10.03.2010

Illertissen: Schlammflut im trauten Heim

Bild: Wilhelm SchmidBild: Wilhelm SchmidBild: Wilhelm Schmid
Von Wilhelm Schmid Illertissen „Wenig Geld, aber viel Arbeit“ hat der 48-jährige Tran Dinh Lang in die Renovierung seiner Doppelhaushälfte an der Vöhlinstraße gesteckt. Vor sechs Jahren kaufte er das Häuschen, um darin mit seiner Frau und drei Kindern zu wohnen. Jede freie Minute hat der gebürtige Vietnamese, der bei einem Illertisser Betrieb als Schlosser arbeitet, dafür eingesetzt, seiner Familie ein schönes Heim zu bereiten. Schon von außen macht alles einen freundlichen Eindruck: Die Wände sind hell gestrichen; breite Glastüren lassen viel Licht über die Terrasse ins Wohnzimmer dringen, das mit Laminatboden ausgelegt ist. Am gestrigen Dienstag, vormittags gegen elf Uhr, war es plötzlich vorbei mit der Idylle: Wie ein Sturzbach kam ein Strom aus Wasser und Schlamm über die Böschung hinter dem Haus herunter, und was die rückwärtige Wohnungstüre nicht aufhalten konnte, ergoss sich in die Wohnung. Auf der Terrasse stand der Schlamm gut zwanzig Zentimeter hoch. Ursache war das, was man in der Stadt seit Wochen befürchtete: Durch die Inbetriebnahme des neuen Hochbehälters am „Tannenbühl“ bei Jedesheim erhöhte sich am Dienstagvormittag der Druck im Wasserleitungsnetz. Das war zwar erwünscht, doch wird erwartet, dass dem nicht alle Dichtungen standhalten. Die Hausbesitzer in der Kernstadt und in Dornweiler waren immer wieder auf die Gefahren der Druckerhöhung hingewiesen worden. Dass es nun gleich an einer zentralen Stelle des städtischen Rohrnetzes zu einem Bruch kommen würde, hatte man doch nicht geahnt: Unmittelbar am Auslauf des bisherigen Hochbehälters an der Schlossallee war offensichtlich eine Hauptleitung gebrochen, was dazu führte, dass sich unterhalb des Behälter-Gebäudes ein Loch mit etwa einem halben Meter Durchmesser auftat. Aus dem ergoss sich ein Wasserstrom über den bewaldeten Hang zur Vöhlinstraße hinunter. Stadtverwaltung lässt putzen Zusammen mit dem mitgerissenen Waldboden entstand so ein schlammiger Sturzbach, der sich seinen Weg auch durch die Wohnung von Tran Dinh Lang bahnte. Die benachbarte Doppelhaushälfte wurde zwar nur von außen her umspült, aber auch dort befürchtet die Hausbesitzerin Schäden im Mauerwerk. Glücklicherweise sind die Gebäude nicht unterkellert. Unterhalb der Häuser auf der Südseite der Vöhlinstraße lief das Wasser auf die Straße hinaus. Der Städtische Bauhof und die Freiwillige Feuerwehr rückten mit mehreren Fahrzeugen und Einsatzkräften aus: Die Wasserleitung im Behälter an der Schlossallee wurde zunächst abgeschiebert und dann auf andere Rohre umgeleitet, sodass die Versorgung nur kurzzeitig beeinträchtigt war. Mit Tauchpumpen und Sauggeräten wurde das Wasser aus der Wohnung und den umgebenden Lichtschächten abgesaugt, und von einem Radlader des Bauhofs aus wurden Sandsäcke zum Schutz der Häuser ausgelegt. Die Stadt beauftragte ein Gebäudereinigungs-Unternehmen, um die Wohnung der deutsch-vietnamesischen Familie zu säubern. Stadtkämmerer Markus Weiß geht davon aus, dass der Schaden an und in den Häusern an der Vöhlinstraße, dessen Höhe noch nicht genau beziffert werden konnte, durch die städtische Versicherung übernommen wird.
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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