08.12.2010

Rothtal: Land unter

Sandsackverbau in Fahlheim
Land unter im Rothtal Landkreis Land unter heißt es seit Dienstagnachmittag im Rothtal. Am härtesten hat es den Markt Pfaffenhofen getroffen, wo die Feuerwehr über 24 Stunden im Dauereinsatz war. „Hier haben wir am meisten zu tun“, sagte Kreisbrandrat Alfred Raible gestern Mittag. Auch in Oberfahlheim trat die Roth, normalerweise ein kleiner Fluss, über die Ufer. Im Postweg mussten sogar Kamele aus ihrem überfluteten Stall geborgen werden. In Pfaffenhofen waren gestern Morgen noch rund 60 Feuerwehrleute im Einsatz - in der Nacht waren es noch mehr als doppelt so viele. Das Hochwassergebiet erstreckte sich von Erbishofen im Süden bis über Kadeltshofen im Norden. Schwerpunkte waren der tiefer gelegene Bereich der Diepertshofener Straße sowie die Ecke Espach/Holzschwanger Straße und die Umgebung der Brücken in den Ortsteilen Roth und Kadeltshofen. Insbesondere überflutete Straßen und Höfe machten den Einsatzkräften zu schaffen. Rund 30 Keller waren mit Wasser vollgelaufen und mussten ausgepumpt werden. Aus Sandsäcken wurden eiligst Wälle errichtet. Im Laufe der Nacht auf Mittwoch erhielt der Pfaffenhofener Kommandant Mathias Stölzle Unterstützung von Kreisbrandrat Alfred Raible, der zwei leistungsfähige Hochwasserpumpen des Landkreises anforderte. Als die Sandsäcke zuneige gingen, mussten weitere aus dem Lager der Neu-Ulmer Feuerwehr herangeschafft werden, berichtete Kommandant Stölzle. Auch Bürgermeister Josef Walz machte sich an Ort und Stelle ein Bild von der Lage, die sich nach seinen Worten noch nie so schlimm dargestellt hatte. Gestern Vormittag bekam die Marktgemeinde deshalb zusätzliche Unterstützung vom Technischen Hilfswerk und anderen Wehren aus dem Landkreis. Gestern Nachmittag ging das Hochwasser langsam zurück - entspannt war die Lage trotzdem aber noch nicht. „Der Grundwasserdruck steigt jetzt enorm“, sagte Stölzle. Dadurch könnten noch weitere Keller volllaufen. Eine Evakuierung der besonderen Art war wegen des Hochwassers in Oberfahlheim nötig geworden. Auf einer Kamelfarm im Postweg mussten drei Tiere, die bereits knöcheltief im Wasser standen, aus ihrem Stall befreit werden, berichtete der stellvertretende Kommandant Philipp Schwarz. Ein Wüstenschiff habe es schließlich nicht gerne feucht. Doch bevor die Kamele mit einem Anhänger abtransportiert werden konnten, musste extra der Tierarzt kommen, um den Tieren eine Beruhigungsspritze zu verpassen. Gefordert war die Fahlheimer Wehr, die gestern um 6.15 Uhr erstmals alarmiert worden war, außerdem auf zwei Anwesen, wo in den überfluteten Kellern Heizöl gelagert ist. „Da haben wir Tauchpumpen im Einsatz“, sagte Schwarz. In mehreren Häusern drang das Grundwasser in die Keller. Überflutet wurde außerdem eine Unterführung am Bahndamm beim Buschelbergsee, wo Bahnmitarbeiter einen Schaltschrank vom Stromnetz nehmen mussten. Ebenfalls „Land unter“ hieß es auf der anderen Seite der B 10, im sogenannten „Tal der Liebe“, wo der Zufahrtsweg für die Autos plötzlich in einer Seenlandschaft endete. Die Bewohner gelangten weder mit Fahrzeugen noch mit Gummistiefeln zu ihren Häusern. Auch die Fußgängerunterführung unter der Bundesstraße lief mit Wasser voll und musste gesperrt werden. In Weißenhorn musste die Feuerwehr ebenfalls einige Keller auspumpen, darunter den der Stadthalle. Schuld am unerwünschten Nass war hier das Grundwasser. Überflutet wurden außerdem Teile des Stadtparks und die Turnerwiese. Am frühen Nachmittag war der Einsatz bereits wieder beendet. „So schlimm wie in Pfaffenhofen hat es uns zum Glück nicht getroffen“, so das Fazit von Feuerwehrkommandant Wilhelm Schneider. „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Die Servicestelle des Wasserwirtschaftsamts in Krumbach gab gestern Nachmittag allerdings allgemeine Entwarnung. „Die Lage entspannt sich“, sagte Roland Peter. Sowohl an Roth, Mindel und Günz fallen die Pegel. Der Höchststand an der Roth sei gestern um die Mittagszeit erreicht worden. An Donau und Iller besteht bisher keine Hochwassergefahr. Am Pegel Bad Held in Neu-Ulm erreichte die Donau gestern Nachmittag eine Höhe von 2,83 Meter. „Das liegt weit unterhalb der Meldestufe“, so Peter.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
Feuerwehren
Fahlheim 1 (Unterfahlheim)WeißenhornPfaffenhofenFahlheim 2 (Oberfahlheim)
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