25.03.2013

Pfaffenhofen: Brandschutzübung - Realistisch wie der Ernstfall

Bild: René BarthBild: René BarthBild: René Barth
Sporthalle in Pfaffenhofen dient vor dem Abbruch zum Retter-Training Von René Barth Pfaffenhofen Flammen schlagen aus dem Dach, hilflose Menschen schreien in Todesangst, wollen sich hinabstürzen, Sportler sind in der brennenden Halle eingeschlossen und ein Mensch ist in Panik durch ein Oberlicht in die Tiefe gestürzt. Und als ob dies noch nicht ausreicht, hängt überall beißender Rauch, der die Sicht der Retter gleich gegen null bringt. Es ist ein Bild des Grauens, das sich den über 100 Feuerwehrleuten bieten, als sie an ihrem Einsatzort ankommen sind. Gottlob ist lediglich eine groß angesetzte, aber im Geheimen geplante Übung, die sich den Feuerwehrmännern stellt. „Realübung“ nennen Fachleute dieses Szenario. Die Feuerwehren Pfaffenhofen, Weißenhorn, Roth-Berg, Holzheim, Beuren, Niederhausen und ein Teil des Zuges Senden und Neu-Ulm sind kurz nach 19 Uhr alarmiert worden – und mit der Annahme ausgerückt, dass der Einsatz real ist. Minuten nach der Ankunft stürmen die ersten Retter mit schwerem Atemschutzgerät die abbruchreife Halle. „Hier können wir erstmals echte Szenarien üben, mit dichtem Rauch, Türen aufbrechen und all den Unwegsamkeiten, die eine solche Katastrophe mit sich bringt“, erklärt Kreisbrandinspektor (KBI) Willy Schneider. Und von diesen Unwegsamkeiten gibt es, wie im realen Einsatz auch, nicht zu wenige. Da reicht das Wasser aus einem Unterflurhydranten nicht weit, der Hausmeister für die angrenzende Aula, in der die Verletzten versorgt werden müssen, ist nicht zu finden, die Roth ist nur über eine 500 Meter lange Schlauchleitung als Wasserlieferant zu nutzen. Und zudem ist alles ist recht verwinkelt. 23 Statisten, alle bestens geschminkt und gebrieft, sind von den Rettern zu suchen und zu versorgen. Steffi Wagner von der Pfaffenhofer Wehr hat die Aufgabe, die Erstversorgung der zum Teil schwerst Verletzten zu übernehmen. „Der hat eine Rauchgasvergiftung und eine Rückenverletzung, bloß nicht bewegen, wenn´s nicht sein muss“, sagt sie. „Der da gibt gar nicht mehr an, und du gehst zu dem da hinten und schaust, was der macht.“ Ruhig und professionell gibt die junge Feuerwehrfrau unmissverständlich Kommandos weiter und hält auch schon mal eine Weile die Hand eines Verletzten. Doch an Ruhe ist nicht zu denken. Im Minutentakt treffen Verwundete ein, die von ihr versorgt werden wollen, bis endlich auch das Rote Kreuz vor Ort ist. Die Retter lassen allerdings auf sich warten, die Alarmierung ging offenbar nicht richtig durch. Als sie dann eintreffen, folgt der nächste Schreck: Ein realer Einsatz ruft, ein paar der Sanis müssen sofort die Übung verlassen. Max Stölzle von der Feuerwehr Beuren ist im realen Leben auch bei den Sanitätern und übernimmt die Beatmung eines Verletzten, andere lichten die Reihen der Verwundeten oder tragen die fiktiven Toten weg. Während der inzwischen eingetroffene Arzt die Verletzten in die Kategorien „rot“ (schwerst verletzt) und „gelb“ (schwer verletzt) kategorisiert, kämpfen rund um die Sporthalle die Feuerwehrmänner gegen Rauch und Flammen. So ganz nebenher haben die Retter dann auch noch mit Schaulustigen zu kämpfen, die sich, fleißig mit dem Mobiltelefon filmend, mitten in den Tumult geschlichen haben und den Rettern ständig im Weg stehen. „Schmeiß die raus“, befiehlt einer der Retter – diesem wird umgehend und ohne Höflichkeit folgegeleistet. Knapp eine Stunde Später ist der ganze Spuk dann vorbei. „Alle Personen wurden gefunden und geborgen, die Feuer sind gelöscht es lief alles, wie es laufen muss“, informiert Kreisbrandinspektor Schneider. Die Retter selbst haben auch gemerkt, dass es mit dem Material, das die Feuerwehr mit sich führt, sehr schnell eng werden kann. „Da muss dann eben ein Verletzter von der Trage runter, wenn die woanders gebraucht wird“ sagt Schneider. Für die Statisten war die Übung auch eine besondere Erfahrung. „Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn du von einem Arzt mit ‚rot‘ gekennzeichnet wirst und die Sanis kümmern sich dann eben mehr um die mit ‚gelb‘“, sagt einer der Freiwilligen, der sich schnellstens seine noch immer klaffende Kopfwunde entfernen lässt. Die ist genauso geschminkt wie alle anderen Verletzungen. Jetzt bestellen! Das neue iPad inkl. e-Paper.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
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