15.02.2011

Neu-Ulm und Region:Kleine Einsätze belasten Feuerwehr

Tagesalarmierung immer schwieriger – Raible: Stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren Das Einsatzspektrum der Feuerwehren hat stark zugenommen. Zu stark, ist der Kreisbrandrat Alfred Raible überzeugt. Vor allem technische Kleineinsätze seien immer schwerer zu leisten. MICHAEL JANJANIN Landkreis Neu-Ulm. Noch ganz schön turbulent bis leicht philosophisch wird es im letzten Dienstjahr von Alfred Raible. Der 62-jährige Illertisser ist Kreisbrandrat und quittiert im August seinen Dienst – wie es das bayerische Feuerwehrgesetz vorsieht. Turbulent ist es bis zuletzt, weil im Mai eine Einrichtung den Betrieb aufnimmt, die die Alarmierung der Feuerwehren in der Region zwischen Memmingen, Günzburg und Neu-Ulm neu ordnet: die integrierte Leitstelle in Krumbach. Sie koordiniert die Einsätze von Rettungsdiensten wie auch der Feuerwehren. „Die vorbereitenden Arbeiten dazu sind noch im Gange“, sagte Raible gestern auf Anfrage. Eine ganze Menge an Daten über Feuerwehr-Einsatzstärken, technische Mittel, Brandmeldeanlagen, Einsatzgebiete und vieles mehr gilt es in das EDV-System der Leitstelle einzugeben. Die Daten erhoben haben die Kommandanten, Inspektoren und Brandmeister des Neu-Ulmer Verbands. Was erwartet der Kreisbrandmeister von dem neuen Alarmierungssystem? „Es wird sich zeigen, wie es läuft“, erklärte Raible. Im Gegensatz zu den anderen Landkreisen habe man in Neu-Ulm bereits eine Einsatzzentrale, geleitet von Berufs feuerwehrleuten, „die die Feuerwehren im Landkreis gut bedient haben“. Der Vorteil ergebe sich für die Bürger, die von Mai an unter der Notrufnummer 112 Rettungsdienst wie auch Feuerwehr über die integrierte Leitstelle erreichen werden. „Zurzeit ist in Krumbach nur die Rettungsleitstelle in Betrieb.“ Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hat dort bereits im Oktober den Betrieb aufgenommen und koordiniert von dort Rettungsdienst-Einsätze. Zu rund 3000 Einsätzen wird die Feuerwehr im Landkreis Neu-Ulm jedes Jahr gerufen. „Bei nicht allen hätten die Feuerwehrleute ausrücken müssen“, ergänzte der Kreisbrandrat. Denn immer häufiger greifen die Leute voreilig zum Telefon. Ein schwieriges Thema für Raible: Er wolle den Menschen keineswegs zureden, Risiken zu missachten oder sich gar in Gefahr zu begeben. „Im Zweifel sollte immer der Notruf 112 abgesetzt und auf Eigenschutz geachtet werden“, rät Raible. Aber wenn zum Beispiel ein Ast auf dem Radweg liegt, könne man diesen unter Umständen auch mal schnell selbst beseitigen, anstatt gleich die Feuerwehr zu rufen. Viele der technischen Hilfsleistungen führten immer häufiger zu Problemen: „Die Feuerwehrleute müssen, auch wenn es sich um eine Lappalie handelt, ihren Arbeitsplatz verlassen.“ In Bayern werde der Feuerwehrdienst überwiegend ehrenamtlich geleistet. Ist der Notruf abgesetzt und die Alarmierung durch, müssen Feuerwehrangehörige ran. Auch wenn „ein mit Wasser vollgelaufener Keller“ sich beim Eintreffen der Feuerwehr als ein Keller herausstellt, in dem das Wasser nur drei Zentimeter hoch steht „und die Einsatzkräfte den Eindruck haben, dass der Hausinhaber einfach weiter die Sportschau anschauen will“. Dies ist „ein klassisches Beispiel dafür, wie jeder selbst zupacken könnte“, anstatt einen teuren Einsatz auszulösen. In Bayern werden zudem pro Jahr 12 700 Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen ausgelöst. Raible: „Hier sind die Betreiber aufgefordert, ihre Anlagen regelmäßig warten zu lassen.“ Wenn es brennt, Menschen in Not sind und nach Unfällen Hilfe erwarten oder Gefahrenstoffe zu beseitigen sind – dafür halten sich die Feuerwehrangehörigen bereit, „lassen wichtige Arbeiten liegen, um ihren Dienst zu versehen“. Aber vor allem tagsüber komme die Feuerwehr zunehmend in Bedrängnis, wenn sie nicht nur in der Not, sondern zunehmend zu Kleineinsätzen gerufen wird, „bei denen wir aufpassen müssen, dass wir nicht Privatunternehmen in die Quere kommen“. Um die Tagesalarmsicherheit nicht zu gefährden, würden sich die Feuerwehren künftig auf ihr „Kerngeschäft“ konzentrieren müssen, betonte Raible.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
Feuerwehren
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