21.03.2010

Neu-Ulm: Not am Mann bei der Feuerwehr

Von Stephanie Schuster Neu-Ulm Die Feuerwehr in Neu-Ulm stößt zunehmend an ihre Grenzen: Zum einen steigt das Gefahrenpotenzial im Stadtgebiet - etwa weil mit dem Wiley ein ganzes Viertel neu hinzugekommen ist. Zum anderen wird es immer schwieriger, genug freiwillige Feuerwehrler zu mobilisieren, da die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement generell sinkt - und auch, weil viele Helfer beruflich mobil sein müssen und nicht jederzeit verfügbar sein können. Die Stadt gab deshalb bereits Ende 2007 einen rund 40 000 Euro teuren Feuerwehrbedarfsplan in Auftrag. Die Ergebnisse stellte Robert Kroha von der beauftragten Firma Rinke nun dem Stadtrat vor. Zunächst habe man ein Schutzziel festgelegt: Bei einem Wohnungsbrand in Offenhausen etwa sollten acht Minuten nach der Alarmierung zehn Einsatzkräfte vor Ort sein, bei ländlicher Bebauungsstruktur hingegen reichen sechs Mann aus. Davon leitete man Kroha zufolge ab, wie viel Personal, wie viele Fahrzeuge und wie viele Feuerwehrhäuser nötig sind, um den gewünschten Schutz zu gewährleisten. Um sich in Sachen Personal ein Bild vom Ist-Zustand zu machen, habe man Feuerwehrmitglieder mit einem Chip ausgestattet, der über mehrere Monate hinweg jeden Einsatz registrierte. So ließ sich ableiten, wie viele Helfer mit welchen Qualifikationen zu welcher Tages- oder Nachtzeit wie schnell am Einsatzort waren. Das Fazit: Manche Stadtteile - Kommandant Rainer Daumann nannte Pfuhl und Reutti - sind sehr gut aufgestellt. Andernorts hapert es hingegen: In der Stadtmitte etwa haben von 50 Aktiven lediglich neun auch ihren Arbeitsplatz im Neu-Ulmer Zentrum. Sie sind somit tagsüber kaum - oder zumindest nicht schnell genug - verfügbar. Und die Wehren in den Stadtteilen Ludwigsfeld oder Holzschwang plagen Nachwuchssorgen. Das von Kroha präsentierte Soll-Konzept sieht daher sowohl eine Stärkung der hauptamtlichen als auch der ehrenamtlichen Komponente vor. Will heißen: zusätzliche Stellen schaffen und ordentlich Werbung fürs freiwillige Engagement machen. Hauptamtsleiter Anton Bullinger zufolge sind bereits vier neue Stellen im Stellenplan der Stadt vorgesehen. „Wir wollen aber unseren eigenen Nachwuchs Neu-Ulm-spezifisch ausbilden“, so Bullinger. 170 Bewerbungen von potenziellen Feuerwehrlehrlingen sind auf die Ausschreibung hin bei der Stadt eingegangen. 70 geeignete Bewerber dürfen im April am Auswahlverfahren teilnehmen. Um mehr Freiwillige zu rekrutieren, wolle man nicht nur die Jugendarbeit intensivieren und vermehrt Frauen zur Feuerwehr locken. Auch bei Studenten, die tagsüber Zeit haben, oder Mitarbeitern im Rathaus, die sich tagsüber im Stadtgebiet aufhalten, wolle man die Werbetrommel rühren. Denkbar sei auch, nahe der Neu-Ulmer Feuerwache günstigen Wohnraum für aktive Feuerwehrler zu schaffen, sagte Kroha. Was den Fuhrpark der Neu-Ulmer Wehr angeht, attestierte der Fachmann eine „leichte Überalterung“. Die derzeit 39 Fahrzeuge müssten somit nach und nach ersetzt werden. Laut Umsetzungsplan kommen auf die Stadt dadurch bis 2014 Kosten in Höhe von 3,1 Millionen Euro zu - langfristig, das heißt ab 2015, noch einmal 2,4 Millionen. Die Feuerwehrhäuser gaben keinen Anlass zur Klage, allein an der Wache in Pfuhl müsse etwas getan werden (siehe Bericht unten). Die Stadträte segneten den Bedarfsplan samt Fahrzeugkonzept - unter Vorbehalt der Finanzierbarkeit - einstimmig ab. Die Verwaltung wird nun konkrete Maßnahmen zur Förderung des Ehrenamts ausarbeiten.
Mit freundlicher Genehmigung der
Neu-Ulmer Zeitung
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Neu-Ulm LZ1Ludwigsfeld LZ2PfuhlReuttiHolzschwang LZ6Neu-Ulm Ständige Wache
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