10.05.2010

Illertissen: Feuerwehr trauert um eine Jahrhundertchance

Bild: Wilhelm Schmid
Von Ronald Hinzpeter (Illertisser Zeitung) Illertissen Erik Riedel redet nicht lange herum: „Hier wurde eine Jahrhundertchance vertan.“ Die Stadt Illertissen wird das Grundstück der Baufirma Walser hinter der Schranne nicht kaufen - und das kann der Illertisser Feuerwehrkommandant nicht recht verstehen. Dort hätte er gerne den dringend nötigen Erweiterungsbau des Gerätehauses gesehen. Doch nun sollen dort Eigentumswohnungen entstehen. Seit die Nachricht am Dienstag in der Zeitung stand, grummelt es bei der Wehr. Ständig sei er darauf angesprochen worden, auch von Bürgern. Dabei habe er doch zusammen mit seinen Kameraden vor der Entscheidung des Stadtrates alles unternommen, damit es nicht so kommt, wie es kommt. Wie berichtet, will die Stadt das Vorkaufsrecht für das 4500 Quadratmeter große Gelände nicht ausüben. Deshalb kommt jemand anderes zum Zuge: die Baufirma Abenstein aus Ichenhausen. Sie will dort Wohnungen mit gehobener Ausstattung hochziehen, wie es heißt. Schon seit geraumer Zeit bemüht sich die Illertisser Wehr um das Gelände, denn ihr Gerätehaus passt nicht mehr so recht in die Zeit. Die Garagen sind viel zu kurz für die modernen langen Fahrzeuge, es fehlt an Umkleidemöglichkeiten und überhaupt an Platz. Das zwischen 1982 und 1984 hochgezogene Gebäude war nach Riedels Einschätzung „zu kurzsichtig geplant“. Deshalb warb die Feuerwehr bei den Kommunalpolitikern darum, dass die Stadt das Walser-Gelände kaufen möge, denn dort sei der ideale Platz für eine Erweiterung. „Aber wir stießen auf taube Ohren“, bedauert Riedel. „Wir wollten ja nicht das ganze Grundstück, wir wollten nur einen Teil.“ Doch nun sei das Kind in den Brunnen gefallen. Das Erweiterungsproblem ist in der Tat schon länger bekannt und Abhilfe längst angepeilt. Spätestens bis 2014 sollen die Pläne beschlossen und finanziert sein - quasi als Geburtstagsgeschenk, denn in diesem Jahr wird die Illertisser Wehr 150 Jahre alt. Doch wie die Dinge liegen, wird der größte von insgesamt drei Anbauten nun zwischen dem alten Gerätehaus und der Schranne hochgezogen. Ein bisschen eng, findet Riedel, außerdem müssen dann etliche Bäume fallen: „Die sind dann weg.“ „Ich will’s nur vorher sagen!“ Das deutlich größere Problem sieht er in den neuen Nachbarn auf dem Walser-Gelände, denn: Die Feuerwehr ist laut, und zwar manchmal Tag und Nacht: Bei der Atemschutzstrecke ist regelmäßig Trainingsbetrieb bis in die Abendstunden, die Fahrzeuge werden im Hof gepflegt - nach Einsätzen müssen sie noch während der Nacht gewaschen werden - beim Ausrücken knallen Türen, wird gerufen, quietschen Bremsen - und wenn die Fahrzeuge wiederkommen, geht das gleiche Spiel von vorne los. Riedel: „Eine Feuerwehr ist kein Kurhaus. Bei uns ist was los.“ Deshalb will er, dass den künftigen Bewohnern des Walser-Areals von vorneherein klar gemacht wird, wen sie nebendran haben. Lärm sei einfach unvermeidbar. Denn weichen will die Feuerwehr nicht, der Standort am Rathaus sei ideal: „Wir waren zuerst da. Ich will’s nur vorher sagen, denn nachher will’s keiner hören!“
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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