16.02.2013

"Nach dem Einsatz muss man miteinander reden"

Kommandant Werner Wildt spricht über seine Erfahrungen bei der Feuerwehr Von Ursula Katharina Balken Den Hemdkragen leicht geöffnet,mit einer legeren Wolljacke bekleidet: Werner Wildt sitzt ganz entspannt im Floriansstüble des Feuerwehrgerätehauses. Und wer ihn so sieht, glaubt ihm aufs Wort, dass es ihm nicht leidtut, nicht mehr Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Vöhringen zu sein. Es ist für ihn eine Erleichterung. Aber nicht etwa, weil er ohne das „Stand-by“ – was für ständige Einsatzbereitschaft steht – nicht leben könnte, sondern weil er stolz darauf ist, eine so junge Wehr als Kommandant geführt zu haben, in der auch Jüngere Verantwortung tragen wollen. In der heutigen Verweigerungsgesellschaft, in der es schwierig ist, einen Vereinsvorsitzenden zu finden, wahrlich eine erfreuliche. Werner Wildt stand 18 Jahre als Kommandant der Feuerwehr an der Spitze. Er hat große Fußstapfen hinterlassen was Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und technisches Know-how angeht. Er ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele. „Und so muss es auch sein“, sagt er, „die Jungen müssen wissen, welche Verantwortung sie tragen. Das kann man nur, wenn man sich dieser Sache ganz verschreibt.“ Wildt, bei Wieland als Energieanlagenelektroniker tätig, bezeichnet sich selbst „als Spätzünder. Ich kam erst mit 20 Jahren zur Feuerwehr.“ Eine Runde von Freunden, die alle bei der Feuerwehr engagiert waren, ermunterten ihn, doch einfach mal mitzukommen und zu schauen, was bei den Floriansjüngern so läuft. Das tat er. Und was da ablief, gefiel ihm: der Umgang mit Menschen und mit technischem Gerät. „Ich war aufgrund meines Alters sofort bei den Aktiven dabei, aber ich habe bei null angefangen. Das Handwerk lernte ich schnell.“ Eine Eigenschaft, die ihn als Kommandant auszeichnete. Eine Situation schnell zu erkennen und danach zu handeln, rettet im Ernstfall Leben sowie Hab und Gut. Dass er sich erst als Erwachsener entschied, zur Feuerwehr zu gehen, hatte wohl auch den Vorteil, dass er schnell „eine ernsthafte Beziehung zu der ganzen Sache“ aufbaute, wie er das rückblickend meint. Heute sind die Jugendlichen zwölf Jahre alt und lernen die Hilfe für den Nächsten zunächst mal spielerisch. Dass bei der Feuerwehr zu sein, kein übliches Hobby oder eine Freizeitbeschäftigung ist, das müssen die Jugendlichen erst mal lernen. In der Hierarchie der Wehr stieg Werner Wildt bald auf. Er durchlief eine Ausbildung von A bis Z. Als der damalige Kommandant Roland Schmida bei einem Unfall tödlich verletzt wurde, brauchte die Wehr von jetzt auf gleich einen neuen Kommandanten. In die Bresche sprang Reiner Ruf. Stellvertretender Kommandant wurde Werner Wildt. Als sich nach wenigen Jahren Ruf aus vorderster Front zurückzog, rückte Wildt als Kommandant nach. Es wurden 18 Jahre daraus. Blickt er zurück, sieht er nur eine positive Bilanz. „Es war die Gemeinschaft unter den Feuerwehrkameraden, die mir die Arbeit leicht machte.“ Die Helfer, ganz gleich auf welchem Posten sie Dienst tun, müssen mit Respekt behandelt werden und man muss die Mannschaft so führen, dass sie immer in Bereitschaft ist und das gerne. „Einfach ist das nicht immer, jeder Mensch reagiert anders, man braucht halt Fingerspitzengefühl, Menschenkenntnis und Erfahrung.“ Hilfe für Wildt war der gute Draht zum Rathaus, zum ehemaligen Bürgermeister Erich Josef Geßner oder zu Karl Janson. „Dafür sind wir alle sehr dankbar.“ „Jeder weiß was zu tun ist, jeder Handgriff muss sitzen“ Wie können Hilfeleistungen, bei denen es Tote gibt oder Schwerstverletzte, verarbeitet werden? Da ist Gemeinschaft gefragt. „Man muss professionell an die Sache herangehen, man ist ohnehin Adrenalin geladen. Jeder weiß, was zu tun ist, jeder Handgriff muss sitzen.“ Aber was ist danach? „Wir haben Gott sei Dank noch nie Peers gebraucht. Nach einem schwierigen Einsatz setzen wir uns im Gerätehaus zusammen und reden über das, was geschehen ist.“ Das ist für Werner Wildt ein „ganz wichtiger Aspekt, besonders, wenn Personen oder gar Kinder zu Schaden gekommen sind.“ Wildt selbst hat keine Berührungsängste, aber hinterher in Gemeinschaft über den Unfall zu sprechen, das tut gut.“ Geholfen zu haben, ist hinterher immer ein gutes Gefühl. Auch wenn es nur um kleinere Einsätze geht. Zum Beispiel, wenn ein Wassereinbruch im Keller gemeldet wird oder ein lockerer Dachziegel muss wieder fixiert werden oder – einen kranken Menschen wieder ins Bett zu bringen, weil er das aus eigener Kraft nicht schaffen konnte. Da entsteht der unmittelbare Kontakt zum Bürger. Wenn die sich dann besonders herzlich bedanken, dann ist für die Feuerwehr die Welt in Ordnung.
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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