17.04.2010

Illertissen: Aktionstag an Illertisser Realschule zur Vermeidung von Verkehrsunf

Finger weg von Alkohol“ Für die Zehntklässler der Haupt- und Realschule Illertissen stand jetzt die Aktion „Disco-Fieber“ auf dem Stundenplan. Die Schüler bekamen Hinweise, wie sie Verkehrsunfälle vermeiden. ISABELL GAMPERLING Illertissen. Auf dem Parkplatz des Nautilla-Schwimmbades in Illertissen steht ein verbeulter Opel Corsa. Die beiden Insassen regen sich nicht. Ein Notruf wird abgesetzt. Wenige Minuten vergehen, dann kommt die Polizei. Sie sichert die Unfallstelle. Kurz darauf trifft der Rettungswagen ein. Die Sanitäter versorgen die Unfallopfer. Mit Blaulicht rückt auch die Feuerwehr an. Der Fahrer ist tot, der Beifahrer lebensgefährlich verletzt. Um ihn schonend aus dem Wrack zu bergen, müssen die Feuerwehrmänner das Dach des Autos aufschneiden. Dies alles nimmt Zeit in Anspruch. Aber sorgfältige Arbeit kann in Fällen wie diesem Leben retten. Glücklicherweise ist der Unfall nur simuliert. Er ist Teil der Aktion „Disco-Fieber“, die jetzt in der Johannes-von-La Salle-Realschule in Illertissen stattfand. Die Aktion soll dazu beigetragen, Disco-Unfälle zu vermeiden. Unfälle, die sich am Wochenende nach dem Besuch einer Disco zumeist in den frühen Morgenstunden ereignen und bei denen nicht selten junge Leute schwer verletzt oder sogar getötet werden. Organisiert wurde der Aktionstag von Realschullehrerin Stefanie Staudenmaier für alle Zehntklässler der Realschule und der Erhard-Vöhlin-Hauptschule. Staudenmaier ist Beauftragte für Sucht- und Drogenprävention. Träger des Präventionsprojekts ist die Landeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Bayern. Begonnen hatte der Tag für die fünf Klassen mit einem Vortrag von Roland Marz von der Illertisser Polizei. Er appellierte an die Schüler, sich nach einer Party von den Eltern abholen zu lassen oder bei Freunden zu übernachten. Auch Fahrgemeinschaften seien sinnvoll. „Und lasst als Fahrer die Finger von Alkohol und Drogen.“ Marz machte auch auf die „Aktion-tu-was“ aufmerksam, eine Initiative der Polizei für mehr Zivilcourage. Sie wurde ins Leben gerufen nach den brutalen Überfällen auf Menschen in U- und S-Bahnstationen in München. Markus Niehaus vom Rettungsdienst erklärte den Zehntklässlern in Illertissen, wie sie sich als künftige Autofahrer verhalten sollten, wenn sich ein Fahrzeug mit Blaulicht nähert. Und er ging näher auf den Faktor Zeit bei einem Verkehrsunfall ein: „Drei Minuten bedeuten ein Prozent mehr Letalität. Vor allem Blutungen im Bauch führen schnell zum Tod, da ist Zeit Leben.“ Wie nah die Übung an der Realität ist, darüber berichtete Joanna Sauter aus Obenhausen. „Ich konnte es am Anfang gar nicht glauben“, sagte sie im Bezug auf den tragischen Verkehrsunfall kurz vor Ostern in der Nähe von Weißenhorn, bei dem ein 20- und ein 21-Jähriger aus dem Landkreis Neu-Ulm ums Leben kamen. Die 16-jährige Hauptschülerin hatte beide Opfer gekannt. Über das Thema Glauben sprach am Dienstag Notfallseelsorgerin Rita Gruber. „Das glaub’ ich nicht, das kann nicht sein – so reagieren sehr viele beim plötzlichen Tod einer nahestehenden Person. Andere fangen an zu schreien. Ich bin dann einfach nur für sie da.“ Gruber hat kein offizielles Einsatzfahrzeug und auch kein Blaulicht, ihre Kraft liegt in der Ruhe. Ihre eindringliche Bitte an die Schüler am Ende ihres Vortrags: „Wenn ihr ein Problem habt, dann vertraut euch jemandem an. Sprechen hilft meistens.“ Aufmerksam schauten sich die Zehntklässler die kurzen Filme an, die zwischen den Vorträgen eingespielt wurden. „Das junge Mädchen, das sich hübsch macht, um ihrem Freund Blumen zu bringen, hat mich bewegt“, sagte Hauptschüler Tobias Klotz aus Kellmünz. Die junge Frau hatte bei einem Unfall ihr Bein und ihren Freund verloren. Im Film sah man sich am Holzkreuz an der Unfallstelle. „Man sollte auf keinen Fall zu einem ins Auto steigen, der getrunken hat“, merkte Tobias Klotz nachdenklich an. Realschüler Pamuk Bünyamin hat bereits seinen Führerschein. Der 17-Jährige darf sich in Begleitung eines Erwachsenen ans Steuer eines Autos setzen. „Ich hab’ mir vorgenommen, immer nüchtern zu fahren, auch wenn ich dann allein fahren darf“, sagte der Jugendliche aus Altenstadt. Der schlimme Unfall bei Weißenhorn war auch Gegenstand in Bünyamins Klasse. Mit ihrem Lehrer hatte die Klasse nach dem Ereignis über das Thema Alkohol am Steuer geredet.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
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