19.08.2015

Neu-Ulm: Wenn Tablets Leben retten

Die Neu-Ulmer Feuerwehr setzt bei Unfällen seit Neuestem auf die Hilfe von Tabletcomputern. Diese können im Ernstfall Leben retten - vor allem durch ein bestimmtes System. Im privaten Bereich sind Smartphones und Tablets schon lange gang und gäbe. Seit einigen Wochen setzt auch die Neu-Ulmer Feuerwehr auf die moderne Technik. Zwei Tablets sollen den Rettungskräften bei ihren Einsätzen behilflich sein. Im Notfall geht es um Sekunden – und um Millimeter. Wenn die Feuerwehrler zu einem Verkehrsunfall ausrücken, ist schnelles und präzises Handeln gefragt, erst recht, wenn es um verletzte oder eingeklemmte Personen geht. Einfach war die Rettungsarbeit noch nie. „Die modernen Autos machen es uns oft noch schwerer. In denen gibt es viele versteckte Hindernisse und Gefahrenquellen“, erklärt Kommandant Andreas Hoffzimmer. Mehr Sicherheit im Auto bedeutet Schwierigkeiten bei der Rettung So bereiten technische Neuerungen, die den Passagieren im Auto mehr Sicherheit geben sollen, den Rettungskräften regelmäßig erhebliche Schwierigkeiten. Airbags, die im falschen Moment losgehen. Versteckte Batterien, die plötzlich anfangen zu brennen oder den Helfern einen Stromschlag verpassen. Oder ein besonders stabiler Aufprallschutz, an dem sich selbst eine hydraulische Rettungsschere die Zähne ausbeißt. „Für uns ist es enorm wichtig, so viele Risiken wie möglich auszuschließen und schnellstmöglich alle Informationen zum Unfall, den Beteiligten, der Umgebung und den beteiligten Fahrzeugen zu bekommen“, sagt Michael Haitchi, Zweiter Kommandant bei der Neu-Ulmer Wehr. Und genau zu diesem Zweck wurden für rund 1500 Euro zwei Tablets angeschafft: „Damit sind wir deutlich mobiler und können uns noch besser vorbereiten“, so Haitchi. Bislang war lediglich ein Einsatzfahrzeug mit einem fest installierten Computer ausgestattet. Jetzt können gleichzeitig mehrere Einsatzgruppen vor Ort ins Internet, sich Land- und Straßenkarten anschauen oder bei Bedarf Gefahrguttabellen durchforsten. Alle lebenswichtigen Informationen durch einen einzigen Klick Vor allem ein Programm, das auf die beiden iPads gespielt wurde, ist besonders hilfreich: das „Crash Recovery System“. Mit diesem können die Retter in Sekundenschnelle die sogenannten Rettungskarten verschiedenster Automarken und -modelle abrufen. Auf den Karten sind sämtliche Besonderheiten eines Fahrzeugs aufgeführt. Wo befinden sich der Tank, Batterien, Airbags? Wie lässt sich die Motorhaube öffnen? An welcher Stelle könnte der Einsatz einer Rettungsschere problematisch werden? „Früher mussten wir oft nach all den Sachen suchen oder ausprobieren. Durch die Rettungskarten gewinnen wir viel Zeit“, erklärt Haitchi. Die breite Masse der Fahrzeughersteller bietet die Karten bereits im Internet zum Download an – doch die wenigsten Autofahrer drucken sie sich aus und bewahren sie, wie empfohlen, hinter der Sonnenblende auf. Einzelne Hersteller, insbesondere Mercedes, statten daher ihre Fahrzeuge bereits mit Aufklebern aus, auf denen „QR-Codes“ zu sehen sind. Diese lassen sich per Smartphone oder eben Tablet einscannen und schon erscheint die Rettungskarte auf dem Bildschirm. „Wo wir früher Hunderte Ordner gebraucht haben, bekommen wir die wichtigsten Informationen jetzt mit einem einzigen Klick“, sagt Kommandant Hoffzimmer. Text: Neu-Ulmer Zeitung / Michael Böhm
Mit freundlicher Genehmigung der
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