiterer Tipp, um Schäden zumindest gering zu halten: "Man kann den Keller so einrichten oder umbauen, dass alles auf Füßen steht". Kisten können in ein Regal aus Metall gestellt werden statt direkt auf den Boden, Geräte wie eine Waschmaschine oder die Gefriertruhe auf einen Betonsockel. Letzten Endes, so der Kreisbrandrat, könne man darüber nachdenken, sich selbst einen Wasserschieber oder eine Tauchpumpe anzuschaffen.

Helfer in der Not sind die Feuerwehren. Doch auch sie können nicht überall gleichzeitig und gleich schnell sein. Unlängst seien bei einem Unwetter um die 400 Einsätze im Kreis Neu-Ulm zu bewältigen gewesen, am Freitag waren es um die 200, sagt Schmidt. Das ist allein schon eine organisatorische Herausforderung.

Rund 1600 Notrufe gingen innerhalb weniger Stunden ein

Der Kreisbrandrat rät vor dem Griff zum Telefonhörer zur Frage: Kann ich mir selbst helfen? "Wenn Gefahr droht, gibt es keine Alternative dazu, die 112 zu wählen", sagt er. "Aber wenn es nichts akutes ist - wenn zum Beispiel ein Abwasserrohr tropft und man es mit dem Lappen abdichten kann -, dann muss man nicht sofort anrufen." Denn das könnte die Leitung blockieren für Notrufe bei "dringenden Ereignissen" wie einem Herzinfarkt oder Autounfall. Der Kreisbrandrat nennt ein Beispiel: Rund 1600 Notrufe innerhalb weniger Stunden seien kürzlich in der Integrierten Leitstelle Donau-Iller eingegangen, die für die Kreise Neu-Ulm, Günzburg und Unterallgäu sowie die Stadt Memmingen zuständig ist. 900 registrierte Anrufer haben wieder aufgelegt, bevor der Notruf angenommen werden konnte.

Die für solche Ereignisse bereit gehaltene Kreiseinsatzzentrale auf der Hauptwache der Feuerwehr Neu-Ulm kann die Integrierte Leitstelle entlasten. Sie arbeitet dann Notrufe für den Landkreis ab und gibt sie teils an die Abschnittsführungsstellen weiter. Diese befinden sich bei jeder der sieben Stützpunktfeuerwehren, also in Altenstadt, Illertissen, Vöhringen, Weißenhorn, Senden, Neu-Ulm und Straß. Oftmals erfolge die Alarmierung auch verzögert, weil die Menschen Schäden erst später feststellen, so Schmidt. Zum Beispiel morgens, nachdem sie aufgestanden sind und beim Gang in den Keller ein buchstäblich böses Erwachen haben.

Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
Feuerwehren
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