13.11.2009

Illertissen: Feuerwehrleute fühlen sich ausgebremst

Von Jens Carsten (Illertisser Zeitung) Illertissen Wenn’s brennt, ist Eile geboten: Zehn Minuten, nachdem ein Notruf eingegangen ist, sollten Feuerwehrleute vor Ort sein. So steht es in der sogenannten Vollzugsbekanntmachung - einer Erläuterung - zum bayerischen Feuerwehrgesetz. Bislang klappt das in Illertissen auch ganz gut, sagt Kreisbrandrat Alfred Raible. Doch nun sollen die Tempo-30-Zonen in Illertissen im Rahmen eines neuen Verkehrskonzeptes ausgeweitet werden (wir berichteten). Dass die Frist dann noch eingehalten werden kann, hält Raible für fraglich. Der Stadtrat hat Mitte Oktober beschlossen, die geschwindigkeitsregulierten Bereiche in Illertissen auszuweiten (siehe Info). Auch die Vöhlinstraße wird bis zur Pointstraße zur 20er-Zone - dann liegt auch die Zufahrt zum Feuerwehrhaus im verkehrsberuhigten Bereich. Die neuen Zonen bereiten Erik Riedel, dem Kommandanten der Illertisser Feuerwehr, „ein bisschen Bauchweh“. Er befürchtet, dass die Kameraden, die per Piepser verständigt werden und dann von zu Hause oder ihrem Arbeitsplatz zum Feuerwehrhaus fahren, nicht schnell genug dort ankommen. Schon mit der jetzigen Situation in der Innenstadt hätten die Löschkräfte bei Einsätzen tagsüber im Berufsverkehr Schwierigkeiten. „Ein Großteil der Leute rückt kreuz und quer durch die Wohngebiete an.“ Auf dem Weg zum Einsatz haben Einsatzkräfte Sonderrechte, erläutert Roland Marz, Verkehrssachbearbeiter der Illertisser Polizei. Nach Paragraf 35 der Straßenverkehrsordnung dürfen Feuerwehrleute auf dem Weg zum Einsatz auch am Steuer ihres privaten Autos aufs Gas drücken oder entgegen der Fahrtrichtung in die Einbahnstraße. Polizei: Einsatzkräfte dürfen Verkehr nicht gefährden Allerdings gibt es Einschränkungen: „100 Stundenkilometer in einer 30er-Zone, das geht nicht“, sagt Marz. Und fügt an: „Die Fahrweise muss verhältnismäßig sein, die Einsatzkräfte dürfen den übrigen Verkehr nicht gefährden.“ Das gelingt offenbar nicht immer. Polizist Marz erinnert sich an einen Fall im vergangenen Jahr: Der Fahrer eines Rettungswagens preschte mit Blaulicht über eine Kreuzung und übersah dabei ein Auto - es gab einen Zusammenstoß. Marz: „Da war der Sanka-Fahrer natürlich mit dran.“ Bürgermeisterin Marita Kaiser sagt, die Sonderrechte würden auch durch die Illertisser Verkehrsüberwachung anerkannt, etwa wenn ein Feuerwehrmann geblitzt werde: „Auf der Fahrt zum Einsatz drücken sie ein Auge zu.“ Kreisbrandrat Raible glaubt dennoch, dass neue 30er-Zonen in Illertissen die Einsätze verzögern würden. „Das könnte Probleme geben.“ Ebenso Kommandant Riedel: „Da geht es um Sekunden.“ Beide wünschen sich weitere Gespräche zu diesem Thema. Nicht „ganz so dramatisch“ beurteilt die Lage Dr. Wilfried Hiebl, der Leiter des Hintergrunddienstes des Roten Kreuzes: „Obwohl wir uns theoretisch an die Beschränkungen halten müssten, toleriert die Polizei Geschwindigkeitsüberschreitungen.“ Seine Mitarbeiter werden nachts oder am Wochenende bei Notrufen verständigt, wenn die regulären Retter bereits im Einsatz sind. Eine gesetzliche Frist gebe es zwar nicht, aber fünf Minuten nach Alarm sollten die Retter ausrücken, sagt Dr. Hiebl. Immerhin könne es um eine Wiederbelebung gehen: „Nach acht Minuten brauche ich eigentlich nicht mehr reanimieren.“ Für Hiebl, der in Jedesheim wohnt, ist die Zeitvorgabe kein Problem: „Ich bin in drei bis vier Minuten an der Wache, ohne groß zu schnell zu fahren. Zügiger als jemand, der in der Auer Straße wohnt.“
Mit freundlicher Genehmigung der
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