03.03.2010

Kreis Neu-Ulm: Nachsorge nach schlimmen Einsätzen

Ein psychologischer Nachsorgedienst kümmert sich um Feuerwehrangehörige, die nach Einsätzen mit belastenden Situationen klarkommen müssen. 45 Menschen haben die Feuerwehrleute aus dem Landkreis Neu-Ulm im vergangenen Jahr bei Gebäudebränden gerettet. Insgesamt 25 Verunglückte konnten sie nur noch tot bergen. Die Zahl der Einsätze stieg im Vergleich zum Vorjahr um 363. 203 Mal rückten sie aufgrund von Fehlalarmen aus, die defekte Gefahrenmelder absetzten. Das hat Kreisbrandrat Alfred Raible in der Kommandantenversammlung der Kreisfeuerwehr berichtet. "Die Anzahl der Selbstmorde zum Jahreswechsel war erschreckend", sagte er und berichtete unter anderem über den Einsatz am 29. Dezember, nachdem ein Autofahrer in Selbstmordabsicht falsch auf die A 7 aufgefahren und frontal in ein anderes Fahrzeug geprallt war. Dabei starb wie berichtet ein Familienvater, die beiden Kinder, die im Auto saßen, wurden zu Halbwaisen. Bei einem anderen Unglück war ein mit 40 Tonnen Bierdosen beladener Sattelzug an der Autobahnausfahrt Illertissen in den Straßengraben gefahren und hatte Feuer gefangen. Zwar hatten die Rettungskräfte den Fahrer lebend aus dem Wrack geborgen, im Krankenhaus mussten dem Mann jedoch beide Beine abgenommen werden. Das sind zwei von zahllosen Situationen, mit denen Feuerwehrleute immer wieder konfrontiert werden. "Wer ist für uns da, wenn wir von den Einsätzen zurückkehren?", fragte Wolfgang Dirscherl, Diakon der Katholischen Kirche aus Lindenberg im Allgäu. Deshalb gibt es seit drei Jahren ein Nachsorgeteam für die Feuerwehren in Schwaben. Mit dessen Hilfe sollen Feuerwehrleute, die nach Einsätzen traumatische Bilder verarbeiten müssen, kompetente Ansprechpartner finden. Ziel des psychologisch geschulten Teams sei es, die Belastungen für die Einsatzkräfte zu mindern - aber auch, deren psychische Belastbarkeit zu erhöhen. Bisher gebe es in Bayern nur noch ein weiteres solches Teams: in Oberbayern. Er oder einer der anderen Fachleute seien jederzeit zu erreichen, berichtete Wolfgang Dirscherl. Landrat Erich Josef Geßner würdigte die Feuerwehrarbeit, die Werte wie Solidarität und Pflichtbewusstsein vermittle. 2009 habe der Landkreis 254 000 Euro für die Wehren zur Verfügung gestellt. Größter Einzelposten sei mit 100 000 Euro der Betrieb der Einsatzzentrale in Neu-Ulm. Auch der Vöhringer Bürgermeister Karl Janson erinnerte an die physischen und psychischen Belastungen, denen Feuerwehrleute ausgesetzt sind. Er dankte der Feuerwehr für ihren Dienst am Nächsten.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
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