15.03.2010

A 8 bei Elchingen: Busunfall

Bild: Wilhelm SchmidBild: Wilhelm SchmidBild: Wilhelm SchmidBild: Wilhelm SchmidBild: Wilhelm Schmid
Vorabveröffentlichung Bericht der Illertisser Zeitung Eine Urlaubsfahrt nach Kroatien ist am Sonntagmorgen für eine Reisegruppe aus Baden-Württemberg zu einem Albtraum geworden: Bei einem Bus-Unglück auf der Autobahn 8 nahe Elchingen (Lkr. Neu- Ulm) kamen zwei Menschen ums Leben, 16 weitere wurden schwer und mehr als 20 leicht verletzt. Eine 53-jährige Frau schwebte nach dem Unfall laut Polizeiangaben in Lebensgefahr. Der Doppeldecker-Bus war, in Richtung München fahrend, 1000 Meter nach der Anschlussstelle Ulm-Ost, nahe der Rastanlage Seligweiler, 500 Meter nach der Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg, von der Fahrbahn abgekommen. Das Fahrzeug stürzte einen etwa drei Meter hohen Abhang hinunter und blieb auf der Seite liegen. Ein Mann und eine Frau wurden so eingeklemmt, dass sie auch unter Zuhilfenahme von hydraulischem Rettungsgerät nur noch tot geborgen werden konnten. Beide waren über 60 Jahre alt. Die weiteren Verletzten wurden von den zahlreichen Feuerwehr-Einsatzkräften aus dem Fahrzeugwrack gerettet und dem Rettungsdienst übergeben. Auch Stunden nach dem Unglück waren an der Unfallstelle am Sonntagvormittag die Spuren noch deutlich zu sehen. Die dicken Reifen des Busses hatten tiefe Furchen in Schnee und Erdreich gerissen. Die Frontscheiben des Wracks waren geborsten und zum Teil von den Rettungskräften entfernt worden. Auch über die nach dem Unfall oben liegende Seite waren Einsatzkräfte ins Innere des Busses vorgedrungen. Neben dem Fahrerplatz baumelte ein Monitor an Kabeln. Makaber mutete die Aufschrift an der Seite des Fahrzeugs an: „Reisen Sie gut“ stand dort in großen, weißen Buchstaben auf schwarzem Grund. In den frühen Morgenstunden hatte der Bus, der zu einem Unternehmen aus Königsfeld (Schwarzwald-Baar-Kreis) gehörte, die 48 Frauen und Männer in verschiedenen Gemeinden in Baden-Württemberg eingesammelt. Zwei Busfahrer waren an Bord. Ziel war die Halbinsel Istrien an der Adria. Nur wenige Stunden nach Fahrtbeginn passierte das Unglück. Gegen 6.14 Uhr war die Unfallmeldung bei der Polizei eingegangen. Die Einsatzkräfte setzten sich mit einem Großaufgebot in Bewegung. Mehr als hundert Feuerwehrleute, ebenso viele vom Rettungsdienst, dazu Polizei und insgesamt zehn Hubschrauber setzten sich in Bewegung. Die Autobahn wurde für die Rettungs- und Bergungsarbeiten zwischen den Anschlussstellen Ulm-Ost und Oberelchingen zunächst in beiden Richtungen komplett gesperrt, später dann nur noch in Richtung München. 16 Menschen wurden nach Polizeiangaben schwer verletzt. Neun von ihnen wurden in Kliniken im weiten Umkreis geflogen: Regensburg, Ravensburg, Kempten, Augsburg, München und Ulm waren die Flugziele. Der Fahrer und mehr als 20 der Reisenden erlitten leichte Verletzungen. Sie wurden zu der Rastanlage Seligweiler gebracht und dort betreut. Ein Kriseninterventionsteam baute Zelte auf und versorgte die Menschen mit Decken und Kaffee. Im Laufe des Tages wurden die Menschen zurück in ihre Heimatorte gebracht. Die beiden Todesopfer sollten von ihren Angehörigen identifiziert werden. Zunächst war unklar, warum der drei Jahre alte Reisebus von der Fahrbahn abgekommen war. Einen technischen Defekt schloss die Polizei aus, auch ein anderer Verkehrsteilnehmer sei nicht in den Unfall verwickelt gewesen. Die Fahrbahn war zum Unfallzeitpunkt trocken. Vieles spreche für einen Fahrfehler des 37-jährigen Busfahrers, sagte ein Polizeisprecher. Möglicherweise sei er abgelenkt worden. Ein Fahrgast soll nach ersten Ermittlungen einen Hustenanfall bekommen haben. Bei der Fahrt habe es sich um eine Auftragsfahrt für eine andere Firma gehandelt, sagte Stefan Rapp, Junior-Chef des gleichnamigen Busunternehmens, am Sonntag. Er hoffe auf eine schnelle Aufklärung der Unfallursache. Rapp bestätigte, dass die zwei Fahrer an Bord Angestellte der Königsfelder Firma sind. Das Unglück bedeute „den schwersten Schlag in der Unternehmensgeschichte“, wird Rapp zitiert. Nachdem die Unfallstelle in unmittelbarer Nähe der Landesgrenze lag – 500 Meter davor stand die Tafel „Freistaat Bayern“ – wurden Rettungskräfte aus beiden Bundesländern alarmiert. Deren Zusammenarbeit gestaltete sich, wie Sprecher von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst übereinstimmend bestätigten, reibungslos. Gut drei Stunden nach dem Unfall konnte der umgestürzte Doppelstockbus mithilfe zweier Kranfahrzeuge wieder auf die Räder gestellt werden. Dann konnte die Feuerwehr daran gehen, auslaufende Betriebsstoffe aufzunehmen und anschließend wurde verunreinigtes Erdreich ausgegraben. Der verunglückte Bus wurde am frühen Nachmittag abtransportiert, so dass die Fahrbahn in Richtung München um 13.15 Uhr, also genau sieben Stunden nach dem Unfall, wieder freigegeben werden konnte. Bis dahin war der Verkehr ab Ulm-Ost ausgeleitet worden. Noch an der Einsatzstelle hatte zuvor auf Anweisung der Staatsanwaltschaft ein Sachverständiger das Unfallfahrzeug untersucht.
Artikel von: Wilhelm Schmid
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