25.02.2012

Jahresversammlung der Feuerwehr Illertissen

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1. Versammlung (allgemein): Der große Lehrsaal im Feuerwehrhaus war voll besetzt, als Klaus Butterhof, Erster Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Illertissen, die Jahreshauptversammlung eröffnete. Neben einer Reihe von Berichten und Ehrungen weckten vor allem die Aussagen zur Bedarfsplanung und zu aktuellen Problemen (siehe eigene Berichte) das Interesse der Feuerwehrleute und ihrer Ehrengäste aus Kommunalpolitik und Kreisbrandinspektion. Butterhof wies auf die gut angelaufene Zusammenarbeit mit der Integrierten Leitstelle ebenso hin wie auf diverse Vereinsaktivitäten und Beschaffungen, mit denen aus Vereinsmitteln der städtische Etat entlastet wurde. Sein Dank galt allen, die zu einem gelungenen Jahresablauf beigetragen hatten. Kommandant Erik Riedel konnte mit interessanten Zahlen aufwarten: Die 72 Aktiven, darunter drei Frauen, hatten im Jahr 2011 insgesamt 190 Einsätze mit 1926 reinen Einsatzstunden abgeleistet, bei denen vor allem die ungewöhnlich große Anzahl von 41 Bränden hervorstach. Weiter wurden 123 Einsätze im Bereich Technische Hilfeleistung sowie sechs Sicherheitswachen und zwanzig Überprüfungen nach Fehlalarmen von Brandmeldeanlagen abgearbeitet. Insgesamt konnten 34 Personen aus Gefahrensituationen gerettet werden; davon drei mit der Drehleiter aus oberen Stockwerken, elf bei Technischen Hilfeleistungen nach Unfällen und zwanzig bei Bränden. Drei Personen mussten tot geborgen werden. Erfreulicherweise verliefen alle Einsätze ohne eigene Unfälle. Darüber hinaus listete Kommandant Riedel eine große Anzahl von Übungen und Lehrgangsteilnahmen auf, mit denen sich die Aktiven für ihre stets wachsenden Aufgaben vorbereiteten. Hinzu kamen eine Menge ungezählter Stunden für die „Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft“, also das Ausrüsten der Fahrzeuge und Pflegen der Geräte nach Einsätzen und Übungen sowie Arbeiten in und am Gerätehaus, und das – wie bei allen Freiwilligen Feuerwehren üblich – ehrenamtlich, also ohne Bezahlung und in der Freizeit beziehungsweise dank der Freistellung von Arbeitgebern. Riedel schloss mit ausführlichem Dank an alle, die ihren Beitrag zum Gelingen aller Aktivitäten geleistet hatten. Jugendwart Christian Rueß konnte auf sechzehn Feuerwehranwärter verweisen, die zur Zeit in Ausbildung stehen und die sowohl hierbei ein interessantes Programm absolvierten – wie beispielsweise einen „Berufsfeuerwehrtag“ – als auch darüber hinaus eine Reihe attraktiver Freizeitaktivitäten erlebten. Schriftführer Ivo Rembold ließ die Vereinsereignisse Revue passieren und fand mit seinem trockenen Humor großen Anklang. Der Kassenbericht musste mit Genehmigung der Mitglieder wegen Erkrankung des Kassenverwalters verschoben werden; hierfür wird im Rahmen einer der kommenden Monatsübungen eine eigene kurze Versammlung anberaumt. Erste Bürgermeisterin Marita Kaiser hatte es sich trotz offensichtlich vom Wahlkampf angeschlagener Stimme nicht nehmen lassen, „ihrer Feuerwehr“ herzlich zu danken, dass „ein großes Stück Sicherheit“ für die gesamte Bürgerschaft geboten werde und dass sich die Feuerwehrleute dieser Aufgabe stellen, „ohne an eigenen Vorteil zu denken“. Sie verwies auf die angelaufene Bedarfsplanung, die dazu dienen solle, „ein System aufzubauen, mit dem alle in der Zukunft arbeiten können“. Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt dankte der Feuerwehr Illertissen vor allem auch für ihre umfangreiche Mitarbeit in der Ausbildung der gesamten Feuerwehren des Landkreises, sowohl in der im Illertisser Gerätehaus untergebrachten Atemschutzübungsstrecke als auch bei landkreisweiten Lehrgängen. Mit einer Reihe von Ehrungen (siehe eigener Bericht) ging die Versammlung zu Ende. Info: Feuerwehr und Verein Wie alle Feuerwehren in Bayern, besteht die Freiwillige Feuerwehr Illertissen aus zwei Organisationen: Zum einen ist dies die städtische Dienststelle „Feuerwehr“, die von ehrenamtlichen Kräften betrieben wird. Diese untersteht wie alle anderen Dienststellen (z.B. Bauhof, Wasserwerk, Verwaltung) der Bürgermeisterin und dem Stadtrat und wird in deren Auftrag von Kommandant Erik Riedel und den weiteren Führungskräften geleitet. Darüber hinaus gibt es den gemeinnützigen Verein „Freiwillige Feuerwehr Illertissen e.V.“, dessen Aufgabe es ist, die städtische Feuerwehr zu unterstützen und die Kameradschaft zu fördern. Der Verein wird geleitet vom Ersten Vorsitzenden Klaus Butterhof und seiner Vorstandschaft. Beide Einrichtungen halten in Illertissen – im Gegensatz zu manchen anderen Feuerwehren – traditionell nur eine gemeinsame Jahresversammlung ab. 2.: Bedarfsplanung „Der durch den Stadtrat am 25.11.2010 beschlossene Bauabschnitt Ost und die Erweiterung West wurden komplett auf Eis gelegt, stattdessen ist vor wenigen Tagen die nun vom Stadtrat beschlossene Feuerwehrbedarfsplanung für die Stützpunktwehr und alle vier Stadtteilwehren mit einem immensen Arbeits- und Zeitaufwand angelaufen.“ So informierte Kommandant Erik Riedel bei der Jahresversammlung seiner Wehr über den aktuellen Stand in der seit Jahren diskutierten Frage, mit welchen Maßnahmen die Feuerwehren der Stadt Illertissen in baulicher und ausrüstungstechnischer Hinsicht auf ihre stets wachsenden Anforderungen vorbereitet werden können. In Erfüllung dieser städtischen Pflichtaufgabe, die rundum von Ehrenamtlichen geleistet wird, war zunächst ein TÜV-Gutachten angefertigt worden, das die aktuellen Mängel aufzeigte, sodass in dessen Folge „an einem Feuerwehrbedarfsplan kein Weg mehr vorbei führte“, wie es Riedel formulierte. Dieser Plan wird derzeit von Fachpersonal aus Berufsfeuerwehren und Planungsbüros erarbeitet und dann dem Stadtrat vorgelegt, der daraus wiederum die entsprechenden Beschlüsse zu Baumaßnahmen und Ausrüstung ableiten wird. Wie der Kommandant bereits einige Tage zuvor im Rahmen eines Schulungsabends seiner Mannschaft bekanntgegeben hatte, sieht er dieser Planung mit guter Zuversicht entgegen, denn an deren Ergebnissen „werden sich alle zukünftigen Weichenstellungen im Feuerwehrwesen der Stadt Illertissen orientieren.“ Erste Bürgermeisterin Marita Kaiser hatte in ihrem Grußwort ebenfalls auf die Bedarfsplanung verwiesen und für die angelaufene gute Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren und den Planern gedankt. Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt, der in der Angelegenheit beratend tätig ist, lobte die angelaufenen Arbeiten, mit der „Stadt und Feuerwehr die Zeichen der Zeit erkannt“ hätten und die einen „guten Weg“ darstellten, um „den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden“. 3.: Probleme mit 20- und 30-km/h-Verkehrsregelung: Die 20- und 30-km/h-Zonen sowie die damit verbundenen „Rechts-vor-Links“-Vorfahrtregelungen im gesamten Innenstadtbereich und in den Wohngebieten stellen die Feuerwehrleute der Stadt Illertissen vor Probleme: „Die Feuerwehrangehörigen stehen bei der Fahrt zum Gerätehaus stets mit dem Gesetz in Konflikt“ warnte Kommandant Erik Riedel im Rahmen der Jahreshauptversammlung. Er und seine Führungskräfte befürchten, dass sich die Ausrückezeiten deutlich verzögern, weil die Feuerwehrleute im Alarmfall deutlich länger brauchen, um das Gerätehaus zu erreichen. Alle Aktiven mussten daher vor Kurzem einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie für die aktuelle Bedarfsplanung anzugeben hatten, wie schnell sie zu verschiedenen Tageszeiten erfahrungsgemäß von ihrer Wohnung oder vom Arbeitsplatz zum Gerätehaus kommen können. Eines hat sich dabei bereits gezeigt: Die Zeitspanne zwischen dem Auslösen des Alarms und dem Ausrücken der ersten Einsatzfahrzeuge und infolgedessen auch bis zum Eintreffen am Einsatzort wird durch die neuen Verkehrsregelungen deutlich länger. Dabei haben die Feuerwehrleute ohnehin mehrere Konflikte zu bewältigen: Zum einen ist ihnen gesetzlich vorgeschrieben, dass sie nach Eingang eines Alarms jeden Ort im gesamten Stadtbereich, der an einer öffentlichen Straße liegt, mit dem ersten voll besetzten Einsatzfahrzeug innerhalb von zehn Minuten erreichen müssen (siehe Info). Hierfür, so die Vollzugsbekanntmachung zum Bayerischen Feuerwehrgesetz, hat die Stadt die Voraussetzungen zu schaffen. Zum anderen haben Feuerwehrleute, die bei Alarm zum Gerätehaus fahren, zwar Sonderrechte nach § 35 der Straßenverkehrsordnung; das Problem ist aber, dass die anderen Verkehrsteilnehmer das nicht wissen können, da der Feuerwehrler im Privatauto unterwegs ist. Ein mancherorts üblicher Dachaufsetzer mit der Aufschrift „Feuerwehr im Einsatz“ hat keinerlei rechtliche Bedeutung und wird von den Illertisser Führungskräften auch deshalb abgelehnt, weil er das falsche Bewusstsein wecken könnte, man könne sich über Verkehrsvorschriften hinweg setzen. Der Feuerwehrmann geht daher ein immenses Risiko ein, wenn er kurzfristig schneller als erlaubt fährt und womöglich in einen Unfall verwickelt wird – es gibt eine Reihe von Gerichtsurteilen, die hier eine klare Sprache sprechen und dem Feuerwehrdienstleistenden eine große Verantwortung zuweisen. So bleibt den Feuerwehr-Führungskräften nur, wie es auch laufend gehandhabt wird, die Floriansjünger immer wieder auf die Gefahr hinzuweisen. Dazu findet alljährlich die sogenannte „Blaulichtbelehrung“ statt, in der auf richtiges Verhalten bei Fahrten mit dem Privatauto zum Gerätehaus und mit dem Einsatzfahrzeug unter Sondersignal (Blaulicht und Horn) hingewiesen wird. Info: Gesetzliche Hilfsfrist Die Vollzugsbekanntmachung zum Bayerischen Feuerwehrgesetz legt in Bezug auf die „Aufgaben der Gemeinden“ Folgendes fest: „Um ihre Aufgaben im abwehrenden Brandschutz erfüllen zu können, müssen die Gemeinden ihre Feuerwehren so aufstellen und ausrüsten, daß diese möglichst schnell Menschen retten sowie Schadenfeuer begrenzen und wirksam bekämpfen können. Hierfür ist es notwendig, dass grundsätzlich jede an einer Straße gelegene Einsatzstelle von einer gemeindlichen Feuerwehr in höchstens zehn Minuten nach Eingang der Brandmeldung bei der alarmauslösenden Stelle (Hilfsfrist) erreicht werden kann.“ Die Hilfsfrist umfasst somit die Zeit vom Piepsen des Funkmeldeempfängers mit der darauf folgenden Alarmmeldung der Leitstelle über die Fahrt mit dem Privatauto von der Wohnung oder dem Arbeitsplatz zum Gerätehaus und die Fahrt mit dem Einsatzfahrzeug vom Gerätehaus bis zum Eintreffen des ersten Fahrzeuges am Einsatzort. 4.: Kommentar zur neuen Wohnanlage nördlich des Gerätehauses Einen Kommentar konnte sich der Illertisser Kommandant Erik Riedel bei seinem Jahresbericht nicht verkneifen: „Unsere neuen Nachbarn der neuen Wohnanlage nördlich des Gerätehauses (gemeint ist das ehemalige Walsergelände) ziehen demnächst ein; ich beglückwünsche sie zum Kauf ihrer Immobilie und zum Panoramablick von ihren Südbalkonen zu uns herüber in den Feuerwehr-Übungshof. Interessant ist von unserer Seite aus auch der Ausblick vom Schulungsraum in die sehr nahe gelegenen Wohnungen.“ Wie Riedel im Gespräch mit der IZ ausführte, denkt er daran, die neuen Nachbarn gelegentlich zu einem Besuch im Gerätehaus einzuladen, um ihnen die Feuerwehr und ihre Aufgaben vorzustellen, von Anfang an ins Gespräch zu kommen und so eventuellen Konflikten vorzubeugen. 5.: Ehrungen Mit einer Reihe von Ehrungen ging die Jahresversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Illertissen zu Ende. Nach Ende seiner aktiven Dienstzeit wurde Alfred Raible, der seit 1975 der Illertisser Wehr angehört und der – neben einer Reihe weiterer Führungsfunktionen in Landkreis und Bezirk – in Illertissen von 1984 bis 1989 stellvertretender Kommandant und von 1989 bis 2001 Kommandant war, auf einstimmigen Beschluss der Vorstandschaft zum Ehrenkommandanten ernannt. Stellvertretender Kommandant Wolfgang Staiger wurde zum Hauptlöschmeister befördert. Für 40 Jahre aktive Dienstzeit wurden geehrt: Johann Bayer, Wolfgang Beccard, Wolfgang Hanschke und Wolfgang Staiger. Seit 25 Jahren aktiv sind Udo Haas, Frank Nägele und Kommandant Erik Riedel. Nach 20 Jahren aktiven Dienstes wurde Daniel Lorek zum Hauptfeuerwehrmann befördert. Den Dienstgrad Oberfeuerwehrmann erhielten nach zehnjähriger Dienstzeit Oliver Butterhof, Max Keppeler und Thomas Zimmermann. Max Keppeler wurde nach erfolgreich absolvierter Ausbildung zum Maschinisten ernannt. Kommandant Erik Riedel und Vorsitzender Klaus Butterhof überreichten die Urkunden und Dienstgradabzeichen; Erste Bürgermeisterin Marita Kaiser gratulierte und übergab Geschenke der Stadt, und Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt sowie Kreisbrandinspektor Benedikt Kramer und Kreisbrandmeister Jürgen Karl schlossen sich den Glückwünschen an. Bildtext: Eine Reihe von Illertisser Feuerwehrleuten wurde bei der Jahresversammlung befördert und für langjährigen Dienst geehrt. Unser Bild zeigt die bei der Versammlung anwesenden Geehrten mit Erster Bürgermeisterin Marita Kaiser und Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt (2.v.r.). Bild und alle Texte: wis
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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