22.07.2013

Kellmünz: Zugunfall - Nachbericht

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Als „eine ganz besondere Qualität der Bundesrepublik Deutschland, auf die wir alle stolz sein können“ bezeichnete Bundeskanzlerin Merkel die Arbeit der Hilfskräfte bei der Hochwasserkatastrophe vor wenigen Wochen. Was sich dort im Großen zeigte, wurde in kleinerem Rahmen, aber nicht weniger eindrucksvoll, beim Zugunglück in Kellmünz unter Beweis gestellt. Unmittelbar nach dem Unfall erreichten die „Integrierte Leitstelle Donau-Iller“ in Krumbach zahlreiche Notrufe (siehe Info), und noch während von dort Alarm für Feuerwehr und Rettungsdienst ausgelöst wurde, machten sich schon Ersthelfer aus der Nachbarschaft und der Firma Butzbach ans Werk, um zu helfen, wo es nur ging. In kürzester Zeit trafen dann Blaulichtfahrzeuge mit großer Mannschaft ein. „Gaffer“ gab es entgegen anderen Meldungen keine; nur die zugelassenen Medienvertreter (siehe Info) kamen zur Einsatzstelle. Auf Seiten der Feuerwehr übernahm Kreisbrandrat Bernhard Schmidt, beim Rettungsdienst Bereitschaftsleiter Michael Raut die Einsatzleitung. Für den Katastrophenfall wäre darüber hinaus gesetzlich festgelegt, dass der Kreisbrandrat als „Örtlicher Einsatzleiter“ die Gesamtleitung innegehabt hätte, womit ihm auch die Polizeibeamten unterstanden wären. Hier blieb das Ganze aber unter dieser Schwelle, sodass jede Organisation ihren Einsatzleiter hatte. Bei der Feuerwehr wurde die „Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung“ aktiv, und beim Rettungsdienst arbeitete die „Unterstützungsgruppe Sanitäts-Einsatzleitung“; beide Führungsfahrzeuge standen unmittelbar nebeneinander und so konnten sämtliche Arbeiten schnell koordiniert werden. Mehr als siebzig ehrenamtliche Aktive aus vier Feuerwehren und ebenso viele ebenfalls ehrenamtliche Sanitäter aus verschiedenen Schnelleinsatzgruppen – Behandlung, Transport, Betreuung und Versorgung, Verpflegung, Kriseninterventionsteam einschließlich Notfallseelsorgern – waren neben den hauptamtlichen Einsatzkräften des Rettungsdienstes und der Landes- und Bundespolizei tätig. Das zunächst mit alarmierte Technische Hilfswerk brauchte nicht tätig zu werden. Die Arbeit der Hilfsorganisationen, so waren sich danach alle einig, verlief äußerst konzentriert, ruhig und harmonisch abgestimmt. Darüber hinaus wären beispielsweise allein im Landkreis Neu-Ulm fast dreitausend Feuerwehrleute alarmbereit gewesen, und auch über die Landkreisgrenzen hinweg wäre umfangreiche Hilfe bereit gestanden. Damit zeigte sich der hohe Wert der ehrenamtlichen Einsatzkräfte, die in Deutschland und besonders in Bayern im Ernstfall einfach „da sind“. So kommen bundesweit etwa sechzig Feuerwehrdienstleistende auf tausend Einwohner; in anderen europäischen Ländern ist es oft nur ein einziger. Nirgendwo sonst, so Kreisbrandrat Schmidt, findet man solch eine „flächendeckende Präsenz im Ersteinsatz“ und können so viele Kräfte in kürzester Zeit mobilisiert werden. Die Gemeinden sind durch das Feuerwehrgesetz verpflichtet, hierfür die Voraussetzungen zu schaffen, sodass beispielsweise jeder Ort im Gemeindebereich, der an öffentlicher Straße erreichbar ist. innerhalb von zehn Minuten nach Eingang des Notrufes von den ersten Rettungsmannschaften erreicht werden muss. Damit diese „gesetzliche Hilfsfrist“ eingehalten werden kann, haben die Feuerwehrleute einen „Freistellungsanspruch“ gegenüber ihrem Arbeitgeber, der wiederum von der Gemeinde den Lohnausfall ersetzt bekommt. Seit April dieses Jahres, so ergänzt BRK-Kreisgeschäftsführer Stefan Kast, besteht derselbe Anspruch ab der Alarmstufe, wie sie hier der Fall war, auch für Sanitäter. Insgesamt zeigte sich damit bei dem Einsatz in Kellmünz wieder einmal die Bedeutung einer Aussage der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner: „Nach lieben ist helfen das schönste Zeitwort der Welt !“ Bildtext: Die enge Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst zeigte sich beim Zugunglück in Kellmünz schon von außen durch die unmittelbare Nachbarschaft der beiden Einsatzleitfahrzeuge, wo die Führungskräfte ihre Arbeit koordinierten. Bild: wis Info-1: Bei schweren Unfällen oder Bränden gibt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Süd / West in Kempten, sobald die Lage erkennbar ist, eine „Sofortmeldung“ für eigens zugelassene Medienvertreter heraus. Per E-Mail und SMS werden diese über das Schadensereignis in Kenntnis gesetzt, sodass sich die Medien gemäß Pressegesetz ihre Informationen und Bilder an der Einsatzstelle verschaffen können. Dort wird, wie in Kellmünz geschehen, bei Bedarf eine gemeinsame Pressestelle von Polizei und Feuerwehr eingerichtet. Info-2: Über die Notrufnummer 112 sind Feuerwehr und Rettungsdienst europaweit aus dem Festnetz und allen Mobilfunknetzen gebührenfrei erreichbar. Die Nummer 110 führt bei Straftaten oder Unfällen ohne Personenschaden zur Polizei-Einsatzzentrale. Feuerwehr und Rettungsdienst bitten deshalb, bei Unfällen oder Bränden direkt über die Nummer 112 mit der „Integrierten Leitstelle“ Kontakt aufzunehmen. Für den Landkreis Neu-Ulm ist die „ILS Donau-Iller“ in Krumbach zuständig. (wis)
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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