01.03.2015

Illertissen: Jahresversammlung mit Stellungnahmen zum Gerätehaus

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Feuerwehrdienst als Pflichtaufgabe im Dienst der Bürgerschaft kann in einer Stadt wie Illertissen nicht mehr allein ehrenamtlich geleistet werden - diese Erkenntnis sowie die Frage Um- oder Neubau des Gerätehauses und der Rückblick auf das Festjahr "150 Jahre Feuerwehr Illertissen - Erfahrung - Sicherheit - Engagement" prägten die gemeinsame Jahresversammlung der kommunalen Feuerwehr und des Feuerwehrvereins Illertissen. Einleitend hatte Vorsitzender Klaus Butterhof mit großem Dank auf das Jubiläum zurück geblendet und allen gedankt, die in harmonischer Zusammenarbeit zu dessen Gelingen beigetragen hatten. Getragen von gegenseitigem Vertrauen, so Butterhof weiter, sei aber nicht nur das Festjahr gewesen; er hoffe, dass in diesem Geist nun auch die richtige Entscheidung für die Weiterentwicklung der Feuerwehr getroffen werde. Das war auch der Hauptpunkt des Jahresberichtes von Kommandant Erik Riedel, der neben der Standortfrage für das Gerätehaus (siehe eigener Bericht) Rechenschaft über eine Unzahl an Einsätzen, Übungen, Aus- und Fortbildungen sowie weitere Aktivitäten ablegte, bei denen sich immer mehr heraus stellt, dass sie von ehrenamtlichen Kräften allein kaum noch zu bewältigen sind. 72 Aktive und 14 Jugendliche sind derzeit im Dienst der städtischen Pflichtaufgabe tätig, und sie alle hatten sich sowohl hier als auch überörtlich in einer Unzahl von Lehrgängen weitergebildet, deren einzelne Aufzählung den Rahmen sprengen würde. Neben den Fortbildungen einer großen Reihe einzelner Aktiver war auch die gesamte Mannschaft weit über das eigene Übungsprogramm hinaus vielfach an überregionalen Übungen beteiligt. Hinzu kamen die Betreuung von Schul- und Kindergartenbesuchen und eine Menge an städtischen Veranstaltungen, bei denen Mitarbeit gefragt war. Aber auch das "Kerngeschäft", die Einsätze, waren im Festjahr nicht weniger geworden, im Gegenteil: 190 mal musste man ausrücken, davon waren 30 "echte" Brände zu bewältigen und 15 Brandmelder-Alarme zu prüfen, ferner waren 129 technische Hilfeleistungen und sieben Sicherheitswachen gefordert. 25 Personen konnten aus lebensbedrohlichen Lagen gerettet werden, davon vier bei Bränden, 12 bei technischer Hilfe und neun im Rahmen der Transporthilfe mit der Drehleiter für den Rettungsdienst. Fünf Personen mussten tot geborgen werden, davon zwei nach Bränden und drei nach Unfällen. Neben den im Einsatz erbrachten 2498 "Mannstunden" war noch eine ungezählte Menge an Stunden für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten an Geräten, Fahrzeugen und Gerätehaus aufzubringen. Kommandant Riedel ergänzte seine Aufzählung besonderer Einsätze mit einer Liste der Begutachtungen von Bauprojekten und Brandmeldeanlagen sowie Begehungen in Firmen und der Mitarbeit bei der Standortuntersuchung für das Gerätehaus. Ein Überblick zu Neuanschaffungen, Leistungsprüfungen und großer Dank an alle, die ihren Beitrag geleistet hatten, beschloss den Bericht. Zehn Mann wurden sowohl aus der Jugendgruppe als auch als Seiteneinsteiger neu in die aktive Mannschaft aufgenommen. Jugendwart Martin Träger konnte über eine vielseitige Tätigkeit seiner vierzehnköpfigen Truppe berichten; Schriftführer Ivo Rembold blickte auf das Festjahr zurück, und Kassenverwalter Bernd Stenke, dem vorbildliche Geschäftsführung attestiert wurde, gab Rechenschaft über einen trotz der Ausgaben für das Jubiläum noch zufriedenstellenden Finanzbestand. Erster Bürgermeister Jürgen Eisen brachte seine hohe Anerkennung für die immer anspruchsvoller werdende Arbeit zum Ausdruck und versicherte, dass jeder die beste Lösung finden wolle, um einen zukunftsgerechten Standort für das Gerätehaus zu finden. Sobald belastbare Zahlen vorliegen, solle eine möglichst einstimmige Entscheidung getroffen werden. Sein Dank galt der Jugendarbeit sowie der Mitwirkung bei vielen städtischen Veranstaltungen. Mit dem Wunsch "Passen Sie auf sich auf, damit im Einsatz nichts passiert" bestätigte er den Bericht des Kommandanten, der erwähnt hatte, dass alle Einsätze unfallfrei bewältigt worden waren. Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Einführung des Digitalfunks und dankte für die Bewältigung der umfangreichen Arbeit, die die Grenzen dessen erreicht habe, was ehrenamtlich zu leisten sei. Eine Reihe von Ehrungen (siehe Info) beschloss die Versammlung. Info: Bei der Feuerwehr Illertissen gab es eine Reihe von Ehrungen und Ernennungen: • Zehn Aktive wurden neu in die Mannschaft aufgenommen. • Johann Glaser und Wolfgang Hanschke wurden nach jeweils mehr als 40 Jahren aus dem aktiven Dienst verabschiedet. • Christian Kerler erhielt das Abzeichen als Maschinist für Löschfahrzeuge. • Daniel Lorek wurde zum Löschmeister befördert. • Zehn Jahre aktiv sind Max Steinle, Nikolaos Vitanopoulos und Simon Stummer. • 20 Jahre ist Franz Hartl im aktiven Dienst. • Seit 30 Jahren sind Uwe Kraus, Dietmar Schaub und Markus Weiß aktiv. • Auf 40 Jahre aktiven Dienstes blickt Fritz Miess zurück. • Seit 60 Jahren sind Eugen Heinrich und Siegfried Settele im Feuerwehrverein dabei. • Emil Holder ist seit 65 Jahren Mitglied der Feuerwehr. Bildtext: Ehrungen und Ernennungen gab es in großer Zahl bei der Feuerwehr Illertissen; Bürgermeister und Kreisbrandrat schlossen sich den Glückwünschen an. Vorne sitzend: Zweite Bürgermeisterin Gabriele Weikmann-Kristen, Siegfried Settele, Eugen Heinrich und Emil Holder, dahinter stehend von links: Kommandant Erik Riedel, Erster Bürgermeister Jürgen Eisen, Erster Vorsitzender Klaus Butterhof, Markus Weiß, Daniel Lorek, Dietmar Schaub, Uwe Kraus, Simon Stummer, Nikolaos Vitanopoulos, Fritz Miess und Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt. Stellungnahme zum Gerätehaus Um- oder Neubau: Seit sieben Jahren ist Erik Riedel Kommandant der Feuerwehr Illertissen, und in dieser Zeit hat er genau sieben Pläne für einen Um- oder Neubau des Gerätehauses mitgestaltet. "Die Hausaufgaben der Feuerwehr und aller Fachleute sind nach Fertigstellung der beiden neuesten Varianten gemacht - es reicht, jetzt muss endlich etwas geschehen !" Diese eindeutige Feststellung und seine daraus abgeleitete Stellungnahme für einen Neubau an der Unterrother Straße prägte die Ausführungen Riedels bei der Jahresversammlung zu dem Thema, das seit mehr als zehn Jahren diskutiert wird. Im Mittelpunkt seiner Stellungnahme stand die Forderung, dass - egal ob bei Um- oder Neubau - sämtliche Vorschriften, TÜV-Gutachten und die daraus resultierenden Raum- und Bedarfsplanungen in vollem Umfang berücksichtigt werden müssten. Dabei verwies der Kommandant vor allem auch auf die personelle Situation: Bei der Inanspruchnahme von ehrenamtlichen Kräften dürfe der Bogen nicht überspannt werden; denn diese stünden immer noch bei Arbeitgebern in Lohn und Brot und könnten nicht mehr für jeden Kleineinsatz freigestellt werden. Riedel entwickelte daraus für eine gar nicht so ferne Zukunft die Vorstellung, dass mehrere hauptamtlich Beschäftigte im Gerätehaus ihren Arbeitsplatz haben müssten, die dann nicht nur die umfangreichen alltäglichen Arbeiten bewältigen sollten, die heute völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit gerade noch ehrenamtlich geleistet werden können. Dazu gehören Pflege, Wartung und Instandsetzung der Fahrzeuge und Ausrüstungen, aber auch gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen von Geräten, die im Ernstfall lebensrettend sind sowie Arbeiten zum vorbeugenden Brandschutz in städtischen Gebäuden und im Hydrantennetz und vieles mehr. Kleineinsätze könnten dann von dieser Mannschaft abgearbeitet werden, ohne dass Leute ihren anderweitigen Arbeitsplatz verlassen müssten. Riedel regte auch an, die Dienstleistungen der hauptamtlichen Kräfte den umliegenden Gemeinden gegen Berechnung anzubieten, da auch dort tagsüber oft nur wenig Personal zur Verfügung stehe. In Illertissen selbst sieht er nachts und am Wochenende im Moment noch genügend verfügbare Mannschaft, aber "die Arbeitsplatzsituation ändert sich rasant und nicht immer zum Vorteil !" mahnte er. Damit kam er zur zentralen Frage Um- oder Neubau: "Ich als Kommandant und die gesamte Feuerwehr haben immer am jetzigen Standort festgehalten; wir waren die allerletzten, die diesen hätten aufgeben wollen - nie im Traum hätten wir auch nur ansatzweise an einen Neubau an einem anderen Standort gedacht !" bestätigte Riedel, aber nach allen Gutachten und Prüfungen seien sowohl er persönlich als auch ein Großteil der Führungsmannschaft zu dem Schluss gelangt, dass ein Neubau an der Unterrother Straße die richtige Lösung sei. Die neueste "vermeintlich billigere" Alternative am bisherigen Platz berücksichtige weder die Kosten für die Generalsanierung des bestehenden Gebäudes noch die für den Anbau nach Osten und der Außenanlagen. Zudem könne keine Grenzbebauung an der Nordseite erfolgen, ohne dass die dortigen neuen Nachbarn geschlossen dafür unterschreiben. Im Übrigen könne während der etwa zweijährigen Umbauzeit der Feuerwehrbetrieb nicht auf einer Baustelle geleistet werden, sodass auch die Frage einer Ersatzunterbringung und deren Kosten noch nicht geklärt sei. Das Angebot des Landkreises, neben einem Neubau an der Unterrother Straße sowohl die Atemschutzübungsanlage mit der dazugehörigen Werkstatt als auch die "Technisch-Taktische Betriebsstelle" für den Digitalfunk in einem eigenen Gebäude unterzubringen, bringe auch wegen der dort beschäftigten hauptamtlichen Kräfte "nur Vorteile und beträchtliche Synergieeffekte". Riedel schloss mit dem Appell: "Ich kann auf jeden Fall versichern, dass die Feuerwehr Illertissen in den vergangenen 150 Jahren vorbildliche Arbeit am Nächsten geleistet hat und das auch in Zukunft tun wird - gerade aus diesem Grund darf nichts versäumt werden, um mit der Zeit zu gehen und den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden !" Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt bestätigte in seinem Grußwort, dass die Feuerwehr Illertissen "an der Grenze der Leistungsfähigkeit einer ehrenamtlichen Feuerwehr angekommen" sei: "Es ist erstaunlich, wie gut es noch funktioniert !" Allein Verwaltungs- und Geräteprüfungsarbeiten seien heute äußerst zeitaufwendig, aber "die Feuerwehr kommt ihrer Verpflichtung noch sehr gut nach". Er sei "froh, dass alle verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen". Der Kreisbrandrat kündigte an, dass der Landkreis gemeinsam mit dem Zweckverband, der für die Landkreise Günzburg, Unterallgäu und Neu-Ulm die "Integrierte Leitstelle Donau-Iller" in Krumbach betreibt, Großes vorhabe: Sowohl die Atemschutzübungsanlage des Landkreises mit Werkstätte als auch die "Technisch-Taktische Betriebsstelle" für den Digitalfunk in den drei Landkreisen könnten in einem Neubau an der Unterrother Straße untergebracht werden, da Illertissen dafür mit seiner zentralen Lage bestens geeignet sei. Das neue Gebäude würde von Landkreis und Zweckverband finanziert und bringe, wie schon von Kommandant Erik Riedel betont, in direkter Nachbarschaft zu einem neuen Gerätehaus erhebliche Synergieeffekte. Bildtext: Die im Bild links hinter dem Haus (also nordöstlich) gelegenen Neubauten auf dem ehemaligen Walsergelände verhindern nach Ansicht von Kommandant Erik Riedel einen Anbau des Feuerwehrhauses in Richtung Osten zur Schranne hin. Grenzbebauung ist ohne die Genehmigung der Nachbarn nicht möglich. Kommentar von Wilhelm Schmid: Mit der Landkreisreform vor vierzig Jahren begann es: Illertissen verlor den Kreissitz und damit nicht nur das Landratsamt, sondern auch Finanzamt und Amtsgericht und musste dann um das Krankenhaus zittern. Gut, es gab Ersatzlösungen wie die Berufsgenossenschaftliche Schulungsstätte oder das Hochschulschloss, aber dennoch hat die Vöhlinstadt bis heute einen Verlust an Zentralität aufzuweisen. Nun bieten sowohl der Landkreis als auch der "Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung" an, zwei überörtliche Einrichtungen in Illertissen neu zu bauen: Die Atemschutzübungsanlage, auf der Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus ihre lebenswichtige Aus- und Fortbildung absolvieren, muss auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden, und der neue Digitalfunk in den drei Landkreisen Günzburg, Neu-Ulm und Unterallgäu braucht eine zentrale Serviceeinrichtung, die "Technisch-Taktische Betriebsstelle". Wenn beides in einem Neubau - der die Stadt nichts kostet ! - neben einem ebenso neuen Gerätehaus für die Feuerwehr Illertissen an der Unterrother Straße untergebracht wird, ergeben sich zum einen "Synergieeffekte": Die dort Beschäftigten könnten mit dem in Zukunft unabdingbar erforderlichen hauptamtlichen Illertisser Personal zusammenwirken, das wiederum einen erheblichen Anteil an all dem abarbeitet (Verwaltung, Geräteprüfung, vorbeugender Brandschutz, Kleineinsätze usw.), was bisher unbemerkt von der Öffentlichkeit an der Grenze der ehrenamtlichen Leistungsfähigkeit getan wird. Wie umfangreich das ist, kann nur der abschätzen, der sich selbst einmal abends im jetzigen Gerätehaus umsieht - aber wie viele von denen, die (hoffentlich bald) mitentscheiden, haben sich das schon einmal angetan ? Zum anderen würde Illertissen auch ein gehöriges Maß der Zentralität zurück gewinnen, deren Verlust seit vier Jahrzehnten beklagt wird. Mut zur zukunftsträchtigen Entscheidung, unter Berücksichtigung aller und nicht nur der finanziellen Aspekte, ist nun gefragt. Alle Texte und Bilder: wis
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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