16.04.2011

Übung des ABC-Zuges Neu-Ulm

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Kalter Krieg, Tschernobyl, Fukushima, Milzbrand, Vogelgrippe, Gefahrgutunfall – alle diese Stichworte umschreiben das breite Aufgabenfeld des „ABC-Zuges“ der Feuerwehren im Landkreis Neu-Ulm, der bei einer Übung einen Teil seiner Fähigkeiten vorstellte. Zugführer Edin Kasumovic von der Feuerwehr Neu-Ulm und Kreisbrandrat Alfred Raible schilderten zu Beginn die Aufgaben und Fähigkeiten der Einheit: Bei „A“ für „atomar“ ist in erster Linie an Gefahren zu denken, die von einem Störfall im nahe gelegenen Kernkraftwerk Gundremmingen ausgehen könnten. Der Neu-Ulmer ABC-Zug hätte hier die Aufgabe, am Rande eines Evakuierungsbereiches Notfallstationen aufzubauen. Dort werden die evakuierten Menschen auf Verstrahlung und Kontamination, also Verschmutzung mit radioaktiven Teilchen, untersucht und dekontaminiert, also gereinigt. Die Aussetzung von Mess-Sonden sowie Messungen von Radioaktivität gehört weiter zu den Aufgaben, wobei diese Messungen auch während der Fahrt mit dem „ABC-Erkunder“ aus dem Fahrzeug heraus vorgenommen werden können. Enge Zusammenarbeit mit den „Schwestereinheiten“ aus dem Landkreis Günzburg, aber auch über die Landesgrenze hinweg nach Ulm und zum Alb-Donau-Kreis ist selbstverständlich und wird auch laufend geübt. Wie Diplomchemiker Dr. Michael Ebner, Fach-Kreisbrandmeister für Gefahrgut und Strahlenschutz, weiter erklärte, stehen dem ABC-Zug auch für Unfälle mit biologischen Gefahrstoffen die entsprechenden Gegenmittel zur Verfügung. Der seit Jahren häufigste Einsatzfall, ein Verkehrsunfall mit Austritt von chemischen Gefahrstoffen, wurde anschließend in der Praxis geübt und vorgeführt. Angenommen war, dass ein Transportbehälter mit Salzsäure von der Ladefläche eines Lkw gefallen und undicht geworden war. Nach der ersten Erkundung ging ein Zwei-Mann-Trupp im Schutzanzug zur Gefahrenstelle vor, um einerseits das Leck abzudichten und andererseits die ausgelaufene Säure zu binden und deren weitere Ausbreitung zu verhindern. Dann wurden von einem weiteren Trupp Messungen vorgenommen und damit geprüft, ob sich die Schadstoffe auch über die Luft ausbreiteten. Auf einem zwischenzeitlich eingerichteten Dekontaminationsplatz am Rande des markierten Gefahrenbereiches wurden die Einsatzkräfte schließlich gereinigt. Wie Kreisbrandrat Raible weiter erläuterte, wurden die ABC-Züge in den Jahren des „Kalten Krieges“ zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgebaut, wo sie vor allem zur Gefahrenabwehr für einen damals befürchteten Atomkrieg bereit stehen sollten. Mit dem Wandel der politischen Verhältnisse änderten sich auch die Aufgaben immer mehr hin zu Einsätzen mit Gefahrgut, das heute in großen Mengen auf den Straßen transportiert wird. Auch im Landkreis Neu-Ulm war im Juni des vergangenen Jahres ein Unfall mit einem englischen Transporter zu bewältigen, der auf der A 7 bei Vöhringen mehrere Fässer einer giftigen und umweltschädlichen Flüssigkeit verloren hatte. Dennoch sind Zugführer Edin Kasumovic und seine Mannschaft von der Feuerwehr Neu-Ulm in Zusammenarbeit mit ihren Kameraden aus Gerlenhofen, die über die Ausrüstung zur Dekontamination verfügen, und der Gefahrguteinheit der Feuerwehr Weißenhorn, wo der „Gerätewagen-Gefahrgut“ stationiert ist, auch für alle weiteren Situationen gerüstet, die mit der Abkürzung „ABC“ für „atomare, biologische und chemische“ Gefahren umschrieben werden. Info: Nähere Informationen zum ABC-Zug Neu-Ulm im Internet auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Ulm: www.feuerwehr.neu-ulm.de sowie beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: www.bbk.bund.de . Bisher waren im ABC-Zug vor allem Aktive tätig, die dafür vom Wehrdienst freigestellt waren und Feuerwehrleute, die sich zusätzlich ausbilden ließen. Nach Wegfall der Wehrpflicht werden weitere Freiwillige gesucht. (wis) Video zur Übung des ABC-Zuges Neu-Ulm unter www.augsburger-allgemeine.de/videos Bildtexte: (Datei-Endnummer -004): Aus dem von einem Lastwagen gefallenen Behälter tritt eine gefährliche Flüssigkeit aus: Ein Trupp geht im Schutzanzug vor, dichtet das Leck ab und verhindert die weitere Ausbreitung des Gefahrstoffes. (Datei-Endnummer -007): Auf dem „Dekontaminationsplatz“ werden die Einsatzkräfte nach Ende ihrer Tätigkeit so gereinigt, dass sie beim Verlassen des Gefahrenbereiches keine schädlichen Stoffe mehr an sich haben und diese ausbreiten könnten. (Datei-Endnummer -011): Mit hochempfindlichen Messgeräten wird die Umgebung der Gefahrenstelle untersucht und damit geprüft, ob sich Gefahrstoffe in die Umwelt ausbreiten, sodass entsprechende Gegenmaßnahmen unternommen werden können. Bilder: wis
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
Feuerwehren
Gerlenhofen LZ3Neu-Ulm Ständige WacheABC-Zug Neu-Ulm
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