16.06.2012

Fahrersicherheitstraining

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„Vom Apotheker bis zum Zerspanungsmechaniker, also buchstäblich von A bis Z, sind freiwillige Feuerwehrleute als Fahrer von Einsatzfahrzeugen aktiv, deshalb müssen diese Gelegenheitsfahrer regelmäßig mit ihrem Fahrzeug üben, um dessen technische Eigenheiten sowie das Fahrverhalten kennen zu lernen.“ Der Neu-Ulmer Berufsfeuerwehrmann Michael Haitchi weiß, wovon er redet: Er ist als „Kreisschirrmeister“ (siehe Info) dafür verantwortlich, dass die Feuerwehren im Landkreis Neu-Ulm im Einsatz mit den geeigneten Fahrzeugen ausrücken und dass diese auch von dafür ausgebildeten Fahrern und Maschinisten bedient werden. Er kann dabei auf gute Voraussetzungen zurück greifen: Sein Amtsvorgänger, der ehemalige Altenstadter Kommandant und heutige Ehrenkreisbrandmeister Max Kiebele, hatte schon seit 1997 ein Ausbildungsprogramm ausgearbeitet, das seit 1999 nicht nur im Landkreis, sondern darüber hinaus in ganz Bayern Verwendung findet. Inzwischen, so erklärt Fach-Kreisbrandmeister Michael Haitchi weiter, sind allein im Landkreis Neu-Ulm 524 Feuerwehrfahrer nach diesem Lehrplan ausgebildet worden und am vergangenen Samstag waren der 500. und 501. Teilnehmer auf dem Gelände des ALDI-Zentrallagers in Altenstadt mit von der Partie: Daniel Wall als 500. und sein Kamerad Martin Steinmayer von der Freiwilligen Feuerwehr Nersingen absolvierten wie dreißig weitere Fahrer das insgesamt neun Stationen umfassende Programm. Dabei geht es nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, um Schleuderfahrten auf schmieriger oder nasser Strecke, sondern es gilt, das bis zu 14 Tonnen schwere Fahrzeug in seinem Fahrverhalten richtig einzuschätzen und alltägliche schwierige Situationen wie sie bei jedem Einsatz auftreten können, zu bewältigen. Unter Leitung erfahrener Trainer lernen die Feuerwehrfahrer somit, auch im Stress der Einsatzfahrt ihr Löschfahrzeug so zu bewegen, dass sie selbst und die gesamte – je nach Fahrzeug bis zu neun Mann starke – Besatzung sicher an der Einsatzstelle ankommen. Mit einer ausführlichen Fahrzeugkontrolle beginnt der Parcours, bei dem es nicht auf Schnelligkeit, sondern auf Sorgfalt ankommt. Dann geht es auf eine 18-Kilometer-Übungsfahrt, wo der Trainer Tipps zum Fahr-, Brems- und Lenkverhalten geben kann. Zurück auf dem Testgelände, steht ein Bremstest am Beginn: Aus 50 km/h gilt es, möglichst ruckfrei und doch zügig abzubremsen und dabei so knapp vor einem Hindernis anzuhalten, dass im Ernstfall weder die mitfahrenden Feuerwehrleute noch die Ausrüstung gefährdet sind. Nach dem folgenden „Rückwärts-Slalom“ durch eine Gasse aus Leitkegeln geht es zum „Höhentest“, wo der Fahrer von seinem Beifahrer eine querliegende Messlatte so einstellen lassen muss, dass das Fahrzeug möglichst knapp, aber doch berührungsfrei, darunter passieren kann. Es folgen Fahrübungen in simulierten Verkehrssituationen, wie etwa einem verkehrsberuhigten Bereich mit Verbauungen oder Zurückstoßen in eine enge Gasse, wo jeweils der Beifahrer als Sicherheitsposten beim Rückwärtsfahren gefragt ist. Nach einem „Fahrbahnwechsel mit Bodenwelle“ und „Parallelem Einparken vor einem Hydranten“ bekommt der Fahrer seinen Beurteilungsbogen vom Trainer, in der dieser ihn auf Stärken und Schwächen aufmerksam macht, sodass er dann in den folgenden Übungsfahrten am Standort der eigenen Feuerwehr weiß, worauf er achten soll. Am Ende des Lehrgangstages waren somit nicht nur der Kreisschirrmeister, sondern auch die Fahrer überzeugt, einen wichtigen Beitrag geleistet zu haben, um auch in Zukunft ebenso schnell wie effektiv ausrücken zu können, um Mitmenschen in Not zu helfen. Info: Als „Kreisschirrmeister“ wird bei der Feuerwehr der Fach-Kreisbrandmeister bezeichnet, der für die Einsatzfahrzeuge und die Ausbildung der damit ausrückenden Fahrer und Maschinisten verantwortlich ist. Der Begriff kommt aus der Zeit, als man noch mit Pferdefuhrwerken unterwegs war: Damals waren der „Stallmeister“ für die Pferde und der „Schirrmeister“ für die Kutschen und das „Geschirr“, also das Zuggerät, in das die Pferde eingespannt werden, verantwortlich. Der Begriff „Schirrmeister“ wurde dann auch beibehalten, als man vom Pferdefuhrwerk auf motorisierte Einsatzfahrzeuge umstieg. Bildtext: Daniel Wall (2. von links) von der Freiwilligen Feuerwehr Nersingen war der 500. Teilnehmer beim Fahrersicherheitstraining der Feuerwehren im Landkreis Neu-Ulm; sein Kamerad Martin Steinmayer hatte die Teilnehmernummer 501. Ausbilder Dietmar Birk, Kommandant der Feuerwehr Filzingen, (links) und Kreisschirrmeister Michael Haitchi (rechts) freuen sich mit den beiden über die erfolgreich absolvierten Übungen. Das Vor- und Rückwärts-Durchfahren einer engen Gasse aus Leitkegeln gehört zu den insgesamt neun Stationen des Feuerwehr-Fahrersicherheitstrainings, das vor rund 15 Jahren vom heutigen Ehrenkreisbrandmeister Max Kiebele, Altenstadt, und der Kreisbrandinspektion Neu-Ulm entwickelt wurde und das nun schon seit einigen Jahren in ganz Bayern zum Einsatz kommt. Texte und Bilder: wis
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
Feuerwehren
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