21.01.2016

Rauchmelder-Prüfer: Betrüger oder Phantom ?

Auch in der Region lösen Meldungen über vermeintliche Rauchmelder-Kontrolleure einigen Wirbel aus. Doch gibt es die Gauner wirklich? Was die Polizei dazu sagt. Von Michael Böhm und Wilhelm Schmid Die Nachricht verbreitet sich seit Tagen wie ein Lauffeuer. Im Internet. In sozialen Netzwerken. Über Kurznachrichten auf dem Handy. Deutschlandweit und auch im Landkreis Neu-Ulm. „Vorsicht, organisierte Verbrecherbande!“, heißt es in kurzen Mitteilungen und die Rede ist von Betrügern, die sich in diesen Tagen an Haustüren von Privatwohnungen als Kontrolleure für Rauchmelder ausgeben – seit geraumer Zeit sind die Geräte bekanntlich in mehreren Bundesländern Pflicht, in manchen seit dem 1. Januar 2016. Und genau das sollen sich die Betrüger als Masche ausgedacht haben. Getarnt als Angestellte der Stadt, diverser (teils ausgedachter) Behörden oder der Feuerwehr gehen sie angeblich von Tür zu Tür, fragen nach Rauchmeldern und erbitten Einlass in die Wohnung, um dann zu stehlen oder überteuerte Geräte zu verkaufen. Angeblich, wohlgemerkt, denn bei den hiesigen Sicherheitsbehörde sorgte die verbreitete Nachricht von den Betrügerbanden jüngst für Verwunderung. „Wir sind auch auf die kursierenden Meldungen aufmerksam geworden. Uns ist aktuell allerdings kein derartiger Fall bekannt“, bestätigten unisono Sprecher der für die Region zuständigen Polizeipräsidien in Kempten und Ulm. Medienberichte aus anderen Bundesländern haben meist den selben Tenor. Davon gehört, ja. Anzeigen bekommen, nein. Also ist die Betrüger-Bande lediglich ein Phantom? Ein Gerücht, dass sich in Zeiten von Internet, Facebook und Whatsapp nur rasend schnell verbreitet? Nicht ganz. Denn offenbar gab es in Norddeutschland zu Jahresbeginn tatsächlich einige wenige Betrugsfälle dieser Art. Und auch den Ordnungshütern in der Ulmer und Neu-Ulmer Region ist das Phänomen wahrlich kein unbekanntes – wenn auch in etwas anderer Form. „Es gibt bei uns immer wieder Betrüger, die sich an der Haustüre als Kontrolleure oder Handwerker ausgeben. Mal lesen sie den Strom ab, ein anderes Mal den Wasserzähler. Die sind da recht flexibel“, erklärt Uwe Krause, Sprecher der Ulmer Polizei. Daher will er auch bei den Gerüchten um die Brandmelder-Betrüger keine Entwarnung geben: „Im Gegenteil. Wir können den Bürgern nur raten, stets aufmerksam zu sein und Fremde nicht ohne Weiteres in die Wohnung zu lassen.“ Gleichzeitig appelliert er an betroffene Bürger, sofort die Polizei zu informieren, falls tatsächlich jemand unter dem Vorwand, Rauchmelder zu prüfen, Häuser oder Wohnungen betreten wolle. Dabei handle es sich in jedem Fall um Betrüger, denn die Einhaltung der Rauchmelderpflicht werde amtlich nicht überwacht, sondern liege in der jeweiligen Eigenverantwortung des Haus- oder Wohnungsinhabers. Auf eine eigens vom Präsidium gesteuerte Warnung der Öffentlichkeit sehen die Ulmer sowie die Neu-Ulmer Polizei zum derzeitigen Zeitpunkt ab. Man könne und wolle nicht jedes Gerücht im Internet kommentieren, sagt Hans Willbold, Sprecher in Kempten, verweist aber auf eine andere diese Woche veröffentlichte Pressemitteilung des Polizeipräsidiums. Unabhängig von den vermeintlichen Brandmelder-Betrügern greift die Polizei dort die Probleme von Facebook-Gerüchten auf. Anlass war eine kürzlich kursierende Meldung über die angebliche Vergewaltigung eines Mädchens durch mehrere Asylbewerber im oberbayerischen Traunstein. Auch diese Nachricht verbreitete sich schnell, von einer „sicheren Quelle“ war die Rede, Vorwürfe an die Behörden wurden erhoben und Ängste geschürt. Nach zweitägiger Ermittlungsarbeit der Polizei stellte sich heraus, dass die Nachricht mehrere Male geteilt, angereichert, ausgeschmückt und verschlimmert worden war. Gänzlich aus der Luft gegriffen war der Fall zwar nicht. Es handelte sich um einen Vorfall, bei dem ein Afghane wenige Tage zuvor eine 17-jährige betatscht hatte. darüber hatte die Polizei bereits berichtet – suchte nun aber nach einer neuen, wesentlich schlimmeren Straftat. Der Fall zeige, so die Polizei, wie gefährlich die moderne Variante der „Stillen Post“ sein könne. „Aus einem Sexualdelikt können so schnell zwei, drei oder noch mehr werden, begangen an unterschiedlichen Örtlichkeiten zu verschiedenen Zeitpunkten. Verunsicherung ist eine der Folgen, unnötige Ermittlungsarbeit eine weitere“, heißt es in der Pressemitteilung. Die Polizei betont daher, dass sie sie „proaktiv, neutral und transparent über die Kriminalitätslage“ informiere. Das gelte auch für den Fall, wenn tatsächlich Betrügerbanden unterwegs seien, die Rauchmelder kontrollierten. ------- Anmerkung: Die vielfach verbreitete Falschmeldung beginnt stets mit der Formulierung: "Wir wurden intern von der feuerwehr informiert..." 1.: Was heißt "intern informiert" ? Warum, Wie und Wen sollte die Feuerwehr in einem solchen Fall "intern informieren" ? 2.: das Wort "Feuerwehr" ist in der Fake-Meldung klein geschrieben.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
Feuerwehren
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