09.02.2011

Feuerwehren rufen zur Selbsthilfe auf

Feuerwehren sind mittlerweile Mädchen für alles Nicht jeder Einsatz notwendig – Feuerwehren rufen zur Selbsthilfe auf Landkreis Neu-Ulm. „Bei nicht allen dreitausend Feuerwehr-Einsätzen des vergangenen Jahres im Landkreis Neu-Ulm hätte die Feuerwehr ausrücken müssen“, erklärt Kreisbrandrat Alfred Raible. Immer häufiger greifen viele Mitbürgerinnen und Mitbürger vorschnell zum Handy, weil beispielsweise ein Ast auf dem Radweg liegt, obwohl dieser schnell mit einem Griff beiseite geschafft werden hätte können. Keineswegs wollen die Feuerwehren dazu aufrufen, sich selbst in Gefahr zu bringen: „Im Zweifel sollte immer der Notruf 112 abgesetzt und auf Eigenschutz geachtet werden“, führt der Kreisbrandrat weiter aus. Die Kehrseite bringt nämlich Probleme mit sich: Feuerwehrleute verlassen wegen eines „Ästchens“ ihren Arbeitsplatz, obwohl eigentlich jeder den Ast beseitigen hätten können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Dies führt immer häufiger zu Problemen mit dem Arbeitgeber, wenn es sich nur um eine „Lappalie“ handelt. Entgegen mancher landläufiger Ansicht wird in Bayern Feuerwehrdienst überwiegend ehrenamtlich geleistet. Dies bedeutet, dass der Feuerwehrangehörige tagsüber seinen Arbeitsplatz verlässt, wenn der Meldeempfänger oder die Sirene zum Einsatz rufen. Auch ein mit Wasser vollgelaufener Keller, der bei Eintreffen der Feuerwehr nur drei Zentimeter unter Wasser steht und wo die Einsatzkräfte den Eindruck besitzen, dass der Hausinhaber lieber weiter die Sportschau anschaut, als die Einsatzkräfte zu unterstützen, ist ein klassisches Beispiel dafür, wie jeder selbst zupacken könnte, anstatt zuzuschauen. Gleiches gilt für die bayernweit über 12.700 Fehlalarme pro Jahr, die durch Brandmeldeanlagen ausgelöst werden. Hier sind die Betreiber aufgefordert, ihre Anlagen regelmäßig warten zu lassen, um Fehlalarme zu vermeiden. Das Einsatzspektrum der Feuerwehren ist in den letzten Jahrzehnten immer vielfältiger geworden. Von der klassischen Brandbekämpfung bis hin zur immer anspruchsvoller werdenden technischen Hilfeleistung gibt es nahezu keinen Bereich mehr, wo die Feuerwehren nicht tätig werden müssen. Feuerwehren bekämpfen Brände aller Art, sei es der Mülltonnenbrand, ein PKW-Brand, ein Wohnhausbrand oder der Brand eines Reifenlagers in einem Industriebetrieb. Feuerwehren retten Menschen bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen, aus den oberen Stockwerken eines Hauses, wenn das Treppenhaus zu eng ist, wenn ein Hausbewohner sich nicht mehr meldet oder vermisst wird. Feuerwehren kümmern sich um auslaufendes Öl oder Gefahrstoffe wie Säuren und Laugen. Feuerwehren sind bei Zug-, Schiffs- oder Flugzeugunfällen ebenso zur Stelle, wie bei Wasser-, Sturm- und Hochwasserschäden. Rund 10.000 Personen in Bayern wurden von sogenannten „First Responder Einheiten“ im vergangenen Jahr betreut und überbrückten mit der „organisierten Erste Hilfe“ die Zeit, bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Bei Bränden konnten 1.700 Personen und bei Technischen Hilfeleistungen, z.B. bei Verkehrsunfällen, über 9.100 Personen gerettet werden. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung in der Bevölkerung, einer immer angespannteren Arbeitsmarktlage und einer immer schwieriger werdenden Sicherstellung der Tagesalarmsicherheit werden sich die Feuerwehren auf ihr „Kerngeschäft“ konzentrieren müssen. Und hierbei kann jeder mithelfen, in dem er beispielsweise nicht sofort nach der Feuerwehr ruft, sondern erst einmal überlegt, ob der das „Ästchen“ auf dem Radweg nicht selbst gefahrlos zur Seite legen kann.
Artikel von: Wilhelm Schmid
Feuerwehren
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