26.03.2010

Nersingen: Problemfall Führerschein

Nersinger Feuerwehr kooperiert bei Fahrerausbildung künftig mit Senden Seit der Einführung des Scheckkarten-Führerscheins fehlen den Feuerwehren junge Fahrer für mittlere und große Fahrzeuge. Die Gemeinde Nersingen kooperiert deshalb jetzt mit der Stadt Senden. CLAUDIA REICHERTER Nersingen. „Wir fragten in Senden an, ob es möglich ist, uns in das dortige, erfolgreiche System einzuklinken“, sagt der Nersinger Bürgermeister Erich Winkler. „Sonst hätten wir selbst etwas auf die Beine stellen müssen.“ Die Rede ist von der Möglichkeit für junge Feuerwehrleute, einen Führerschein zu machen, der es ihnen erlaubt, auch mittelgroße und große Einsatzfahrzeuge zu fahren. Die Stadt Senden habe eine Kooperation mit einer Fahrschule und ein entsprechendes Übungsfahrzeug. Dadurch, dass sich die Gemeinde Nersingen an diesem Angebot beteilige, werde es für junge Feuerwehrleute billiger, die entsprechende Fahrerlaubnis zu erwerben. Und für die Gemeinde auch, denn sie übernimmt 30 Prozent der Kosten – vorausgesetzt, die jungen Leute verpflichten sich, längere Zeit Mitglied der freiwilligen Feuerwehr zu bleiben. Für diesen Zuschuss sind 2010 erstmals 2000 Euro im kommunalen Haushalt eingestellt. Während der Haushaltsberatungen war dieses Thema deshalb angeschnitten worden. Während Autofahrer, die vor 1999 ihren Führerschein gemacht haben, auch kleine Lastwagen bis 7,5 Tonnen Gewicht fahren dürfen, ist das seit der Einführung des europaweit gültigen Scheckkarten-Führerscheins nicht mehr möglich. Jüngere Fahrer dürfen sich nur noch ans Steuer von Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen Gewicht setzen. Das reicht für Mehrzweckfahrzeuge wie VW-Busse, die viele Feuerwehren zu ihrer Ausstattung zählen. Nicht aber für die Tragkraftspritzenwagen (kurz TSF) der Fahlheimer und Nersinger Wehr. „Wir hatten zwar bislang noch keine Probleme, autorisierte Fahrer zu finden“, sagt Steffen Keppeler vom Bürgerbüro, der selbst der Nersinger Feuerwehr angehört. Bei anderen Wehren sei das aber zum Teil schon schwierig geworden. Deshalb sei es wichtig, auch dem Nersinger Nachwuchs die Möglichkeit zu bieten, die Lkw-Fahrerlaubnis zu erwerben. Zum bezahlbaren Preis. Denn ein regulärer Lkw-Führerschein kostet Keppeler zufolge „locker 3000 Euro“. „2000 Euro dafür selbst zu bezahlen, das wäre mir auch zu viel“, sagt er. Seit kurzem gibt es in Bayern zudem die Möglichkeit, spezielle Feuerwehrführerscheine zu erwerben. Die erlauben ihren Inhabern, Einsatzfahrzeuge bis 4,75 Tonnen zu fahren. Das deckt mittelgroße Löschwagen wie TSF ab. Löschgruppenfahrzeuge (kurz LF) und Gespanne hingegen sind auch mit der organisationsinternen Ausbildung und Prüfung tabu. Innenminister Joachim Herrmann sprach sich kürzlich beim Bayerischen Roten Kreuz dafür aus, dass der Spezialführerschein bald bis 7,5 Tonnen gilt. Denn vor demselben Problem wie die Feuerwehren stehen auch Rettungsdienste wie BRK und Wasserwacht. Im Bundesrat habe das Land Bayern ausdrücklich erklärt, dass die neue Regelung nur ein erster Schritt sein könne. Ob und wann sie überarbeitet wird, ist jedoch völlig ungewiss. Erschwerend kommt hinzu, dass neuere Einsatzfahrzeuge des kleinsten Bautyps von den Herstellern nicht mehr unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht gebaut werden, Von den 41 aktiven Männern und Frauen der Feuerwehr Nersingen-Leibi dürfen 12 das TSF fahren, sechs Maschinisten bedienen alle Rettungswagen inklusive des LF.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
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