19.06.2013

Feuerwehren Dietenheim und Illertissen: Sehr gute Zusammenarbeit

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„Patientenrettung mit Drehleiter“ – dieser Einsatzauftrag führte die Freiwillige Feuerwehr Illertissen am Mittwoch nach Dietenheim, und wieder einmal lief alles routiniert ab: Das bayerische Einsatzfahrzeug fuhr über die Iller, schon während der Anfahrt hatte die Dietenheimer Wehr ein Fahrzeug auf den passenden Funkkanal umgeschaltet und ab der Tankstelle an der Stadtgrenze wurde die Illertisser Drehleiter zur Einsatzstelle gelotst. Der Patient – übrigens vom ebenfalls bayerischen Notarzt und Rettungsdienst versorgt – konnte so liegend zum Rettungswagen gebracht werden. Dabei ist diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit schon seit mehr als 175 Jahren guter Brauch: Als anno 1837 ein Blitzschlag in Jedesheim neun landwirtschaftliche Anwesen vernichtete und das Feuer vom unteren auf das obere Dorf überzugreifen drohte, wird berichtet, dass „die Illertisser Feuerspritze“ als erste am Brandplatz eingetroffen sei und an der gefährlichsten Stelle mit dem Löschen begonnen habe. Der Chronist fährt fort: „Mit am tapfersten erwies sich die Mannschaft aus Dietenheim… mutig trotzten die Spritzenleute dem Rauch und den Flammen und sie konnten so … das halbe Dorf retten.“ Die beiden heutigen Kommandanten, Stefan Pistel aus Dietenheim und Erik Riedel aus Illertissen, sind sich einig: Beide berichten von einer sehr angenehmen Zusammenarbeit über die Landesgrenze hinweg. Großeinsätze wie der RUKU-Brand 2008 oder ein Lkw-Unfall auf der A 7 im vergangenen Jahr sind dafür Beweise; aber auch bei Übung, Atemschutzausbildung und Leistungsprüfung harmoniert alles bestens. Nicht wenige Feuerwehrleute auf beiden Seiten der Iller tragen auf ihren Uniformen Leistungsabzeichen aus dem Nachbarland. Beim Dietenheimer Gerätehausbau wurde die Funkantenne auf dem Turm mithilfe der Illertisser Drehleiter montiert, und gerade diese ist eines der wichtigsten verbindenden Elemente. Die für Dietenheim nächstgelegene württembergische Drehleiter müsste nämlich aus Erolzheim oder gar aus Ulm angefordert werden, und so kann im gesamten Bereich der Raumschaft Dietenheim nur mit dem Fahrzeug aus Illertissen die Hilfsfrist eingehalten werden. Diese ist in Baden-Württemberg zwar nicht wie in Bayern gesetzlich auf zehn Minuten festgelegt, aber zehn bis fünfzehn Minuten vom Notruf bis zum Eintreffen des ersten Löschfahrzeugs an der Einsatzstelle werden auch dort als Planungsgrundlage für die Fahrzeugbeschaffungen angesetzt. Im Stuttgarter Innenministerium und im Landratsamt des Alb-Donau-Kreises, so berichtet Stadtbrandmeister Stefan Pistel, werde der schnelle Einsatz der bayerischen Drehleiter jenseits der Iller immer wieder lobend erwähnt. Im Gegenzug kann er seit der neuen Alarmierungsplanung und Einführung der Integrierten Leitstellen in Bayern darauf verweisen, dass der Rüstwagen aus Dietenheim – also das Fahrzeug mit Rettungsgeräten für technische Hilfeleistung bei Unfällen – nun auch auf der bayerischen Autobahn eingesetzt wird. „Da gibt es keine Diskussion“ freut sich Pistel und erklärt, dass das Dietenheimer Rüstfahrzeug für die Einfahrt Illertissen nach dem Illertisser Hilfeleistungslöschfahrzeug das nächst erreichbare darstellt, denn von ihrem neuen Gerätehaus am südlichen Ortsende von Dietenheim haben die dortigen Einsatzkräfte einen schnellen Zufahrtsweg zur A 7. Diese Synergieeffekte bestätigt auch der Illertisser Kommandant: „Die Feuerwehren haben die Zeichen der Zeit schon längst erkannt“ freut sich Erik Riedel. Stefan Pistel berichtet: „Egal ob der Funkkanal nun bei Euch 469 oder bei uns 496 heißt; der ist schnell umgeschaltet, und egal, ob der Zugführer bei Euch eine rote Kennweste trägt und bei uns eine grüne – man kennt sich und man hilft sich gegenseitig !“ Erik Riedel ergänzt: „Das Bayerische Feuerwehrgesetz schreibt vor, dass wir im Umkreis von 15 Kilometern ab Gemarkungsgrenze sogar kostenlos eingesetzt werden, und das gilt natürlich auch über den ausmärkischen Bezirk an der Iller hinweg – aber nicht nur deswegen, sondern auch dank der hervorragenden Kameradschaft ist die Zusammenarbeit stets sehr angenehm !“ Info: Eine feuerwehrtechnische Besonderheit bildet der „Ausmärkische Bezirk Auwald“ zwischen Illertissen und Dietenheim: Er umfasst das Gebiet am württembergischen Illerufer mit der dortigen Tankstelle und dem Sportgelände sowie einige Häuser am Grenzweg und ein Wald- und Illeraugebiet mit Baggerseen zwischen Balzheim und Regglisweiler. Es gehört nicht zur Gemarkung Illertissen (deshalb „ausmärkisch“), aber aufgrund alter Grenzziehungen vor der Iller-Begradigung des 19. Jahrhunderts zum Freistaat Bayern. Deshalb wäre dort die Feuerwehr aus Illertissen zuständig, aber im Ernstfall werden natürlich die Wehren aus Dietenheim und Illertissen gemeinsam alarmiert. Bildtexte: -001: Auf beiden Seiten der Iller unverzichtbar: Die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Illertissen im Einsatz auf Dietenheimer Gebiet, so wie hier im Bild beim schonenden Transport eines liegenden Patienten aus dem Obergeschoß eines Wohnhauses zum Rettungswagen auf der Straße. -002: Großbrand bei RUKU in Illertissen im Mai 2008: Die Freiwillige Feuerwehr Dietenheim übernahm wichtige Aufgaben mit der Wasserförderung aus dem Mühlbach und einem eigenen Einsatzabschnitt bei der Brandbekämpfung. Zur Koordination wurde ein Dietenheimer Gruppenführer in die Illertisser Einsatzleitung abgeordnet. -003: Im Einsatz erkennt man allenfalls an den Aufschriften der Schutzanzüge oder der Atemluftflaschen, ob ein Aktiver zur bayerischen oder zur württembergischen Feuerwehr gehört. In harmonischer Zusammenarbeit an der Atemschutz-Sammelstelle, wie hier beim RUKU-Großbrand 2008, spielt die Landesgrenze keine Rolle. Text und Bilder: wis
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
Feuerwehren
IllertissenDietenheim (Bw)
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