11.08.2009

Vöhringen: Polizei schließt Verbrechen aus

Am Montag gab es traurige Gewissheit: Das kleine Mädchen, das am Freitagabend in den Mühlbach gestürzt war, ist ertrunken.
Ein Verbrechen schließt die Polizei damit wohl aus. Gestern Mittag untersuchte ein Rechtsmediziner die Leiche des Kindes. Das Ergebnis: Nach dem derzeitigen Kenntnisstand gebe es keine Hinweise, die auf ein vorsätzliches Tötungsdelikt hindeuten, sagte Christian Owsinski, der Pressesprecher der Polizeipräsidiums Schwaben Süd-West in Kempten.
Dennoch dauerten die Ermittlungen der Kriminalpolizei an. Nun geht es um die Aufsichtspflicht. Owsinski: „Trotz des tragischen Schicksals hat die Polizei nun die schwere Aufgabe, zu ermitteln, ob die Eltern diese Pflicht verletzt haben.“ Die Erkenntnisse werden an die Staatsanwaltschaft übermittelt.
Das Unglück vom vergangenen Freitag könnte die Diskussion um die Sicherheit an Mühlbach und Wielandkanal entfachen. In den vergangenen Jahren kamen in den Gewässern immer wieder Menschen ums Leben.
Ein Rückblick. Im August 2004 ertrank ein 52-jähriger Mann aus einer Vöhringer Nachbargemeinde im Wielandkanal. Er war auf dem Nachhauseweg von einem Fußballspiel in Au vermutlich in der Dunkelheit mit seinem Fahrrad vom Dammweg des Kanals abgekommen und ins Wasser gestürzt. Im September vergangenen Jahres fand ein Mitarbeiter der Wielandwerke einen Toten am Rechen. Bei dem Opfer handelte es sich um einen 72-Jährigen aus Illertissen. Er hatte beim Radfahren einen Herzinfarkt erlitten und war in den Kanal gefallen.
Eine Sprecherin der Firma Wieland bezeichnete den Tod des Mädchens als „tragischen Fall“. Wieland sei aber grundsätzlich auf Unfälle, auch auf Unglücksfälle, vorbereitet. Es werde ein vorgegebener Kreis an Helfern alarmiert, zudem gebe es im Werk ein sogenanntes Unfallnachsorge-Team, das sich um Mitarbeiter kümmere, die bei Unfällen zufällig oder als Helfer einer psychischen Belastung ausgesetzt werden.
Werner Bräuer, der Sprecher der Polizeiinspektion Illertissen, kann sich an zwei Unfälle rund um den Kanal erinnern: „Es ist aber nicht so, dass ständig jemand hinein fällt.“ Der Mühlbach fließe durch ganz Vöhringen: „Da passiert alle Jahre wieder mal etwas.“ Der gesamte Verlauf sei wohl kaum zu sichern, vermutet Bräuer: „Das wird nicht möglich sein. Da gibt es nur eine einfache Hecke.“
Ein Anwohner am Wielandkanal steht an seinem Gartenzaun. Von dem Rettungseinsatz am Freitagabend hat er nichts mitbekommen. Aber Unfälle am Wasser gebe es immer wieder: „Es passiert nicht häufig etwas. Aber es passiert.“ Seit 46 Jahren wohnt er in der Straße „Zwischen den Bächen“ - der Kanal vorne, hinten im Garten fließt der Mühlbach vorbei. Der Bach gehe einem bis zur Brust, seine Eltern hätten ihm von klein auf das Schwimmen beigebracht. Der Mann hat leidvolle Erfahrung mit dem Kanal gemacht. In den 1960ern sei sein Cousin darin ertrunken. Und in den 1970ern, als die Vöhringer Festwoche noch drüben auf dem Areal des heutigen Wielandparkplatzes statt gefunden habe, da sei der Kanal immer leer gewesen. Nur einige Handbreit hoch war das Wasser. „Ertrunken ist damals trotzdem einer.“
Von der Stadt Vöhringen war am Montag trotz mehrfacher Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten.
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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