12.06.2013

Biberberg/Wallenhausen: Kampf gegen die Flutwelle

Dutzende Feuerwehrleute retten Biberberg in letzter Minute vor Überschwemmung Von Jens Carsten Biberberg/Wallenhausen Es war ein verzweifelter Kampf gegen die Wassermassen: Nach ausgiebigen Regenfällen ist in der Nacht zum Dienstag der Osterbach allerorten stark über die Ufer getreten, rund 100 Haushalte waren von der Flut betroffen. Es begann tagsüber in Schießen: Dort setzten Anwohner und Feuerwehrleute dem plötzlich anschwellenden Bach Hunderte Sandsäcke entgegen. Gegen Abend strömte die Flut dann den Osterbach entlang über Wallenhausen in den Pfaffenhofer Ortsteil Biberberg. Schnell hieß es in beiden Dörfern: Land unter. Nur durch den unermüdlichen Einsatz von Bürgern, Einsatzkräften und Helfern konnte in Biberberg Schlimmeres verhindert werden. Eilig wurde außerhalb des Orts mit schwerem Gerät ein rund 100 Meter langer Damm aufgeschüttet. Es folgte banges Warten – erst in den frühen Morgenstunden war Erleichterung angesagt: Das künstliche Auffangbecken hielt den Wassermassen stand. „Sonst wäre Biberberg überschwemmt worden“, sagte Kreisbrandrat Bernhard Schmidt gestern. Die Situation entlang des Osterbachs sei „kritisch“ gewesen. Das Wasser habe sich schnell Bach abwärts bewegt, an den Brücken hätten sich Rückstaus gebildet. „Es sah teilweise aus wie in Magdeburg“, so Schmidt und spielte damit auf die dramatische Hochwassersituation an der Elbe an. In Biberberg wurde aus Tausenden Sandsäcken eine Barriere zu beiden Seiten des Osterbachs errichtet. Feuerwehrleute pumpten das heranströmende Wasser über eine Brücke. Erst in den Morgenstunden gab es Entwarnung: Das Wasser ging zurück. Am Tag danach sind die Spuren in Biberberg noch deutlich zu sehen. Wälle aus patschnassen Säcken säumen den Bach, aus vielen Kellereingängen ist das Röhren von Pumpen und Staubsaugern zu hören. Anwohner Magnus Schlosser stapft durch den morastigen Rasen hinter seinem Haus, das im Krautgarten liegt – gleich am Osterbach. Hochwasser hat er schon öfter erlebt. „Aber so schlimm war es noch nie.“ Und wohl auch nicht so knapp: Der Pegel des Bachs sei bis einige Zentimeter unterhalb der Oberkante der Sandsack-Barriere angestiegen. Erst kurz bevor die ersten Wogen über die Wälle schwappten, zog sich das Wasser zurück. Auch Dutzende eilig herbeigeholte Pumpen hätten wohl Schlimmeres verhindert, glaubt Schlosser. In Biberberg packten alle bis in die frühen Morgenstunden mit an, Vater Schlosser ist die Anstrengung noch anzusehen. „Ich habe vielleicht zwei Stunden geschlafen.“ Für seine Familie ist das Hochwasser glimpflich abgegangen: Der Keller ihres Hauses ist abgedichtet. „Ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist.“ Nachbar Franz Bombeck hatte nicht so viel Glück. Zwar ist der Wasserstand in seinem Keller dank mehrerer Pumpen bis zum Mittag erheblich gesunken, doch nun heißt es für alle Familienmitglieder samt Enkel Philipp: Wischen, kehren, schrubben. Bombeck nimmt’s gelassen: „Wasser hat bekanntlich einen kleinen Kopf und kommt überall durch. Da kann man nichts machen.“ Im Jahr 1987 war das Untergeschoss des Hauses zuletzt überschwemmt. „Aber das war nicht so krass wie jetzt.“ Anwohner Bombeck lobt die zahlreichen Retter, die sich in der Stunde der Not nach Biberberg aufgemacht hätten: „Die Feuerwehrleute waren die ganze Nacht hier, eine tolle Leistung.“ Nur dem künstlichen Damm sei es zu verdanken, dass viele Häuser verschont blieben. Auch in Wallenhausen gab es am Montagabend Hochwasseralarm: „So schnell ist der Bach noch nie angestiegen“, erinnert sich ein Feuerwehrmann, der die ganze Nacht lang mit angepackt hat. „Es sah hier aus wie eine Seenplatte.“ Am Tag danach ist die Truppe von den Strapazen gezeichnet, aber dennoch guter Dinge. Der Kampf gegen das Hochwasser wurde schließlich gewonnen. Nur in einem Haus gibt es augenscheinlich einen größeren Schaden – der Sicherungskasten befand sich im gefluteten Keller. Der Bewohner sei nicht zu Hause gewesen, sondern im Urlaub. „Ein Nachbar musste eine Scheibe einschlagen, damit wir hineingelangen konnten.“ Auch in vielen anderen Orten kämpfen die Einsatzkräfte gegen die Fluten, etwa in Balmertshofen. Und am Ingstetter Weiher brach nach Angaben der Feuerwehr ein Damm: Ein zehn Meter breiter Strom ergoss sich in Richtung Wiesenbach (Kreis Günzburg).
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
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